Haus der Jugend: Eigene Vorstellungen verwirklichen

Das heutige Haus der Jugend in Waldmohr wurde 1821 errichtet und diente bis 1989 als evangelisches Pfarrhaus. Rund eine halbe Million Euro wurde investiert, um es als Jugendzentrum nutzen zu können. Foto: giw



VON REGINA WILHELM

Ein alter Stich im Flur des Obergeschosses zeigt, wie das heutige Haus der Jugend in Waldmohr einst ausgesehen hat. Form und Struktur des früheren Guttenbergschen Hauses sind außen noch gut erkennbar. Doch im Inneren hat es sein Gesicht total verändert: Es ist ganz auf die Bedürfnisse der jungen Besucher ausgerichtet.


Die Geschichte des Hauses der Jugend reicht weit ins 19. Jahrhundert zurück: Alles begann damit, dass das protestantische Pfarrhaus in einem sehr schlechten Zustand war. Presbyterium und Gemeinde entschieden, nicht neu zu bauen, sondern das zum Verkauf stehende, 1821 errichtete Guttenbergsche Anwesen zu erwerben. Es entsprach den Anforderungen und war mit „verhältnismäßig geringem Aufwand für eine Pfarrwohnung herzurichten“, wie es in den Annalen heißt. 1989 hatte es in dieser Funktion ausgedient. Ein neues Pfarrhaus wurde gebaut. Was tun mit dem bisherigen?

„Bei einem Ausflug kam einem Presbyter die Idee, in dem Anwesen einen Jugendtreff einzurichten“, weiß Jugendpfleger Christoph Koch. Gesagt – getan. Doch sollten einige Jahre ins Land gehen, bis der Jugendtreff, untergebracht im naheliegenden Bürgerhaus, umziehen konnte. Am 25. Oktober 2008 schließlich war es soweit. Rund eine halbe Million Euro hatten die Evangelische Kirche der Pfalz, die protestantische Kirchengemeinde und die politische Gemeinde Waldmohr, der Kreis Kusel und das Land Rheinland-Pfalz in das Haus investiert. Eine weitere Zäsur stand an: 2011/12 stieß der damalige Träger, die protestantische Kirche, ihr Jugendhaus ab. „Zum Glück sprang die Gemeinde in die Bresche, sonst hätten wir vor dem Aus gestanden“, erinnert sich Koch.


Jugendliche renovieren viel selbst


Besonders stolz ist der Jugendpfleger darauf, dass die Jugendlichen stets selbst Hand anlegen, Sachen reparieren und renovieren. Sie könnten so ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen und schätzten sie mehr. Angetan ist er von den Graffitis an der Außenwand, aber auch von dem im Spielzimmer, die die jungen Leute mit Unterstützung geschaffen hätten. Nicht zu vergessen der selbst gezimmerte Tisch, den ebenfalls ein farbenfrohes Bild ziert. Im gegenüberliegenden Raum stehen Tische und Stühle: Hier finden auch Workshops und Vorträge statt. Die Theke lädt zum Plausch bei Getränken ein. Weitere Sitzgelegenheiten dürfen in dem üppig dekorierten Raum zum Chillen nicht fehlen. Fotogalerien weisen auf die Aktivitäten der Nutzer hin. Weiterhin finden sich  im Erdgeschoss eine kleine Küche und Toiletten.

Eine Metalltreppe führt ins Obergeschoss. Rot und schwarz dominieren das Beratungs- und Besprechungszimmer. Erst in diesem Frühjahr hätten die Jugendlichen diesen Raum frisch gestrichen, sagt Koch. Mit gemütlichen Couchen und Sesseln ist das Zimmer möbliert. Der angrenzende Raum, in dem Youtube-Filme produziert werden sollen, ist coronabedingt gerade stillgelegt. Musikern schlägt das Herz beim Anblick des semiprofessionellen Musikstudios höher. „Die Kabine, in der Produktionen aufgenommen werden, haben wir selbst gezimmert“, erzählt der Jugendpfleger. Sein Büro, das er sich mit einer Kollegin und FSJlern teilt, sowie Toiletten sind ebenfalls auf dieser Etage untergebracht. Dass der nicht ausgebaute Dachboden und der Felsenkeller wegen seiner Feuchtigkeit unbrauchbar sind, nennt Koch als Manko. „Stauraum fehlt uns leider.“

Dafür hat das Haus einen großen Garten, den ebenfalls die Besucher pflegen. Ganz neu ist eine urgemütliche Ecke mit Sitzgelegenheiten – ideal für lauschige Sommerabende. Dank guter Werbung, ansprechender Projekte, Konzerte, Workshops Ferienprogramme inklusive Fahrten nach Berlin und in die weitere Region ist das Haus der Jugend bei jungen Leuten in Waldmohr und Umgebung beliebt. Etwa 30 bis 40 Jungen und Mädchen im Alter zwischen zwölf und 19 kommen täglich. Geöffnet ist der offene Treff montags bis donnerstags von 15 bis 19.30 Uhr, freitags schon ab 13 Uhr.