Eigendynamik beim Umbau

KfW-Effizienzhaus 55

Mindestens 175 Jahre alt, wirkt aber von außen wie ein Neubau: das Haus der Familie Burger.
Gut zu erkennen ist die niedrigere Geschosshöhe im Obergeschoss. Foto: Burger/frei



VON ANETTE KONRAD

Mindestens 175 Jahre alt ist das Haus der Familie Burger in Hüttenhausen im Landkreis Kaiserslautern. Auch ein so altes Objekt kann energetisch auf die Höhe der Zeit gebracht werden. Solch ein Umbau ist allerdings mit hohen Kosten, viel Aufwand und manchen Überraschungen verbunden.

Die Jahreszahl 1844 steht auf einem Stein im Haus der Familie Burger. Seitdem ist das Haus in Familienbesitz. Mindestens. „Mein Vater ist sich sicher, dass die Jahreszahl nur auf einen Umbau hinweist, das Haus also noch älter ist“, berichtet Ines Burger. Bis 2000 lebte ihr Großvater in dem zweistöckigen Gebäude, dann stand es einige Zeit leer. Schließlich entschieden ihr Mann Hans-Robert und sie, das Gebäude zu übernehmen. „Den Ausschlag hat gegeben, dass das Haus schon so viele Jahre in Familienbesitz war“, blickt sie zurück. Schnell war klar, dass das Haus mit seinen niedrigen  Räumen nicht den Bedürfnissen der vierköpfigen Familie entsprach. Das Ehepaar Burger, das damals noch in Aachen lebte, suchte daraufhin nach einem Architekten, der auf die Sanierung alter Gebäude spezialisiert ist. „Und der Architekt hatte einen Energieberater mit im Boot“, erläutert Ines Burger, wie es kam, dass aus einem Umbau eine energetische Sanierung wurde.

Der Energieberater wies die Familie auf ein Angebot der Deutschen Energie-Agentur, kurz Dena, hin: Jedes Jahr werden 20 Sanierungsprojekte gefördert. Das Ziel: Die Häuser müssen am Ende den Kriterien eines KfW-Effizienzhauses 55 entsprechen. Dazu darf unter anderem der Jahres-Primärenergiebedarf des Hauses höchstens 55 Prozent eines Referenzgebäudes betragen. Außerdem muss das Gebäude abgedichtet werden, um den sogenannten Transmissionswärmeverlust auf 70 Prozent eines vergleichbaren Hauses zu senken.

Die Burgers  entschieden sich für einen Pelletofen als Heizung.

„Eigentlich“, erinnert sich Ines Burger, „wollten wir gar nicht energetisch sanieren. Wir wollten das Haus einfach nur bewohnbar machen“. Aber die Förderungen hätten sich verlockend angehört. Also entschieden sie sich für einen Pelletofen als Heizung, ergänzt durch eine Solaranlage zur Warmwasserbereitung. Dazu kommt noch eine Fotovoltaik-Anlage für die Stromerzeugung. Nicht zu vergessen die Lüftungsanlage. „Da wäre ich alleine nie darauf gekommen“, sagt sie. Im Sommer schaltet sie die Lüftungsanlage ab und macht dafür Türen und Fenster auf. „Das brauche ich einfach“, sagt Ines Burger.

Für die Pellet-Vorräte bauten die Burgers extra einen Schuppen an. Vier Tonnen Holzpellets lagern hier. Der Vorrat reicht für zwei Jahre. Eine Tonne Pellets kostet zwischen 300 und 320 Euro. Die Pellets beheizen einen kleinen Ofen im Wohnzimmer. Dieser saugt die Pellets automatisch an. „Er ist komplett für alles verantwortlich, für Warmwasser und Heizung, und völlig ausreichend“, sagt sie. Denn der Ofen schaltet sich nur an, wenn die Temperaturen es notwendig machen. „Wenn es im Winter einen Sonnentag gibt, ist der Ofen auch nicht an“, berichtet sie. Die Solarthermie-Anlage reiche dann vollkommen für die Erzeugung von Warmwasser aus.

All diese technischen Anlagen waren mit Mehrkosten verbunden. „Wir waren im ersten Moment schockiert“, erinnert sie sich. Im Laufe der Umbauarbeiten kam das Ehepaar dann an seine finanziellen Grenzen. Zum Glück haben die Eltern geholfen. Handwerker zeigten sich kulant. „Der ganze Umbau ist uns über den Kopf gewachsen. Der Energiesparkram hat eine Eigendynamik entwickelt“, sagt Ines Burger und ergänzt: „Wir haben die finanzielle Belastung unterschätzt.“ Die Sanierung habe 20 Prozent mehr gekostet als geplant. 

"Ich bin froh, dass wir es gemacht haben."

Denn es blieb ja nicht nur bei den energetischen Ertüchtigungen des Hauses. So wurden beispielsweise die Böden im Erdgeschoss tiefergelegt, um höhere und hellere Räume zu bekommen.  Dabei bemerkten die Bauarbeiter, dass das Haus nur auf den Boden gesetzt war, dass also keine Mauern ins Erdreich ragten. Eine der unliebsamen Überraschungen, denn nun mussten die Mauern aufwendig untermauert werden. Auf die eigentlich geplante Anhebung der Decke im Obergeschoss verzichteten die Bauherren dann aus Kostengründen. Auf der Südseite bauten sie großzügige Fenster ein, die viel Licht in die Räume lassen.

Gerne hätten die Bauherren die alten Sandsteine erhalten. „Aber das ging wegen der Dämmung leider nicht“, bedauert Ines Burger. Dafür haben sie innen an einigen Stellen das Flair des Altbaus erhalten. Da steht zum Beispiel eine alte Lehmwand im Raum und die alten Stallfenster in der Scheunenwand sind ebenfalls noch originalgetreu.

Mittlerweile sind die Überraschungen und auch die finanziellen Belastungen der ersten Jahre vergessen. „Es hat sich alles bewahrheitet,  auch die Berechnungen für die laufenden Kosten. Ich bin froh, dass wir es gemacht haben“, zieht die Bauherrin rückblickend ein positives Fazit. Und ein bisschen stolz sind die Burgers auch auf ihr Energieeffizienz-Haus 55: „Es ist selten, dass so ein altes Haus umgebaut wird.“