Starkregen: Haus vor Überschwemmung schützen

So schlimm die Situation ist: Auf einem gefliesten Boden lassen sich Wasser und Schlamm schneller wieder entfernen.  Foto: Guido Kirchner/dpa/dpa-tmn



Starkregen ist überall ein Problem. Er flutet selbst Häuser, die nicht an Flüssen oder Hängen stehen. Kann man Gebäude besser schützen? Ja, und die Kosten sind meist nicht mal besonders hoch.


Schon ein heftiges Sommergewitter reicht und Wassermassen pressen sich urplötzlich durch Straßen, die noch nie zuvor geflutet wurden. Selbst Keller von Häusern am Hang laufen voll – und ihre Besitzer haben kaum eine Chance, noch etwas zu retten. Das alles kann Starkregen auslösen.

Das Problem: Es fällt in kurzer Zeit so viel Regen, dass weder der Boden noch die Kanalisation diese Menge aufnehmen kann. Das Wasser sucht sich daher andere Wege. Es flutet Straßen, drückt sich von unten aus der Kanalisation hoch in Keller und Erdgeschosse. Mancherorts schwellen harmlose Bäche zu reißenden Flüssen an.

Und während Gebäude nahe an Flüssen und in hochwassergefährdeten Gebieten einen grundsätzlich besseren Hochwasserschutz haben, kann Starkregen auch dort für Schäden sorgen, wo keiner mit Wassermassen auf dem Grundstück gerechnet oder diese zuvor je erlebt hat. Starkregen und der Schutz davor gehen uns also alle an.


Zum Teil wahnsinnig einfache Lösungen


Die gute Nachricht: Mal abgesehen von so katastrophalen, aber auch seltenen Fluten, wie wir sie aktuell in Teilen Deutschlands erlebt haben, gibt es bauliche Möglichkeiten, um sich ohne allzu hohe Kosten vor moderaten Wassereinbrüchen zu schützen. „Es sind zum Teil wahnsinnig einfache Lösungen, um zumindest eine Bugwelle ein bisschen abzumildern“, sagt Klaus-Jürgen Edelhäuser, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.

Vor allem wer neu baut, kann sich entsprechend aufstellen – und das ist angesichts des Klimawandels mit vermehrt drohenden Wetterextremen keine schlechte Idee. Aber auch die Nachrüstung ist oft gut möglich. Der Gebäudeschutz besteht dann grob gesagt aus zwei Teilen: Es muss verhindert werden, dass das Wasser erstens direkt von außen und zweitens indirekt über die Kanalisation in das Gebäude gelangt.


Schwachstelle Keller:


Ihn kann man beim Neubau als weiße Wanne aus wasserundurchlässigem Stahlbeton gießen oder als schwarze Wanne mit Kunststoff- oder Bitumenbahnen abdichten. Letzteres lässt sich, wenn auch aufwendig, innerhalb des Kellers nachrüsten – dann müsse als zusätzliche Lage ein weiterer Betontrog aufgebaut werden, erklärt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).Allerdings kann diese Baumaßnahme bei steigendem Grundwasser fatal sein. Denn dieses kann für Auftrieb sorgen, sodass das Gebäude gehoben wird – ähnlich wie ein Schiff auf dem Wasser. Das Haus kann in der Folge einstürzen. Je nach Situation kann es dann sogar sinnvoll sein, den Keller von innen selbst zu fluten, um für Gegendruck zu sorgen, so das BBK. Experten beraten dazu beim Bau.

Außerdem empfiehlt die Behörde, das Untergeschoss mit Fliesen und anderen wasserfesten Bau- und Dämmmaterialien auszukleiden. Davon lässt sich im Fall der Fälle Schlamm einfacher entfernen.

Kellerräume möglichst nicht zum Wohnen, sondern besser als Werkräume und Lagerflächen planen, dazu rät die Bayerische Ingenieurekammer-Bau. Und Steckdosen werden am besten nicht in Bodennähe angebracht – ein paar Zentimeter mehr Wasser halten sie so aus.

Für grundsätzlich hochwassergefährdete Gebiete rät die Initiative Elektro+, den Kasten für die Hausanschlüsse und den Hauptverteiler mindestens einen halben Meter über der zu erwartenden hundertjährigen Überschwemmungshöhe anzubringen – ein statistischer Wert, der für viele Regionen erhoben wurde. Sinnvoll kann es auch sein, getrennte Unterverteilungen für die einzelnen Geschosse einzuplanen, sodass etwa der Keller separat vom Stromnetz genommen werden kann.


Schwachstelle Abflüsse:


Damit das Wasser aus einer überfüllten Kanalisation nicht durch die Abwasserrohre ins Haus drückt, gibt es Rückstauklappen zum Einbau – auch zum Nachrüsten in bestehenden Wohnhäusern. Vielerorts sind diese beim Neubau sogar vorgeschrieben, sagt Ingenieur Edelhäuser. „Sie werden aber häufig nicht installiert.“

In der Regel handelt es sich um einfache Klappmechanismen, bei fäkalienhaltigem Wasser sollten es elektronisch geregelte Modelle sein.

Rückstauklappen können etwa an der einen – manchmal gibt es auch eine zweite – Stelle sitzen, an der das Haupt-Abwasserrohr das Gebäude verlässt. Oder es handelt sich um Klappen direkt an einem Ablauf, etwa an der Waschmaschine oder im Siphon des Waschbeckens. Letztere braucht man nicht zusätzlich, erklärt Edelhäuser. „Besser ist definitiv die Klappe, die das Gesamtrohr fasst.“

Die Verbraucherzentrale NRW rät übrigens: Wo möglich, sollte man auf unnötige Abflüsse in Räumen unterhalb des Straßenniveaus verzichten oder sollte diese gar verschließen lassen.


Schwachstelle Kellerfenster:


Schleudert die Flut von außen Baumstämme und andere Gegenstände gegen die Scheibe und ist der Wasserdruck hoch, haben Fenster kaum eine Chance. Bei moderaten Überschwemmungen aber gibt es Schutz: Zum einen sind das Fenster, die binnen 24 Stunden nur wenig Wasser durch lassen – maximal 240 Liter, so viel wie in eine durchschnittliche Mülltonne passt. Sie werden als hochwasserbeständig bezeichnet. Es gibt aber auch Fenster, die 24 Stunden lang komplett dicht bleiben.

Frank Lange, Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade rät aber, sich einen Prüfnachweis für das Produkt vorlegen zu lassen. Denn es gebe hierzu keine gesetzlichen Rahmenbedingungen oder geregelte Klassifizierungen. Außerdem sollte man nach dem Einbau eine Montagebescheinigung verlangen, wenn nicht gar diese von einem Sachverständigen überprüfen lassen. „Der Einbau ist das Entscheidende“, so Lange. Es dürfe keine Lücke zurückbleiben.

Kellerfenster werden üblicherweise mit der Öffnung nach innen eingebaut. Gegen Hochwasser lautet der Tipp aber oft, die Öffnung nach außen zeigen zu lassen. „Das schafft schon die Möglichkeit, den Wasserdruck besser zu verteilen“, so Lange. „Aber das bringt auch nichts, wenn man ein einfaches Fenster aus dem Baumarkt anders herum einbaut. Das Fenster muss dem Hochwasserdruck schon standhalten können.“

Das sei bei modernen Fenstern mit einer Wasserdichtigkeit oder -beständigkeit auch gegeben, wenn man sie nach innen öffnen kann. Außerdem können Mauern vor Lichtschächten immerhin vor einer gewissen Wasserhöhe schützen, so das BBK.


Schwachstelle Grundstück:


„Man sollte beim Bauen darauf achten, dass Wasser immer vom Haus weggeleitet wird. Das ist ein A und O“, sagt der Bauingenieur Edelhäuser. „Das Gefälle geht also vom Gebäude weg – es steht und versickert dann kein Wasser direkt am Haus.“Außerdem müssen Flächen da sein, in denen Wasser versickern kann. „Beispielsweise statt einer Pflasterfläche Rasengittersteine verlegen, damit Wasser gebunden wird. Wir haben in vielen Orten im Falle des Starkregens Überlastungen der Kanalisation und je weniger Wasser wir dann in die Entwässerung einleiten müssen, desto besser schützen wir uns gegenseitig.“ Er rät daher auch, Zisternen zu schaffen oder eine Dachbegrünung abzuwägen.

Experten sprechen bei solchen Ideen von der Stadt als Schwamm – „sponge city“, so der Fachbegriff. Zwar sei das vor allem eine Sache der Städteplanung. „Aber auch bei einem klassischen Einfamilienhaus mit kleinem Garten kann man selbst viel dazu beitragen“, betont Edelhäuser. „Beispielsweise kann ich versiegelte Flächen aufbrechen. Dazu gibt es übrigens in einigen Kommunen auch interessante Förderprogramme.“

Und so manche Lösung, sein Grundstück besser vor geringen Überflutungen zu schützen, kann so einfach sein. Ein Beispiel: Bei einem kleinen Bach neben dem Haus, der schon mal stark ansteigen kann, bietet sich eine kleine Sockelmauer um die Grundstücksgrenze an. Das kann auch die Lösung sein, wenn es ein Gefälle am Nachbargrundstück hin zur eigenen Fläche gibt – denn von da fließt dann das Wasser ins eigene Haus. (dpa)