Baufinanzierung: Welche Rolle das Alter spielt

Das Alter ist in der Regel kein Hinderungsgrund bei der Immobilienfinanzierung. Die Laufzeit muss aber gut geplant werden.  Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Das Alter ist in der Regel kein Hinderungsgrund bei der Immobilienfinanzierung. Die Laufzeit muss aber gut geplant werden.  Foto: Christin Klose/dpa-tmn

 

Manche Träume erfüllen sich erst spät im Leben. Die eigenen vier Wände leisten sich manche erst mit 50 statt mit 30. Was hat das für Folgen für die Finanzierung?

50 ist das neue 30 – das gilt nicht nur für den runden Geburtstag, sondern auch bei der Baufinanzierung. Ü-50-Kunden sind heute meist so beliebt bei den Banken wie früher die jüngeren Kunden.

Vorbei die Zeiten, da ältere Menschen allein wegen der Anzahl ihrer Lebensjahre fürchten mussten, keinen Kredit mehr zu bekommen. Heute haben die Geldinstitute die Vorzüge dieser Klientel erkannt. Und es gibt klare Vorschriften, wie mit älteren Kunden umzugehen ist.

Alter allein ist kein Kriterium

Das Alter allein ist kein Hinderungsgrund für die Kreditvergabe, fand die Stiftung Warentest Anfang dieses Jahres bei einer Umfrage unter 73 Baufinanzierern heraus. Auch die Verbraucherzentrale Bremen beobachtet diesen Trend. „Wenn ein Kredit abgelehnt wird, dann eher aus Bonitäts- als aus Altersgründen“, sagt Anke Behn, Beraterin für Finanzdienstleistungen.

Da aber das Alter ein wichtiges Merkmal bei der Ermittlung der Bonität eines Kunden ist, fließt es indirekt eben doch in die Bewertung der Kreditwürdigkeit ein. „Man kann ja nicht drumherumreden, dass die verbleibende Lebenserwartung von über 50-jährigen im Durchschnitt deutlich geringer ist als bei 20- oder 30-Jährigen“, sagt Dirk Stein vom Bundesverband deutscher Banken. „Die Banken müssen dem Kunden eine Baufinanzierung anbieten, die für ihn auch zu tilgen ist. Da fallen die Laufzeiten für Ältere in der Regel kürzer aus als bei jüngeren Kunden.“

Schulden müssen zurückzahlbar sein

Es gibt kein offizielles Höchstalter für die Vergabe von Immobilienkrediten. „Den EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinien zufolge müssen Banken jedoch darauf achten, dass der Darlehensnehmer seine Kreditschulden innerhalb seiner statistischen Lebenserwartung vollständig zurückzahlen kann. Häufig nehmen Banken den 75. Geburtstag des Kreditnehmers als Datum, bis zu dem der Kredit für Rentner getilgt sein muss“, erklärt Kai Weber von der Dr.-Klein-Baufinanzierung, einem bundesweit tätigen Finanzdienstleister.

Wer also mit Mitte 50 ein Haus finanzieren will, hat noch Zeit. „Eine Finanzierung über zehn oder 15 Jahre ist aus Altersgründen völlig unproblematisch“, meint Dirk Stein.

Immobilie dient als Sicherheit

Allerdings hat die EU-Immobilienkreditlinie auch Nachteile für ältere Kunden. „Im Gegensatz zu der Zeit davor werden die Lage der geplanten Immobilie, der Wert bereits vorhandenen Wohneigentums oder die Lebenslage des potenziellen Kreditnehmers nicht mehr berücksichtigt. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Kreditwürdigkeit und dem Alter“, betont Kai Weber. „Nach wie vor werden aber bei jeder Immobilienfinanzierung – also auch bei älteren Kunden – das zu finanzierende Gebäude oder die Wohnung als Sicherheit genutzt“, stellt Dirk Stein klar.

Laufzeit der Finanzierung gut planen

Eigentümer, die im höheren Alter eine Baufinanzierung in Angriff nehmen, sollten sich bewusst sein, dass sich mit ihrem Renteneintritt die finanziellen Verhältnisse ändern. In vielen Fällen ist das monatliche Budget dann deutlich kleiner als vorher. „Ziel sollte sein, im Alter von 65 oder 67 Jahren die Baufinanzierung möglichst vollständig abgeschlossen zu haben“, rät Kai Weber.

Das sieht auch Verbraucherschützerin Anke Behn so. „Manchen Kreditnehmern ist nicht bewusst, wie viel geringer die Rente im Vergleich zum bisherigen Einkommen sein wird. Dadurch könnten einige dann in finanzielle Schwierigkeiten geraten.“

Für die Zeit der Rente: Flexibilität ist wichtig

Wer darauf angewiesen ist, den Kredit über das Renteneintrittsalter hinaus abzuzahlen, sollte eine flexible Finanzierung vereinbaren. Es gibt die Möglichkeit, nach dem Rentenbeginn deutlich geringere Raten zu zahlen als vorher. Der Kunde kann durchaus für die ersten Jahre der Kreditlaufzeit, wenn er noch im Arbeitsleben steht, höhere Raten vereinbaren. Geht er dann in Rente, sinkt die Ratenhöhe.

Auch ein Tilgungssatzwechsel oder Sondertilgungen sind möglich, zum Beispiel, wenn eine Lebensversicherung fällig wird. So sinkt die monatliche Belastung im Alter. „Allerdings muss der Kunde diese Flexibilität der Finanzierung vor Vertragsabschluss mit der Bank vereinbaren. Später lässt sich das nicht mehr nachholen“, sagt Stein.

Gut dran sind Bankkunden, die viel Eigenkapital einbringen können. „Das sind in der Ü-50-Gruppe sehr viele“, sagt Dirk Stein. „In der Regel verdienen sie mehr Geld als jüngere Leute, die erst am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen.“

Und sie haben oft Rücklagen in Form von Lebensversicherungen oder Wertpapieren. „Im Schnitt haben 50- bis 59-Jährigen ein doppelt so hohes Vermögen wie 30- bis 39-Jährige. Das macht sie für Banken zu einer solventen Zielgruppe“, so Weber. (dpa)