Böhl: Ehemaliges katholisches Pfarrhaus restauriert

Die Farbe für den 1769 bis 1771 erbauten barocken Krüppelwalmdachbau hat die Familie Zehfuß schon ausgesucht. Er soll im Schönbrunner Gelb erstrahlen. Im linken unteren Fenster spiegelt sich die katholische Kirche. Foto: srä



VON STEPHANIE BRÄUNLING

Als die Familie Zehfuß 2012 das ehemalige katholische Pfarrhaus in Böhl kaufte, stand Ursula Zehfuß dem Thema Umbau des denkmalgeschützten Putzbaus sehr unerschrocken gegenüber. Die solide Bausubstanz, die barocken Elemente und die einzigartige Lage faszinieren sie bis heute. Ursula Zehfuß begriff jedoch sehr schnell: Man muss sich dem Haus unterwerfen, das Haus ist der Herr. Aber es birgt auch einige kleine Schätze.

Schon von außen gleicht der 1769 bis 1771 erbaute barocke Krüppelwalmdachbau „einem kleinen ländlichen Palais“, wie es der Architekt in seiner vor dem Umbau erstellten, 144 Seiten umfassenden Bestandsdokumentation beschreibt. Unterstrichen werde dieser noble Eindruck durch die Natursteinrahmungen sämtlicher Fenster und Türen, die pyramidenförmig angelegten Freitreppen sowie die Putzfassade. „Böhl war lange ein Landdekanat und immer ein bedeutender Pfarrsitz“, begründet Ursula Zehfuß den Baustil.

Das erkläre auch die repräsentative Ausstattung im Inneren: das großzügige Treppenhaus mit der u-förmig angelegten Wangentreppe, die stuckverzierten Decken in fast allen Räumen, die Schlossdielen im Obergeschoss, wo sich auch das über drei Fensterachsen erstreckende, ehemalige Empfangszimmer für den Bischof befindet. Und auch der Gewölbekeller unter der angrenzenden Remise, der von dort und auch vom Haus aus zugänglich ist, sei als höherwertige Ausstattung jener Zeit zu interpretieren. Vor 1920 habe in Böhl wegen der Feuchtigkeit unter dem Haus niemand einen Keller gehabt, bestenfalls einen Kriechkeller unter der Scheuer.

„Als wir das Haus und das angrenzende Wirtschaftsgebäude im Jahr 2012 gekauft haben, war es allerdings sehr renovierungsbedürftig“, berichtet Ursula Zehfuß. So sei beispielsweise das Erdgeschoss nicht mehr bewohnbar gewesen, das Dachgesims verwittert, die Putzfassade rissig und abgeblättert. „Im Obergeschoss waren Stuckdecken einfach abgehängt oder beschädigt, Rohrleitungen wurden verlegt ohne Rücksicht auf das Besondere“, erinnert sie sich. Und auch in der Remise seien (noch) einige Schäden zu beheben.

Um das ehemalige Pfarrhaus original restaurieren zu können, habe sie viele Recherchen angestellt, alte Pfarrbücher gewälzt, viele hilfreiche Hände um sich gehabt. Und dabei angefangen zu verstehen, warum sich viele Leute auf so etwas nicht einlassen. Man müsse manchmal wochenlang danach suchen, wie es war, und genauso lange überlegen, wie man etwas macht, um die alte Substanz zu erhalten oder wieder herzustellen. Standardlösungen gebe es nicht. „Das Haus ist der Herr, die Grundrisse sind wie sie sind, die Situation ist wie sie ist“, führt die Bauherrin aus.

 Innenwände bestehen aus Fachwerk

Auch wenn beispielsweise das Treppenhaus viel Raum einnimmt – sie liebt es. Es ist ein Entree, das nicht jeder hat. Die weiße, barocke Treppe ist original restauriert. Einen adäquaten Ersatz für eine kaputte Diele auf dem ersten Viertelpodest der dreiläufigen U-Treppe zu  finden, war nicht einfach. „Der Schreiner hatte zum Glück noch eine im Zweibrücker Schloss entfernte, ganz ähnliche Diele aufbewahrt, die sich hier sehr gut einfügt“, berichtet Ursula Zehfuß. Im Baustoffhandel wäre so etwas nicht zu finden.

Vor der Treppe steht eine Halbsäule. Sie wurde gefunden, als der marode Boden im Erdgeschoss für die Isolierung von unten sowie die Verlegung von Elektrik, Heizungs- und Wasserrohren 60 Zentimeter tief ausgegraben wurde. „Vermutlich ist sie romanisch, und es ist denkbar, dass zur damaligen Zeit das Weihwasserbecken darauf gestanden hat“, erzählt Zehfuß von ihren Nachforschungen. Nun hat ein weiterer, ebenfalls bei den Restaurierungsarbeiten aufgetauchter Fund einen würdigen Platz darauf gefunden: ein dreieckiger Stein mit eingemeißeltem Abtstab. Möglicherweise ist es ein Grenzstein, mit dem die Klöster im späten Mittelalter die Grenzen ihrer Ländereien markierten.

Hinter der barocken, holzverkleideten Wand neben der Treppe versteckt sich ein kleiner Technikraum. „Wir haben ihn innen unverputzt gelassen, denn hier kann man sehen, dass die Innenwände aus – mit Feldbrandsteinen ausgemauertem – Fachwerk bestehen“, erklärt Zehfuß. Zudem habe sie an einer Wand zwei ganz besondere Steine entdeckt: „Das sind unsere beiden Gesetzestafeln“, erklärt sie. Die habe sie so genannt, weil sie den Darstellungen von Moses, wie er die Gesetzestafeln empfängt, so sehr ähnlich sind.

Fertig ist die Familie Zehfuß mit der Renovierung und Restaurierung nach eigener Aussage noch lange nicht. Während Fenster und Fensterläden bereits original ersetzt worden seien, komme die Fassade als letztes dran. „Das gesamte Farbkonzept haben wir jedoch schon bei der Aufbereitung der Fensterläden entwickelt“, berichtet sie. Während diese bereits im Jadegrün gestrichen sind, wird die Fassade das Schönbrunner Gelb erhalten. Eine Probe davon ist an der Fassade schon zu sehen.