Landau: Galeerenturm ist ältestes Bauwerk

Der nordwestliche Eckturm des mittelalterlichen Mauerrings wurde 1732 zu einem Militärgefängnis ausgebaut. Foto: Stephanie Bräunling 



VON STEPHANIE BRÄUNLING

Der unter Denkmalschutz stehende Galeerenturm in  Landau ist vermutlich das älteste Bauwerk der Stadt und der letzte bestehende Eckturm einer mittelalterlichen Festungsanlage. Ab 1732 wurde er als militärisches Gefängnis genutzt. Der Name des Turms lässt erahnen, dass die Sträflinge von hier aus als Rudersklaven auf Galeeren geschickt wurden. Die vergitterten Fenster des seit 1927 von der „Gesellschaft der Niederländter“ gepachteten Turms sind bis heute erhalten geblieben. Ausbruchsicher sind sie hingegen nicht mehr. Und das hat einen ganz bestimmten Grund.

Hinter der schweren hölzernen Eingangstür unter dem gotischen Spitzbogeneingang an der Nordseite des Galeerenturms befinden sich noch heute zwei Verliese. Sie sind stumme Zeugen einer Zeit, in welcher der Turm als militärisches Gefängnis diente. Straftäter werden in den noch immer mit den Originaltüren verschlossenen Zellen längst nicht mehr untergebracht. Die Landauer Societät der „Gesellschaft der Niederländter“, seit 1927 Pächter des Turms, hat sie zu Weinkeller und sanitären Anlagen umfunktioniert.

„Das gotische Portal war damals jedoch nur der Zugang zum Erdgeschoss“, berichtet deren „Fürstand“ Wilhelm Hauth. Der Eingang im ersten Obergeschoss, auch zu den oberen Stockwerken, sei über eine Außentreppe erreichbar gewesen, wovon an der Mauer noch Überbleibsel vorhanden sind. Ein Mitglied der Gesellschaft, ein Architekt, habe dann innen eine Verbindungstreppe vom Erd- ins erste Obergeschoss eingebaut. „Sie stammt aus dem alten Gasthaus ,Zum Schiff‘ in Landau, das abgerissen wurde“, so Hauth. Das große Schiff, das über der Treppe an der Decke hängt, sei ebenfalls von dort. „Es passt so gut zum Galeerenturm, wegen der Öffnung für die Ruder“, fügt er hinzu.

Der Versammlungsraum der Societät befindet sich im zweiten Obergeschoss. „Die Gesellschaft, die vom bayerischen Reiteroffizier und Kunstmaler Ludwig von Nagel ins Leben gerufen wurde, orientierte sich an den Malergilden des Spätmittelalters“, bemerkt Wilhelm Hauth. Unter anderem widme sie sich der Malerei, dem Musizieren und der Dichtkunst. „Der bedeutende pfälzische Kunstmaler Adolf Kessler, dessen Werke in zahlreichen öffentlichen Gebäuden und Kirchen der Region zu sehen sind, wurde 1924 Mitglied bei uns“, führt er weiter aus.

Fresken des Kunstmalers Adolf Kessler


Zu seinem Einstand habe Kessler die vier Wände und die Decke des Versammlungsraumes mit Fresken bemalt. „Es sind alles Motive aus dem Bereich der ,Niederländter‘“, fährt er fort. Beispielsweise stelle eines der Fresken die Schützengilde dar, die einen Angeklagten ergreife und verhafte, um ihn der niederländischen Gerichtsbarkeit zuzuführen. Diese wiederum tage an einer anderen Wand: oben der Richter, Ankläger und Verteidiger, unten der Angeklagte als Häufchen Elend. „Alle Gesichter, die Kessler gut erkennbar porträtiert hat, waren Mitglieder unserer Societät hier in Landau“, so Hauth. Alle anderen Gestalten habe er mit nebulösen Gesichtern gemalt.

Die Secco-Malereien hätten  jedoch im Laufe der Jahrzehnte gelitten. So hätte fast jeder der „Niederländter“ Zigarre oder Pfeife geraucht. „Da konnte man sein Gegenüber manchmal vor lauter Qualm nicht erkennen“, sagt Hauth. Das habe sich auch auf den Malereien abgelagert, ebenso wie die Patina, die sich in fast 90 Jahren gebildet habe.

„2016 hat unsere Societät in Abstimmung mit dem Denkmalamt dann beschlossen, das restaurieren zu lassen.“ Ohne die Unterstützung durch namhafte Sponsoren, der Stadt sowie Nachfahren des Künstlers hätte sie es jedoch nicht schultern können. „Denn laut Pachtvertrag mussten alle innerhalb des Turms anfallenden Kosten durch uns, alle außen am Turm anfallenden Kosten von der Stadt getragen werden.“

Zunächst galt es indes, eine Hürde zu nehmen, an die vorher niemand gedacht hatte: „Wir bekamen Brandschutzauflagen.“ Es habe keinen Fluchtweg gegeben. „Das hat uns viel Kopfzerbrechen gemacht, denn alle baulichen Veränderungen mussten denkmalgerecht vorgenommen und vom Denkmalamt genehmigt werden. Vorher konnte die Restaurierung nicht beginnen“, erinnert sich Hauth. Aber man habe eine sehr gute Lösung gefunden, ohne dass das Äußere des Turms auch nur annähernd verändert worden sei: „Die Gitter vor den Fenstern wurden in der Mitte aufgesägt und so befestigt, dass man sie fensterladenartig aufklappen kann.“

Die Feuerwehr sei dabei involviert gewesen –  und könne nun im Brandfall mit dem Hubsteiger oder der Feuerleiter Rettungsmaßnahmen vornehmen. Ausbruchsicher ist das (ehemalige) Gefängnis jetzt allerdings nicht mehr.