Katholische Kirche in Frankenstein birgt Überraschungen

 Die kleine Frankensteiner Kirche wird von Wohnhäusern begrenzt

Die kleine Frankensteiner Kirche wird von Wohnhäusern begrenzt. Foto: Andrea Zimmermann

 

VON ANDREA ZIMMERMANN

Wer die Hauptstraße Frankensteins Richtung Kaiserslautern einschlägt, fährt leicht an der katholischen Kirche vorbei, ohne sie wahrzunehmen. Mit ihrem kleinen Türmchen ist sie unauffällig in die Häuserreihen eingebettet. Im Inneren jedoch überrascht das Kirchlein durch kunstvolle Ausstattung, besonders durch die Wandreliefs des Münchener Künstlers und Professors Paul Thalheimer.

Eine bemerkenswerte Geschichte hat die Kirche Allerheiligste Dreifaltigkeit Frankenstein, die heute zur Pfarrei Heiliger Johannes XXIII. Lambrecht gehört. Als Frankenstein 1933 ein eigenes kleines Gotteshaus erhielt, war das Dorf noch Weidenthaler Filialgemeinde.Vormals diente das Gebäude in der Hauptstraße als Synagoge, wurde ab 1932 zum katholischen Gotteshaus umgebaut. Metzger Nathan Abraham hatte in den 1830er-Jahren die ursprüngliche Synagoge in einem Wohnstallhaus eingerichtet. Über mehrere Jahrzehnte war dieses Gebäude Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens. Die Zahl der jüdischen Einwohner ging aber bis zum Ende des Jahrhunderts drastisch zurück, 1908 wurden nur noch acht jüdische Einwohner in Frankenstein gezählt, die jüdische Gemeinde war aufgelöst worden.

Bischof Sebastian bezahlte das Haus aus eigener Tasche

Nach dem Tod von Julius Kaufmann, dem letzten Besitzer, erwarb der in Frankenstein geborene Speyerer Bischof Ludwig Sebastian (1862-1943) vom Präsidenten der israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz Grundstück und Haus auf eigene Kosten. Der Synagogenteil wurde geschenkt mit der Auflage, ihn als religiösen Raum zu nutzen.

Koordinator vor Ort beim Umbau des Hauses zu einer kleinen Kirche war Pfarrer Johannes Kräber aus Weidenthal. Als Architekten konnte man Paul Klostermann aus Kaiserslautern gewinnen, der auf alle Bauleitungsgebühren verzichtete. Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf 12.500 Mark. Die Grundsteinlegung erfolgte am 9. Oktober 1932. Die beiden Glocken der Frankensteiner Kirche, St. Maria (178 Kilo) und St. Ludwig (120 Kilo), wurden von der Gießerei Hamm in Frankenthal gegossen.

Über der rechteckigen Eingangstür grüßt den Besucher eine Sandsteinrelief der Dreifaltigkeit, angefertigt vom Speyerer Bildhauer Höpfel. An der Chorwand ist die Figur der Muttergottes mit dem Kind angebracht, eine gelungene Nachbildung einer Arbeit aus der Schule von Tilman Riemenschneider. Der Innenraum mit seinen 40 Sitzplätzen im Schiff und 20 auf der Empore überrascht durch seine künstlerische Ausstattung.

Wandgemälde von  Paul Thalheimer 

Neben dem Altar aus weißem Sandstein steht die Kanzel mit einem Halbrelief, das den lehrenden Jesus inmitten einer Menge zeigt. An der Wand zur Straße ist eine Madonna im Schutzmantel aufgestellt, gleichfalls aus der Werkstatt Höpfels. Über dem Altar befindet sich ein Wandgemälde von Paul Thalheimer, der Heiligsten Dreifaltigkeit gewidmet. Daran schließen sich zu beiden Seiten zahlreiche Bilder von Heiligen an. Der Künstler schuf zudem den Kreuzweg und stiftete ihn der Gemeinde. Nach ihrer Fertigstellung schenkte Bischof Sebastian die Kirche der Katholischen Kirchenstiftung Frankenstein.

An den großen Förderer der Kirche erinnern die Grabplatte im Mittelgang und das Wappen Bischofs Ludwig Sebastian, der zeitlebens als entschiedener Gegner der Nationalsozialisten auftrat. Sein Bruder im Geiste war Professor Thalheimer, ebenfalls überzeugter NS-Gegner.

Der Münchener Künstler (1884-1948) gestaltete übrigens in der Bad Dürkheimer Ludwigskirche ein Altarbild, das Adolf Hitler als einen der Verbrecher am Kreuz neben Jesus zeigt. Das bis heute erhaltene Gemälde wurde überraschenderweise in der NS-Zeit nicht beanstandet.