Ungleiche Größe: Haus ergonomisch einrichten

Manche Kochinsel lässt sich höhenverstellen, wie das Beispiel von Team 7. Foto: TEAM 7/dpa-tmn



Es ist unbequem, an einem zu niedrigen Tisch zu sitzen oder an einer zu hohen Spüle zu stehen. Man kann sein Zuhause aber passender einrichten, selbst wenn der Partner viel größer oder kleiner ist.


Sie ist 1,60, er 1,90 Meter: Solche ungleich groß gewachsenen Paare sind gar nicht so selten. Was, wenn sie ein gemeinsames Haus bauen? Wo hängt der Spiegel im Bad, damit beide gut reinschauen können? Wie hoch sollen die Arbeitsflächen in der Küche sein? Gibt es passende Sofas für solche Größenunterschiede?

Die Antwort ist ja. Und es handelt sich nicht um einen Kompromiss. Denn werden Durchschnittsmaße angesetzt, kommt keiner von beiden zurecht, sagt Detlef Detjen von der Aktion Gesunder Rücken. Nach Möglichkeit sollte daher jeder Partner ergonomisch zu ihm passend wohnen und arbeiten können. Besonders wichtig ist das in Bereichen, in denen Tätigkeiten häufig und über längere Zeit ausgeführt werden.


Ziehbare Hängeschränke


Das ist machbar, sogar in der Küche. „Dort könnte zusätzlich zur normalen Arbeitsfläche ein Sideboard mit einer höheren Arbeitsfläche aufgestellt werden“, schlägt Rückenexperte Detjen vor. Hier kann der größere Partner dann ganz entspannt und auch über längere Zeit rückenfreundlich arbeiten.

Eine andere Lösung für unterschiedlich große Paare sind höhenverstellbare Kochinseln. „Mit Hilfe eines elektromotorischen Antriebs lässt sich die Arbeitshöhe um bis zu 20 Zentimeter anheben oder absenken“, erklärt Christine Scharrenbroch vom Verband der Deutschen Möbelindustrie. Man muss auch nicht jedes Mal herumfriemeln, um die passende Höhe einzustellen. Sie kann fest einprogrammiert werden.

Ein Problem für kleinere Menschen sind oft Hochschränke in der Küche. Nun kann man natürlich einen Hocker nehmen, um als kleinerer Mensch von ganz oben etwas herauszuholen – aber es geht auch eleganter, wer etwas investieren kann. Es gibt Hochschränke mit speziellen Regalen aus Metallgestellen, die durch einen Griff aus dem Gehäuse nach unten gezogen werden können, erklärt Christine Scharrenbroch.

Ihr Tipp: Backöfen und Geschirrspüler sollten nicht ganz unten, sondern auf mittlerer Höhe eingebaut werden, damit beide Partner gut herankommen.


Absenkbare Waschtische – oder ein Hocker


Eine Lösung im Badezimmer können höhenverstellbare Waschtische sein, die ursprünglich mit dem Gedanken entwickelt wurden, dass man sie für Rollstühle herabsenken kann. Inzwischen hat auch mancher übliche Badausstatter diese Idee weiterentwickelt und den Keramiken eine stylische Optik verpasst – und bewirbt sie etwa für Senioren zum Hinsetzen beim Zähneputzen und für Haushalte mit kleineren Kindern.

Aber die Idee setzt sich bislang kaum beim Verbraucher durch, berichtet Jens Wischmann von der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft. Er vermutet, dass das daran liegen könne, dass man nur kurz davor stehe – etwa, um sich die Zähne zu putzen. Die meisten Kunden wählten lieber ein Standardwaschbecken.

Wischmann gibt hierzu den Tipp, dieses nicht zu tief anzubringen. Es ist für den größeren Partner unangenehmer, sich immer wieder tief nach unten beugen zu müssen. Wohingegen der kleinere Partner mit einem kleinen Hocker einen Höhenunterschied nach oben rückenfreundlicher ausgleichen könne. Übrigens: Es gibt auch Spiegel, die sich hochfahren und absenken lassen.


Problem langes Sitzen


Vom Bad ins Wohnzimmer, wo man in Sesseln und auf Sofas viel Zeit verbringt. Umso wichtiger ist es gerade hier, dass Höhe und Tiefe der Sitzmöbel passen. „Der Rücken wird es danken, wenn der Lieblingsplatz auf die Körpermaße abgestimmt ist“, sagt Detlef Detjen.

Für Menschen unterschiedlicher Größe bieten die Hersteller Garnitur-Elemente in verschiedenen Größen an. Individuell an die einzelnen Körpermaße angepasst sollten vor allem Relax- und Aufstehsessel sein, rät der Rückenexperte.

Keine Kompromisse sollten ungleiche Paare beim Schreibtisch und dem Bürostuhl eingehen. Beim Arbeiten im Sitzen sei Ergonomie besonders wichtig, so Detlef Detjen. „Es schadet der Gesundheit, wenn man stundenlang an einem ungeeigneten Platz arbeitet.“ Müssen sich Paare den heimischen Büroplatz teilen, sind ein höhenverstellbarer Schreibtisch und ein anpassbarer Stuhl wichtig.


Zur Abwechslung rückenfreundlich schwingen


Wenn Tisch oder Arbeitsplatte nicht exakt auf die Körpergröße eingestellt werden können, gibt es Tricks, um zumindest im Stehen trotzdem den Rücken zu schonen. Schon eine Fußbank oder eine Fußstütze, die man vor den Tisch stellt, um bequem ein Bein abzustellen, wirkt. Detjen: „So werden die tragenden Gelenke und der untere Rücken entlastet.“ Ein angenehmes Gefühl, das vielen bekannt sein dürfte, wenn sie am Kneipentresen schon mal ein Bein auf der Fußstütze abgestellt haben.

Esszimmerstühle, auf denen man selbst und Besucher gerne länger sitzen, lassen sich meist nicht in der Höhe verstellen. Eine Lösung sind hier Modelle mit neigbarer Sitzfläche und sogenannte Freischwinger, die Bewegung ermöglichen. Sie sind „für Benutzer jeglicher Größe viel rückenfreundlicher als starre Sitzmöbel“, so Detjen. „Das relativiert die unterschiedlichen Körperhöhen.“ (dpa)