Haus des Bürgers: Aus Scheune wird gute Stube

Eine Scheune wurde zum Haus des Bürgers in Höheinöd umgebaut. Auch die Hoffläche wird zum Feiern genutzt. Foto: A. Daum





VON ANDREA DAUM

Einen Dorfmittelpunkt schaffen, den dörflichen Charakter bewahren und das dörfliche Leben  unterstützen. Das waren Intensionen, als in  Höheinöd im Landkreis Südwestpfalz ein Bürgerhaus zum Thema wurde. Im Rahmen eines in den 1980er-Jahren gestarteten Dorferneuerungsprogrammes wurde aus der Idee Wirklichkeit. Ehemals   landwirtschaftlich genutzte Gebäude wurden zum Haus des Bürgers umgebaut.


„Es ist ein Mittelpunkt unseres dörflichen Lebens. Bis heute“, sagt Höheinöds Bürgermeister Lothar Weber. 1994 wurde das Haus in seiner bis heute bestehenden Form eingeweiht. Es bietet alles, was man im Haus des Bürgers unterbringen wollte. Auch wenn es  unvollendet blieb. Für die finalen Ideen, die ursprünglich mit dem Gesamtensemble verbunden  waren, fehlten der Gemeinde  die finanziellen Möglichkeiten.

Das Haus ist zentral gelegen und besteht aus den für  landwirtschaftlichen Anwesen des 19. Jahrhunderts typischen drei Gebäudeteilen. Wobei das Gebäude nicht ausschließlich der Landwirtschaft diente. Im dritten, bis heute unsanierten  Gebäuderiegel befanden sich eine Gaststätte und ein großer Saal.

Zwei Gebäudeteile, die durch einen mit Sandstein eingefassten Torbogen verbunden sind, wurden saniert und umgebaut: die ehemalige Scheune und der frühere Stall.  1834 ist die Jahreszahl auf dem Sandstein im Torbogen, der verrät, wann das Gebäude  gebaut wurde. Unter dem Bogen befindet sich der Eingangsbereich.  Links geht es in die ehemalige Scheune, in der sich der große Saal und gemeindliche Einrichtungen wie Ratssaal, Bürgermeister- und  Vereinszimmer befinden.  Rechts geht es in den Werkstattbereich, den die Gemeindearbeiter nutzen. In diesem Gebäudeteil befindet sich auch die örtliche Bücherei.

Dass es sich einst um eine Scheune handelte, dieser Tatsache hat  Architekt Fritz Petry bei der Umgestaltung Rechnung getragen, den ursprünglichen Charakter bewahrt. Wo einst das große Scheunentor war, wurde ein großes Tor aus Glas eingebaut. Glas spielte bei der Gestaltung ohnehin eine wichtige Rolle, um dem Bau mehr Leichtigkeit zu verleihen. Auf der dem Tor gegenüberliegenden Gebäudeseite sorgen hohe, nicht ganz bodentiefe Fenster dafür, das viel Licht ins Gebäudeinnere fällt.

Das Foyer  öffnet sich weit nach oben.  Eine geflieste Treppe führt in das Obergeschoss. Im unteren Bereich des Gebäudes geht es links in den großen Saal. Der bietet bis zu 120 Gästen Platz. Wer den Saal betritt, steht unter der Empore, die weiteren 30 Besuchern Platz bietet und die Erinnerungen an einen Heuboden aufrecht erhält. Rechts befindet sich der Thekenbereich.


Bei besonderen Anlässen wird das Haus des Bürgers zum Treffpunkt 


Der Saal endet auf der gegenüberliegenden Seite mit einer großen Bühne. Diese Wand ziert ein Gemälde von Manfred Engelmann aus Kaiserslautern. Den Spagat schaffen zwischen der Historie des Ortes, der von Landwirtschaft auf der Sickingerhöhe geprägt war, aber auch die Gegenwart einfließen zu lassen, lautete die Aufgabe bei der künstlerischen Gestaltung. Engelmann setzte dabei auf die Grundtöne Gelb und Blau. Die zahlreichen Gelbtöne, die verwendet wurden – auch der Außenanstrich des Hauses ist in Gelb gehalten – erinnern an die Farbe von Weizenfeldern, an die Sonne. Das Blau kontrastiert und soll an Wasser und Sommertage auf der Sickingerhöhe erinnern.

Das 65 Quadratmeter große Wandbild im Saal ist detailreich, zeichnet Höheinöd gestern und heute nach. Wobei heute für Höheinöd in den 1990er-Jahren steht. Im Foyer findet sich ein kleineres Wandgemälde, das die für die pfälzischen Kulturlandschaften typischen Getreidefelder zeigt. Abgerundet wird die gestalterische Reminiszenz an die frühere Nutzung durch  landwirtschaftliche Geräte, die als Wandschmuck dienen.

Ob Neujahrsempfang, Hochzeit, Geburtstage, Fasnacht, Konzerte – bei besonderen Anlässen wird das Haus des Bürgers zum Treffpunkt. Es kann gemietet werden. Auch im Außenbereich, rund um das Haus herum, wird  gefeiert:  Dorffest und Weihnachtsmarkt.  Meist unter Einbeziehung des Hauses, das dann Ausstellungsfläche bietet. Eine große, funktionale Küche und barrierefreie sanitäre Anlagen runden das Angebot im Haus ab.

„Während der Corona-Zeit, mit den erforderlichen Abständen, diente uns der große Saal auch als Ratssaal“, verweist der Bürgermeister auf Funktionalität. Das eigentliche Ratszimmer befindet sich im zweiten Stock. Direkt neben dem Amtszimmer des Bürgermeisters und dem  Vereinszimmer.  Unterm Satteldach verbirgt sich Gebäudetechnik wie die Lüftung.

Auch der dritte Gebäudeteil sollte saniert werden. Es fehlte das Geld. „Seit Beginn der 1990er-Jahre, bis heute, hat uns das Haus, abzüglich aller Einnahmen, alles in allem über 3,5 Millionen Euro gekostet“, skizziert der Bürgermeister, das ein Dorfmittelpunkt schön, aber nicht umsonst zu haben ist.