Hochspeyerer nutzt Sonnenkraft dreifach

KfW-40-Haus Hochspeyer

Energieeffizient und auf eine lange Nutzungsdauer ausgelegt: Eine zweite Haustür im Untergeschoss kann später als Eingang in eine Einliegerwohnung dienen. Foto: Konrad

 

VON ANETTE KONRAD

Vor dem Haus der Familie Marwede steht ein Elektroauto und wird gerade an der Ladesäule aufgeladen. Ein paar Meter daneben verbindet ein Kabel ein Motorrad mit einer Steckdose. Für Jochen Marwede ist die elektrische Mobilität die logische Folge seines energieeffizienten Gebäudes. Aber der Reihe nach.

Lange hat die Familie über das Haus nachgedacht und Pläne entwickelt. Nicht nur energieeffizient sollte es sein, sondern auch altersgerecht. Außerdem naturnah. In Hochspeyer fanden die Marwedes schließlich das geeignete Grundstück. Darauf entstand ein KfW-40-Niedrigenergiehaus für vier Personen mit 200 Quadratmetern und drei Etagen. Auch Jochen Marwedes Büro hat hier Platz.

Fit für die Zukunft

Bei der Planung dachten die Marwedes bereits an die Zukunft. So ist das Erdgeschoss barrierefrei angelegt. Die Türen sind rollstuhltaugliche 1,01 Meter breit, es gibt keine Stufen vor der Eingangstür. Im Untergeschoss kann mit wenig Aufwand eine zweite Wohneinheit eingerichtet werden. „Die Anschlüsse für die Küche liegen schon, und einen zweiten Eingang gibt es auch“, erläutert der Hausherr beim Rundgang. Hier könnten Pflegekräfte oder Mieter wohnen. „Das Haus ist so konzipiert, dass es uns bis ans Lebensende dient“, sagt er.

Wichtiger ist ihm noch die energieeffiziente Gestaltung seines Eigenheims. Das Mauerwerk besteht aus Poroton T7-Steinen. Das mineralische Mauerwerk dämmt so gut, dass auf eine zusätzliche Außendämmung verzichtet werden konnte. Die Hüllenwerte für ein KfW-40-Haus wurden erreicht. „Heute würde ich mich vielleicht für ein Holzhaus entscheiden, Denn das ist noch ökologischer“, sagt der Bauherr.

Passive Sonnennutzung

Bewusst haben die Marwedes den Lauf der Sonne in ihren Planungen integriert. So ist das Gebäude nach Süden ausgerichtet, wo sich die Wohnräume befinden. Die Schlafräume liegen im kühleren Nordteil des Hauses. Große Fensterflächen lassen viel Licht ins Haus. Große Dachüberstände sorgen für die Verschattung im Sommer, im Winter kommt trotzdem viel Licht in die Räume. Auch Laubbäume helfen im Sommer bei der Kühlung.
Eine Lüftungsanlage, die mit einem Pollenfilter versehen ist, sorgt für einen ständigen Luftaustausch. Als „sehr angenehm“ empfindet Familie Marwede diese Anlage. „Ich würde immer wieder mit einer aktiven Lüftung bauen“, sagt er. Dadurch gebe es auch keine Probleme mit Schimmelbefall.

Für Strom sorgen Fotovoltaikmodule.

„Auf das Dach passen genau zwölf Module in der Breite und acht Module in der Höhe. Wir haben das genau passend geplant“, erläutert Jochen Marwede. Im letzten und diesem Jahr erweiterte er seine Haustechnik nochmals. Nun kam auch auf das Garagendach eine Fotovoltaikanlage, obwohl es sich um ein verschattetes Norddach handelt. Doch auch hier kann Strom produziert werden, wie die Praxis gezeigt hat. Zwei Batteriespeicher ergänzen die Haustechnik. „Ich erwarte, dass wir durch die Speicher von März bis September kaum noch Strom aus dem Netz beziehen müssen“, blickt er in die Zukunft. Zu 70 Prozent könne der Verbrauch nun aus eigener Produktion gedeckt werden.

Auf 15 bis 20 Prozent schätzt der Westpfälzer die Mehrkosten für die energieeffiziente Ausstattung seines Hauses. „Dafür haben wir jetzt aber für immer warm wohnen in der Tasche“, freut er sich.

Das Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt und für die Toilettenspülung und die Gartenbewässerung genutzt. Die Familie verbraucht nur 55 Liter pro Tag und Person aus dem öffentlichen Wassernetz – normalerweise sind es knapp über 100 Liter.

Umweltbewusstes Verhalten

„Technisch haben wir mit dem Haus ausgereizt, was energetisch zu machen ist“, sagt Marwede. Nun sei das Ziel, das eigene Verhalten zu ändern und umweltbewusster zu leben. „Das ist leichter gesagt als getan“, weiß der Energiefachmann. Mit zwei E-Fahrzeugen hat er den ersten Schritt in diese Richtung getan. Wurden diese zunächst an der Steckdose geladen, steht seit Kurzem eine Ladesäule für zwei Fahrzeuge vor dem Haus. 15.000 Kilometer fährt er im Jahr – die meisten davon mit Strom vom eigenen Dach.

Energie intelligent nutzen

Dank eines Energie-Management-Systems können die einzelnen Elemente der Haustechnik zusammengeführt und gesteuert werden. Ladezeiten und -dauer lassen sich über eine App je nach Bedarf programmieren. „So kann man festlegen, dass das Auto zum Beispiel erst dann geladen wird, wenn ein Strom-Überschuss da ist“, nennt Marwede ein Beispiel. Oder man legt fest, dass es nur halb geladen wird, weil am nächsten Tag nur wenige Kilometer zu fahren sind. Für ihn ist das Thema Energieeffizienz damit noch nicht zu Ende gedacht. „Wir können auch Schwarm“, sagt er und meint damit, dass man mit der App auch mehrere Gebäude zusammenschließen kann.

Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat im Frühjahr dem Haus der Marwedes die „H.ausgezeichnet“-Plakette verliehen. Dabei handelt es sich um ein grünes Schild, das mit der Hausnummer des Besitzers versehen wird. Die Landesenergieagentur möchte mit der Auszeichnung Bauherren motivieren, einen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz zu leisten. Jeder Gebäudeeigentümer kann sich für „H.ausgezeichnet“ bewerben.