Deimberg hat seine alte Flakhalle gerettet

Man kann schon in der Sonne sitzen: Der Umbau der Flakhalle ist fast geschafft. Archivfoto: Sayer


VON KLAUDIA GILCHER

Es war knapp: Nicht ganz 80 Jahre nach ihrem Bau drohte der Hausschwamm die frühere Flakhalle im kleinen Deimberg zu Fall zu bringen. Doch das Dorf gab nicht auf. Jetzt strahlt die Halle in neuem Glanz und ist ein flexibel zu nutzender Mehrgenerationentreff. Das hat nicht nur viel Geld, sondern auch viel Energie gekostet.

Ein Saal von 50 Quadratmetern, einer von 100, oder beide zusammen für die ganz großen Gesellschaften, barrierefreie Räume und eine behindertengerechte Toilette. Dazu ein überdachter Grillplatz mit famoser Aussicht ins Grün bis Richtung Hunsrück und Spielgeräte für die kleinen Gäste, im Nebengebäude außerdem ein Jugendraum. Zu guter Letzt eine vom Rest der Räume getrennte Feuerwehrhalle für Fahrzeuge und Übungen, die dank mehrerer  großer Schiebetore gleichwohl den Übergang  zum Freisitz und von dort wieder in den Saal ermöglicht.

Deimbergs Flakhalle ist zweifellos ein  Ort, an dem ganz flexibel gefeiert werden kann: die kleine Feier und auch mal die ganz große Sause. 120 Sitzplätze geben die vorhandenen Stühle und Tische her, das Geschirr in der Küche reicht für 150. „Das sind mehr Menschen, als wir Einwohner haben“, bestätigt  Ortsbürgermeisterin Susanne Herr lachend. „Da sind noch die Hunde und Katzen im Dorf eingerechnet.“ Stand Ende März hatten 102 Menschen einen Wohnsitz in dem im 14. Jahrhundert erstmals erwähnten Höhendorf in den Hügeln zwischen Glan- und Nahetal.

Dass die 1937 gebaute Flakhalle nicht abgerissen wurde, ist auch Herrs Engagement zu verdanken. Es war viel Bürokratie zu stemmen und manch Rückschlag zu verkraften, bis das über eine halbe Million Euro teure Projekt „Mehrgenerationentreff“ Realität werden konnte. Doch sieben Jahre nach der Schockdiagnose „Hausschwamm in der Flakhalle“ ist das Gebäude Halle saniert, laut Herr bis auf einige Nacharbeiten. „Es wäre schön, wenn auch die Pandemie zu Ende wäre, wenn wir fertig sind“, sagt sie. Für ihre Halle rechnet sie mit der endgültigen Fertigstellung im Sommer. Und wenn es, wann auch immer, wieder möglich ist, soll es eine große Einweihung geben und auch die, wie Herr sagt, „überdimensionale Kerwe“ wieder steigen. „Es war schon früher so, dass das ebenerdige Deimberger Dorfgemeinschaftshaus gut für Feste auch von außerhalb gebucht und genutzt  wurde“, erläutert Herr. „Das wird jetzt sicher nicht weniger, denn die Halle ist einfach toll.“

Diese Halle entstand 1937 auf einer freien Fläche mitten im Dorf  im Zuge der Kriegsvorbereitungen des sogenannten Dritten Reiches. Sie diente aber nicht zu Kampfhandlungen, sondern als Geschützunterstand und Wartungshalle. Während die umliegenden Flakbunker nach dem Krieg gesprengt wurden, blieb die Flakhalle erhalten und wurde zivil genutzt. Unter anderem beherbergte sie eine Diskothek, bevor sie 1994 zum Dorfgemeinschaftshaus  umgebaut wurde. 

Zu allem Überfluss: Gebälk  zu schwach


Auch Wohnraum gab es, abgetrennt vom Rest der Halle  durch eine Lärmschutzwand.  Von dieser Wand aus hatte der Hausschwamm offenbar seinen Siegeszug angetreten, begünstigt durch Leckagen im Abwassersystem. 2014 wurde er entdeckt, da waren schon Wände und Boden zerfressen. Es stellte sich die Frage: Abriss oder Sanierung?

Die Entscheidung war ein „Sowohl als auch“. Der marode Teil der Halle sollte abgerissen, der andere saniert werden und das Gesamtensemble dann ein Treff werden, der alle Altersgruppen und Aktivitäten des Dorflebens ansprechen würde.  Kosten von 400.000 Euro standen als erste  Größenordnung der Maßnahme im Raum. Aus dem Topf der Dorferneuerung wurde ein Zuschuss in Höhe von  65 Prozent zugesagt. Auch  die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein gab Geld, weil die Halle Feuerwehrstandort  ist. Offiziell grünes Licht für den Bau und die Finanzierung gab es erst 2017, doch weil der Schwamm während aller bürokratischen Prozesse heftig weiter wucherte, durfte schon  im Sommer 2016 der betroffene Teil abgerissen werden. „Der war nicht zu retten“, erzählt Herr. Er wurde auch nicht wieder aufgebaut, sondern bildet heute den überdachten Freisitz.

Mit der Genehmigung waren die Probleme aber noch nicht eingedämmt.  Brandschutzauflagen waren verschärft worden, dann  gab einen Baustopp, weil die Statik neu berechnet und Gebälk und Träger  verstärkt werden mussten.

So stieg der Preis und  wuchs der bürokratische Aufwand.  „Das Projekt hat nicht nur viel Geld, sondern auch viel Energie gekostet“, sagt Herr. Nach jüngsten Zahlen hat der Umbau 560.000 Euro gekostet, 185.000 Euro davon gehen zu Lasten der Gemeinde, die einen Teil mit Eigenleistungen der Bürger abgefangen hat. Susanne Herr reut der ganze Aufwand nicht. „Die Halle hat an Schönheit und Größe gewonnen. Das ist eine super Location“, sagt sie.