Umbaumaßnahmen: Burg Lichtenberg wird barrierefrei

Bis ganz zum Bergfried geht es nicht ohne Barrieren, aber nahe dran: Ein Plattformlift zweigt vom Rundweg ab. Noch ist er nur installiert und nicht in Betrieb. Ob sein geschulter Bediener per Klingel oder per Anruf angefordert wird, steht noch nicht fest. Foto: Gilcher




VON KLAUDIA GILCHER

Das Urweltmuseum Geoskop, die Jugendherberge und das Restaurant auf Burg Lichtenberg sind schon länger barrierefrei. Auch eine Behindertentoilette gibt es. Nur genutzt hat das Besuchern lange wenig. Die Zuwegung nämlich war voller Hürden. Jetzt ist der  barrierefreie Ausbau der größten Burganlage der Pfalz  auf der Zielgeraden.


Menschen, die im Rollstuhl sitzen, Gehhilfen benötigen oder allgemein schwach zu Fuß sind, auch Eltern mit Kinderwagen und Besucher mit schlechtem oder ohne Augenlicht – sie alle hatten in der Vergangenheit wenig Spaß am Besuch von Burg Lichtenberg nahe Kusel, grob gesagt auf halber Strecke zwischen Kaiserslautern und Trier. Die  Wege waren holprig und einheitlich grau, die Neigungen und Steigungen erheblich, die Beleuchtung schummrig. Schon die drei Burgtore vom Parkplatz aus zu erreichen, war beschwerlich. Ohne Hilfe konnten längst nicht alle Menschen zu Bergfried,  Jugendherberge,  Urweltmuseum und  Musikantenlandmuseum oder Restaurant gelangen und auch nicht  zu den Sälen für Familienfeste, Konzerte, Vorträge  und Ausstellungen, ja nicht einmal zur Kirche auf dem Gelände.

Bereits   2015 nahmen vor diesem Hintergrund  Pläne Gestalt an, die  Burg  zum  Flaggschiff einer Modellregion „Tourismus für alle – Pfälzer Bergland“ zu machen. Befeuert wurde der Plan vom inklusiven  Fremdenverkehrsprogramm „Tourismus für alle“, in dem das Land Rheinland-Pfalz und die Europäische Union für Projekte wie den Umbau von Burg Lichtenberg 85 Prozent der Kosten zuschießen.

Mit 425 Metern Länge gilt Burg Lichtenberg als größte Ruine der Pfalz. Hochgezogen wurde sie vor gut 800 Jahren  – illegal, auch nach damaligem Baurecht. Denn die Veldenzer Grafen, deren Linie später in der Pfalz-Zweibrücker aufging,  hatten auf  Boden gebaut, der ihnen gar nicht gehörte. Geschleift wurde die Burg trotzdem nicht, sondern sogar erweitert. Erst gab es wohl eine weitere  Burg in direkter Nachbarschaft, dann  wuchsen die beiden Anlagen zusammen. Die Mauern wurden weiter verstärkt, die Verteidigungslinie ausgebaut. Eingenommen wurde Burg Lichtenberg tatsächlich nie, ihr Ende kam durch ein Feuer im Jahr 1799. Allerdings war sie da laut zeitgenössischer Quellen schon recht verwahrlost. Ihre wechselnden  blaublütigen und später weltlichen Herren  scherten sich wenig um Sanierungen. Erst, als die Burg 1971 zum Kreis Kusel kam, nahm die Restaurierung Fahrt auf. Ihr vorläufiger Höhepunkt ist der barrierefreie Ausbau, für den der Landkreis eigens einen Projektmanager eingestellt hat.


Rundweg, Lifte und taktile Infopunkte auf Burg Lichtenberg


2,4 Millionen Euro Baukosten sind veranschlagt und werden gefördert. Um die gesamte Burg für alle aus eigener Kraft erlebbar zu machen, reicht dieses Geld nicht.  Bereits früh in der Planungsphase war klar, dass etwa der Bergfried und Teile der Toranlagen nicht angetastet werden würden. Die beteiligten Ausschüsse machten finanzielle Gründe geltend, aber auch die Atmosphäre und die Bausubstanz der bereits seit 1895 denkmalgeschützten Burg, die nicht durch zu viele neue Wege, Lifte und Aufzüge zerstört werden sollten. „So viel Burgatmosphäre und so wenig Technik wie möglich“, lautete das Credo.

 So entsteht seit 2019 mit recht behutsamen Eingriffen ein Rundweg, der von Parkplatz und barrierefreier Bushaltestelle bis etwa zu jener Linie führt, an der vor rund 600 Jahren die benachbarten Burgen verschmolzen. Ein  1,20 Meter breites Band aus glattem Stein mit Bänken und Leuchten in kurzen Abständen erschließt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Einrichtungen. Wo es zu steil wird, sind Plattformlifte oder Fahrstühle installiert.

Um dennoch möglichst viel von der Gesamtanlage nach eigenem Gusto erlebbar zu machen, werden  einerseits Infowürfel  auf dem Gelände platziert, die Erläuterungen  auch in Tastschrift bieten. Sie sollen innerhalb der kommenden zwei Monate nutzbar sein. Außerdem wurden drei  Audioguide-Führungen entwickelt.  Wenn die Programmierer fertig sind, können mobile Geräte im Urweltmuseum Geoskop und im  Musikantenlandmuseum ausgeliehen werden. „Alternativ kann dann aber auch eine kostenfreie App für das eigene Mobiltelefon heruntergeladen werden“, erläutert Projektmanager Christoph Rübel.

Bis es soweit ist, wird es noch ein wenig dauern. Eigentlich sollte die Burg schon Ende 2021 barrierefrei sein. Doch die Arbeiten, etwa am frei stehenden Fahrstuhl zwischen dem höchsten und dem tiefsten Punkt des Rundwegs, und dem im Musikantenlandmuseum laufen noch. Pandemie und Boom am Bau sind die Stichworte für die Verzögerungen. An anderer Stelle sitzt der Teufel vor allem noch  im Detail.  Beispiel Plattformlifte im Außenbereich: Aus Haftungsgründen dürften diese nur von  eingewiesenen Personen mit einer Fernbedienung bedient werden, erläutert Rübel. Die genaue Umsetzung werde derzeit  festgelegt.