Die Energiekrise hat einen Ansturm auf Kaminöfen als Heizalternative ausgelöst. Doch stößt diese Variante bei Fachleuten auf Bedenken. Foto: Franziska Kraufmann/dpa
Heizen mit Holz als preiswerte Alternative für den Winter? Fachleute sehen aus einer Reihe von Gründen Grenzen.
Die steigenden Energiekosten haben nach Einschätzung der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz einen Ansturm auf Kaminöfen ausgelöst. „Das ist aber nicht der Königsweg“, sagt Energie-Fachmann Hans Weinreuter. Pelletöfen seien viel sinnvoller. Allerdings sei das Potenzial insgesamt begrenzt. „Wir können nur so viel Holz aus dem Wald nehmen, wie in gleicher Zeit nachwächst“, beschreibt er den Grundsatz nachhaltiger Holzwirtschaft. Das sieht auch Landesumweltministerin Katrin Eder so.
Pellets, also gepresste Holzreste aus Sägewerken, könnten die Energiewende unterstützen, sagt die Grünen-Politikerin. „Das ist gerade in Häusern sinnvoll, in denen der Einbau einer Wärmepumpe wegen mangelnder Möglichkeiten nicht sinnvoll ist.“
Weinreuter sagt, Pellets seien besser als Scheitholz, weil sie ein Produkt mit definierter Qualität seien. Die „Abgasqualität“ sei besser und der Betrieb sinnvoller zu steuern, weil er in der Regel vollautomatisch laufe. Wichtig sei es, dass die Pellets aus der Region stammten. So könne verhindert werden, dass sie doch Schadstoffe enthielten oder Bäume dafür gefällt würden.
Rund 600.000 Pelletheizungen und -öfen gibt es nach Branchenangaben in Deutschland. „Wurden Pelletzentralheizungen bislang eher als Ersatz für eine Ölheizung installiert, da ein Lagerraum vorhanden ist, ist die Nachfrage von Gaskunden sowohl nach Zentralheizungen als auch Pelletkaminöfen fürs Wohnzimmer seit dem Krieg in der Ukraine stark gestiegen“, sagt Anna Katharina Sievers, Sprecherin des Deutschen Pelletinstitutes.
Mit Kaminöfen lässt sich der Wärmebedarf nicht decken
Im ersten Halbjahr seien rund 32.000 Pelletheizungen verkauft worden, zwölf Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Auch der Absatz von Pelletkaminöfen liegt deutlich über dem Vorjahr“, berichtet Sievers. Der Preis für die Pellets steige rasant „in noch nie dagewesene Höhen“ und lag im August um 194 Prozent über dem Vorjahreswert.
Mehr als elf Millionen Kaminöfen gibt es Weinreuter zufolge in deutschen Haushalten. Davon aktiv genutzt werden nach Einschätzung des Bundesverbands Brennholzhandel und Brennholzprodukte (BBB) etwa sechs bis sieben Millionen. Der aktuelle „Kamin-Hype“ habe wenig mit Energiesparen zu tun. Es gehe den meistens mehr um Atmosphäre und Wohlfühlen, sagt Weinreuter. „Den Wärmebedarf kann man damit nicht zu 100 Prozent decken.“ In der Regel könne nur ein Raum geheizt werden, und die Temperatur sei nicht gut steuerbar. Für Mehrfamilienhäuser sei dies in der Regel ohnehin keine Möglichkeit. Und die Auswirkungen auf die Umwelt? „Aus den Schornsteinen kommt ja auch nicht nur heiße Luft, sondern auch Feinstaub und andere Schadstoffe.“ Daher seien Filter notwendig. Auch das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass selbst sachgerechtes Heizen mit Holz die Luft deutlich stärker verschmutzt als etwa Heizöl oder Erdgas.
Der erste Vorsitzende des BBB, Klaus Egly, rät Verbrauchern vor dem Kauf eines Kaminofens, beim Schornsteinfeger zu klären, ob sie diesen überhaupt anschließen dürfen und dann zum Brennholzhändler zu gehen. Die Preise seien regional sehr unterschiedlich. Ein Kubikmeter lose geschüttetes Buchenholz koste zwischen 120 und 140 Euro. Nach fünf Jahren stabiler Preise seien diese jetzt um 20 bis 60 Prozent gestiegen, aber immer noch um etwa 50 Prozent günstiger als Öl und Gas. „Der Brennholzmarkt ist aber leergefegt.“
„Das Bauen mit Holz ist der Verbrennung vorzuziehen“
Heizen mit Holz erfordere immer einen gewissen Vorlauf, sagt Eder. Der notwendige Trocknungsprozess an der Luft dauere in der Regel zwei Jahre. „Eine noch im laufenden Jahr wirksame Entlastung der Wärmeversorgung durch vermehrte Brennholzbereitstellung aus dem Wald findet damit ihre Grenzen.“ Holz darf nach gesetzlichen Bestimmungen erst verbrannt werden, wenn der Feuchtigkeitsanteil unter 20 Prozent liegt, erläutert ein Ministeriumssprecher. „Schornsteinfeger empfehlen sogar einen Wassergehalt möglichst unter 15 Prozent.“ Beim Verbrennen von zu feuchtem Holz entstünden hohe Schadstoffbelastungen und andere unerwünschte Folgewirkungen bis hin zum Kaminbrand.
Das Bauen mit Holz sei zudem aus Klimaschutzgesichtspunkten der Verbrennung vorzuziehen, betont Eder. „Hierdurch wird der im Holz enthaltene Kohlenstoff langfristig gebunden und somit einer atmosphärischen Freisetzung in Form des Treibhausgases Kohlendioxid entzogen.“ Zugleich könne es andere Materialien wie Beton, Stahl, Glas oder Ziegel ersetzen, die oft nur sehr energieaufwendig herzustellen seien.
Und was ist mit „Totholz“? Dieses abgestorbene Holz im Zersetzungsprozess ist wichtig für die Bildung von Humus, die Speicherung von Wasser sowie als Brut- und Lebensraum für viele Arten, heißt es im Ministerium. Sein Heizwert sei zudem viel niedriger als der von luftgetrocknetem Brennholz. Der ökologische Wert sei höher als dessen potenzieller Nutzen als Brennstoff. Das bei den zahlreichen Waldbränden bereits angekokelte Holz eigne sich schon gar nicht für die Verbrennung: „Es lässt sich nur sehr schwer wieder entzünden.“ (dpa)