Holz lockert die streng wirkende Fassade auf. Das Dach der mit Holz verkleideten Garage wird als Terrasse genutzt. Foto: rad
VON ANETTE KONRAD
Ein schwarzes Haus sieht man nur selten. Hinter der außergewöhnlichen Hülle versteckt sich das Passivhaus der Familie Schäfer in Haßloch.
Im offenen Kamin knistert ein behagliches Feuer. Holzscheite knacken. Die Flammen nehmen die ganze Breite des großen Fernsehers ein. Youtube macht es möglich. Ein paar Meter entfernt steht ein echter Ofen an der Wand. „Es war unser großer Wunsch, einen Kachelofen zu haben“, sagt Gabi Hammann-Schäfer. Und so musste eine Extra-Anfertigung für ein Passivhaus her: Ein Ofen, der die Luft von außen ansaugt. „Allerdings haben wir den nur drei Mal benutzt“, gesteht sie. Der Grund: Das Feuer macht den großen Wohnraum einfach zu warm. Doch das ist auch die einzige Fehlentscheidung, die Gabi Hammann-Schäfer und ihr Mann Jürgen Schäfer beim Bau ihres Hauses getroffen haben.
Eigentlich wollten die Schäfers kein Passivhaus bauen, noch nicht einmal ein neues Haus. Doch dann gab es da die beiden Grundstücke am Ortsrand von Haßloch, die alle Kriterien aufwiesen, die dem Ehepaar wichtig waren: „Platz rund ums Haus und einen Garten mit viel Grün“, zählt er auf. Und die beiden begannen zu überlegen. Bei Passivhaustagen schauten sie sich bei ihrem späteren Architekten dessen Passivhaus an – übrigens auch ein schwarz gestrichenes Gebäude – und beschlossen dann, selber ein energieeffizientes und schwarzes Zuhause zu bauen. „Ein weißes Haus leuchtet so, ein schwarzes ist nicht so dominant. Außerdem passt das Grau von den Holzanbauten gut zu schwarz“, sagt Gabi Hammann-Schäfer.
"Gutes Gefühl beim Energiesparen"
Ihr freistehendes Eigenheim wurde ein KfW-Effizienzhaus-40. Es benötigt 60 Prozent weniger Primärenergie im Jahr, als es die seit 2012 gültige Fassung der Energieeinsparverordnung (EnEV) zulässt. Dies wird durch einen umfassenden Wärmeschutz möglich. Nicht nur die Wände, sondern auch Dach und Bodenplatte müssen gedämmt sein. Die Gebäudehülle muss luftdicht sein, Wärmebrücken, über die Energie entweichen könnte, müssen vermieden werden.
Der Bau erfolgte schlüsselfertig und zum Festpreis, ein Sachverständiger begleitete das Ehepaar durch die Bauzeit. „Ein Passivhaus ist teurer als ein herkömmliches, das muss einem klar sein“, sagt Jürgen Schäfer. Aber es sei ein Bauen für die Zukunft. Auch wenn die beiden wissen, dass sie aufgrund ihres Alters die höheren Baukosten wohl nicht mehr durch gesparte Energiekosten kompensieren können, entschieden sie sich bewusst für das energieeffiziente Gebäude. „Uns war das gute Gefühl beim Energiesparen wichtig“, betonen beide. „Das, was ich an Energie einspare, blase ich auch nicht in die Umwelt“, bringt Jürgen Schäfer es auf den Punkt.
Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach ist so ausgelegt, dass sie für den Verbrauch der Schäfers und den Betrieb der Haustechnik ausreicht. Demnächst möchte das Ehepaar die Anlage erweitern. Denn sie planen, ein Elektroauto zu kaufen, dass dann mit dem Strom vom eigenen Dach aufgeladen werden soll. Alle notwendigen Anschlüsse für die Erweiterung sind bereits vorhanden.
Eine Lüftungsanlage sorgt für frische Luft ohne Zug.
Jürgen Schäfer und Gabi Hammann-Schäfer fühlen sich in ihrem Eigenheim sehr wohl: „Es ist ein komplett anderes, angenehmes Wohngefühl“, schwärmt sie. Gerade im Vergleich zu ihrem früheren Haus, einem alten Fachwerkhaus, das im Winter kalt und Sommer heiß gewesen sei, sei das neue Haus immer angenehm temperiert. Es gebe keinen Zug, aber immer frische Luft. Dafür sorgt die Lüftungsanlage. Das Filtersystem tauscht alle drei Stunden die Luft im Haus komplett aus. „Es kommt auch kein Blütenstaub ins Haus, das ist gut für Allergiker“, nennt sie einen weiteren Vorteil. Die Filter müssen zweimal im Jahr getauscht werden. Das erledigt das Ehepaar selbst. Die Kosten belaufen sich auf etwa 100 Euro.
Bei der Innenausstattung haben die beiden viel Wert auf Details gelegt. Jürgen Schäfer setzte den Architektenplan dazu in ein dreidimensionales Internetprogramm um. „Man konnte in den Zimmern rumlaufen“, sagt er. So prüfte er schon vor dem Bau die Raumwirkung und den Lichteinfall. Als Konsequenz erhielt etwa ein Fenster, das nie von der Sonne erreicht wird, auch keinen Rolladen.
Im Erdgeschoss wurde ein fugenloser gespachtelter Boden auf Zementbasis verlegt, was den Räumen einen loftartigen Charakter verleiht. Im Obergeschoss entschied sich das Paar für Eichendielen im „used look“. Das Haus ist barrierefrei gebaut. Bei Bedarf kann später ein Lift eingebaut werden.
Eine große, bodentiefe Panoramascheibe lässt viel Licht hinein.
Eine außergewöhnlich große, bodentiefe Panoramascheibe auf der Südseite lässt viel Licht in den Wohnraum. „Der Glasbauer wollte eine zweigeteilte Scheibe, doch der Architekt hat sich da zum Glück durchgesetzt“, berichtet Jürgen Schäfer. Die Scheibe ist so groß, dass sogar ein Kran erforderlich war, um sie einzusetzen.
Im Sommer wird es hinter der großen Glasfront sehr warm. Eine Jalousie sorgt dann für Schatten. Hier galt es anfangs, das richtige Vorgehen zu finden. „Wir haben die Rolläden zu spät heruntergelassen.“ erinnert sich Gabi Schäfer-Hammann.
Die Schäfers genießen den unverstellten Blick in den Garten, den sie mit viel Liebe gestaltet haben. Ein kleiner Bachlauf mündet in einen Schwimmteich, Sitzplätze laden zum Verweilen ein und überall gibt es Kunstobjekte zu entdecken. Und im Fernseher knistert weiter das Feuer.