Einbruchschutz: Immer noch sinnvoll?

Enbruchschutz

Fenster ab Widerstandsklasse RC 2 können Schraubendrehern, Zangen und Keilen widerstehen. Foto: dpa

 

Im Jahr 2018 sank die Anzahl der Einbrüche in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit mindestens 20 Jahren. Viele fragen sich nun, ob sie einen teuren Einbruchschutz noch brauchen. Doch das ist ein womöglich gefährlicher Gedanke. Wir machen einen Faktencheck zum Thema Einbruchschutz.

Der Fernseher ist schon älter, der Computer auch. Und der Schmuck hat mehr emotionalen als monetären Wert: Man könnte denken, so ein Haushalt ist für Einbrecher uninteressant. Lohnt es sich da überhaupt, Sicherungsmaßnahmen zu treffen, die vielleicht sogar viel Geld kosten? Ein Faktencheck, warum Einbruchschutzmaßnahmen sinnvoll sein können:

 

Behauptung: „Bei mir gibt es doch nichts zu holen.“

Bewertung: Der Verlust von Werten ist nicht das große Problem für Einbruchsopfer. Es ist die Angst. Spricht man mit Polizisten, berichten sie oft von der großen Bestürzung der Betroffenen, bei denen eingebrochen wurde. „Ein Drittel aller Opfer eines Wohnungseinbruchs tragen sich mit dem Gedanken umzuziehen oder ziehen tatsächlich um, weil die psychischen Auswirkungen massiv sind“, erläutert Harald Schmidt von der polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Oft fühlten sich Betroffene zu Hause nicht mehr sicher, weil jemand unerlaubt in die Intimsphäre eingedrungen ist.
Laut der Initiative für aktiven Einbruchschutz „Nicht bei mir!“ sind sich durchschnittliche Haushalte zudem dem Wert ihres Besitzes oft nicht bewusst. Nicht selten stelle sich im Schadensfall dadurch eine Unterversicherung heraus. Zudem seien Einbrecher nicht unbedingt auf der Jagd nach dem großen Schatz. Sie suchten sich eher Haushalte aus, in die sie schnell hineinkommen.

 

Behauptung: „Wenn man sich absichert und Kameras aufhängt, lockt das doch Einbrecher erst recht an.“

Bewertung: Laut der Initiative „Nicht bei mir!“ ist das Gegenteil der Fall: Sichtbare Alarmanlagen hätten eine abschreckende Wirkung. Oft sei es Zufall, wann und vor allem wo ein Täter zuschlägt. „Der Einbrecher kommt, läutet und schaut, ob jemand zu Hause ist, und ob er beobachtet wird“, berichtet Schmidt. „Ist das nicht der Fall, setzt er an einem geeigneten Fenster oder einer Tür an, hebelt sie auf und geht rein. Das alles geht sehr schnell.“ Eine willkommene Gelegenheit seien geöffnete oder gekippte Fenster.

 

Behauptung: „Die Urlaubszeit lockt Einbrecher an. Sonst ist man sicherer.“

Bewertung: „Das ist eine Mär, die sich hartnäckig hält“, sagt Schmidt. Zwar gebe es statistisch in der dunkleren Jahreszeit mehr Fallzahlen. Aber: „Ein Einbruch kann Ihnen auch passieren, während Sie morgens beim Bäcker die Brötchen holen.“

 

Behauptung: „Egal wie gut das Haus gesichert ist, wenn Einbrecher es darauf anlegen, kommen sie auch rein.“

Bewertung: Das stimmt – wer es lange genug versucht, bekommt die sicherste Tür auf. Doch Experten nennen als Zeitlimit fünf Minuten – danach brechen viele Gelegenheitseinbrecher den Einbruchsversuch ab. Es gibt sieben Widerstandsklassen bei einbruchshemmenden Fenstern und Türen. Viele Experten raten dazu, Sicherheitsmaßnahmen ab der dritten Klasse (RC 2) zu verwenden. Fenster dieser Klasse könnten Schraubendrehern, Zangen und Keilen widerstehen.

 

Behauptung: „Es wird wieder weniger eingebrochen, jetzt muss ich nichts mehr machen.“

Bewertung: Die Anzahl der Wohnungseinbrüche war bis 2015 stark angestiegen. Seitdem fällt sie wieder. Für 2018 haben die Versicherungen rund 110.000 Wohnungseinbrüche registriert. Das entspricht einem Rückgang von 20.000 binnen einem Jahr. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft erwartet auch für 2019 einen Rückgang. „Ein Beleg dafür, dass die Sicherungstechnik wirkt, sind auch die steigenden Versuchsdelikte“, sagt Schmidt. „Man kann hier definitiv eine positive Entwicklung ablesen, aber das ist kein Grund, sich zurückzulehnen.“ (dpa)