Maximal Energie einsparen

Passivhaus Plus in Niederkirchen

Unten Massiv-, oben Holztafelbauweise: Passivhaus Plus in Niederkirchen. Foto: rad

 

VON ANETTE KONRAD

Ein fast energieautarkes Haus – das ist die Doppelhaushälfte von Annette und Christian Clemenz in Niederkirchen. Die Bauherren haben nach heutigem Stand der Technik alles eingebaut, was zur Energieeinsparung und –gewinnung beitragen kann. Sie streben die Zertifizierung als Passivhaus Premium an.

Sie sind Passivhaus-Pioniere: Schon seit 17 Jahren leben Annette und Christian Clemenz in einem Passivhaus. „Damals war es unseres Wissens das erste Passivhaus in der Pfalz“, sagt Christian Clemenz. Vor neun Jahren haben die beiden dann an ihr Privathaus ein weiteres Passivhaus gebaut. Das Erdgeschoss des 168 Quadratmeter großen Hauses nutzen die Architektin und der Ingenieur als Büro, im den beiden oberen Stockwerken befindet sich eine Wohnung.

Das Ehepaar Clemenz hat in den Neubau „alles eingebaut, was zur Energieeinsparung führt“. Dazu gehören neben der Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eine solarthermische Anlage für Warmwasser und Heizung und eine Fotovoltaikanlage. Während eine Fotovoltaikanlage die Sonnenenergie in Strom umwandelt, wandelt die solarthermische Anlage die Sonneneinstrahlung in Wärme um. Dabei erwärmen die Sonnenstrahlen eine Trägerflüssigkeit, die ihre Energie dann in Wärmeüberträgern an das Wasser für Heizung und Trinkwasser abgibt.

Solarthermie werde heute kaum noch eingesetzt, weiß Clemenz. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Da ist einmal der finanzielle Aspekt. Solarthermische Anlagen werden im Vergleich zu Fotovoltaikanlagen deutlich weniger gefördert. Dann sei, erläutert er, Fotovoltaik immer leistungsfähiger geworden. Und außerdem kann überschüssiger Strom in das Stromnetz eingespeist und verkauft werden. „Das geht mit Wärme nicht“, verdeutlicht der Ingenieur. Daher seien solarthermische Anlagen auch wirtschaftlich nicht so interessant.

Passivhäuser haben eine „eine supergute thermische Behaglichkeit“.

Für Christian Clemenz liegen die Vorteile eines Passivhauses auf der Hand. Das ist neben den Energieeinsparungen vor allem ein „sehr großer Komfortgewinn“ und „eine supergute thermische Behaglichkeit“. Denn durch die gute Isolierung gebe es keine kalten Wände. „Auch Tauwasser oder Schimmelbildung sind kein Thema“. Eine Lüftungsanlage sorgt für angenehme Temperaturen und stets frische Luft, auch wenn einmal mehr Menschen in einem Raum sind. „Kopfweh, Trägheit, Müdigkeit oder Übelkeit fallen weg“, zählt er weitere Vorteile seines Hauses auf. Zur Steuerung der Anlage genügt ein postkartengroßes Kästchen.

„Wir haben bei der Planung versucht, möglichst innovativ zu sein“, sagt Clemenz. Dabei sei man weit über die Anforderungen der Energieeinsparverordnung hinausgegangen. „Unser Haus entspricht einem Passivhaus Plus“, sagt er. Die Einstufung hat das Passivhaus-Institut in Darmstadt erst vor wenigen Jahren eingeführt. Dabei wurde aus dem bisherigen Passivhaus das Passivhaus Classic.

Mit dem Passivhaus Plus und Passivhaus Premium wurden zwei neue Klassifikationen eingeführt, die nicht nur den Wärmebedarf, sondern den Gesamtenergiebedarf eines Gebäudes in den Blick nehmen. So wird in einem Passivhaus Plus zusätzlich Energie erzeugt, etwa durch den Einsatz von Fotovoltaik. Bei einem Passivhaus Premium wird deutlich mehr Energie produziert als benötigt wird. Für alle Stufen gilt ein Jahresheizwärmebedarf von 15 kWh pro Quadratmeter im Jahr, der nicht überschritten werden darf.

Ein Passivhaus Premium versorgt sich zu 95 Prozent selbst mit Strom. 

„Wir wollen mit unserem Haus als Passivhaus Premium zertifiziert werden“, sagt Clemenz. Dazu plant er, seine Fotovoltaikanlage auf die maximal mögliche Größe zu erweitern. „Das führt dann zu einer Selbstversorgungsquote, die bei über 95 Prozent liegt“, erläutert er. Lediglich an besonders strahlungsarmen Tagen im Winter reiche der auf dem eigenen Dach produzierte Strom für den Haushaltsbedarf nicht aus. „Der Energieüberschuss, der sich je nach Gebäudetyp in acht bis zehn Monaten erzielen lässt, kann gut für E-Autos verwendet werden.“

Ein Haus in Passivbauweise sei teurer als eines herkömmlicher Bauart, räumt Ingenieur Clemenz ein. Denn es seien eine ganze Reihe Sonderbauteile nötig. Ohne Förderung beliefen sich die Mehrkosten für ein Passiv-Einfamilienhaus auf durchschnittlich 7 Prozent der Kosten, mit Förderung 3,5 Prozent. „Der Mehrwert ist ein höheres Wohlbefinden, niedrigere Energiekosten und ein höherer Wiederverkaufswert“, wirbt er. Er ist überzeugt, dass die Standards für Gebäude noch verschärft werden. „Bauherren sind gut beraten, mehr zu machen“, empfiehlt er.

 

Die Serie 

Gebäude verursachen rund 40 Prozent unseres Primärenergiebedarfs. Bei Sanierung und Neubau spielt daher die Energieeffizienz eine große Rolle. In der Serie "Energieeffizient Bauen"  stellen wir ausgezeichnete Beispiele in der Pfalz vor.