Kaminhaube: Schutz vor Regen, Wind und Vogelnest

Kaminhaube

Sie ist eine Zierde, aber nicht immer auch wirklich nützlich: die Kaminhaube. Oft wird sie aus Kupfer hergestellt, wie die hier abgebildete „Napoleonhaube“, eine der beliebtesten Formen – benannt nach der Kopfbedeckung des Feldherrn. Foto: wip

 

Jetzt rauchen sie wieder auf unseren Dächern, die Schornsteine.  Denn ob Zentralheizung, Ofen oder offener Kamin: Wo Wärme mithilfe fossiler Brennstoffe erzeugt wird, muss der dabei entstehende Rauch ins Freie geleitet werden. Das übernimmt der Schornstein. Und damit dieser vor Regen, Wind und dem Bau von Vogelnestern geschützt wird, erhält er oft eine Haube.

Eine Kaminhaube wird vielfach angebracht, um die „funktionellen Eigenschaften eines Schornsteins zu verbessern“, nennt Michael Erlhof, Vorstand Technik des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks (Zentralinnungsverband ZIV), einen der Gründe für die Montage der Schornsteinabdeckung, so der Fachbegriff. „Wenn die äußeren Abmessungen nach gültigen technischen Vorgaben eingehalten werden, kann die Abdeckung in bestimmten Fällen den Schornsteinauftrieb verbessern oder, beispielsweise in Hanglagen,  Fallwinde abhalten, die sonst zu Rauchbelästigungen in der Wohnung führen können.“ Außerdem könnten Kaminabdeckungen verhindern, dass Regenwasser in den Schornstein eindringt, insbesondere in niederschlagsreichen Gebieten oder bei Schornsteinen mit besonders großen Querschnitten, erklärt der Fachmann. Das gelte auch für Feuerungsanlagen, die längere Zeit nicht betrieben werden, etwa Kaminöfen, die als Zusatzheizung neben einer Zentralheizung dienen und über die Sommermonate nicht genutzt werden. Ebenso für Schornsteine in Gebäuden, die nicht ständig bewohnt sind oder genutzt werden wie Wochenend- oder Ferienhäuser. Hier beugt die Abdeckung auch dem Bau von Vogelnestern im Kamin vor. Ein weiterer Vorteil der Schornsteinabdeckung: Wo mit Holz geheizt wird, schützt sie Dach und Umwelt vor Funkenflug.

Ungeeignet für Systemschornsteine

Kritisch sieht jedoch die Schornsteinfegerinnung Kassel den Aufbau einer Kaminabdeckung: Gerade in Sachen Feuchtigkeit könne sie kontraproduktiv sein, heißt es da. Wenn an der Abdeckung der in den Abgasen enthaltene Wasserdampf kondensiere und in den Kamin zurück tropfe, könne es zu Feuchtigkeitsschäden kommen; außerdem könnten die Abdeckungen zu Störungen des Rauchabzuges führen. Nach Meinung der Innung ist eine Schornsteinabdeckung nur in Ausnahmefällen notwendig, und bei modernen Systemschornsteinen seien sie nicht zulässig und würden beanstandet. Systemschornsteine bestehen aus einem Leichtbeton-Mantelstein und haben, je nach Betriebsweise, eine Wärmedämmung und ein keramisches Abgasrohr. Sie kommen überwiegend bei Neubauten oder bei der Schornsteinnachrüstung im Innenbereich zum Einsatz. Ein solcher Systemschornstein ist W3G-geprüft: W bedeutet, dass der Schornstein für eine feuchte Betriebsweise geeignet ist. Das Innenrohr besteht aus einem Material, das nicht durch Kondenswasser angegriffen wird. Die 3 steht für die Korrosionswiderstandsklasse, das bedeutet, dass die Abgasanlage sowohl für feste sowie flüssige als auch gasförmige Brennstoffe geeignet ist und es zu keiner Korrosion am Innenrohr des Schornsteins durch die Abgase kommt. Der Buchstabe G besagt, dass der Schornstein gegenüber einem Rußbrand beständig ist. Systemschornsteine erfüllen außerdem die Anforderungen der Brandschutzklassen F90/L90 und sind ausbrennsicher.

Ein Schmuck fürs Dach

Neben den technischen seien häufig optische Gründe ausschlaggebend für die Montage einer Kaminhaube, bestätigt der Zentralinnungsverband. Die heute geläufigsten Modelle sind der Regenhut, die Meidinger Scheibe und die Napoleonhaube.

Die Meidinger Scheibe ist wohl die älteste und auch die einfachste Kaminabdeckung: Waagrecht über dem Kamin wird auf Stützen eine flache runde oder eckige Scheibe aus nicht brennbarem Material angebracht. Namensgeber ist der in Karlsruhe wirkende Physiker Heinrich Meidinger (1831-1905), ein Pionier in der Optimierung von Befeuerungs- und Heizungstechnik. Auch der Regenhut oder die Regenhaube dienen seit alters her als schlichte Schutzabdeckung für einen Schornstein. Der wie ein Dach oder eine Pyramide spitz nach oben zulaufende oder auch gewölbte kegelförmige Hut hält jedoch lediglich den Regen ab, auf die Windsteuerung hat er nur wenig Einfluss.  

Heutzutage auf den Dächern am häufigsten zu sehen ist die elegant geschwungene Napoleonhaube, die ihre Bezeichnung der Kopfbedeckung des französischen Kaisers verdankt. Sie ist eine Weiterentwicklung der Scheibe, ihre meist von vier Streben gestützte Wellenform leitet wie eine Regenrinne das Wasser vom Kamin ab und schützt ihn vor Windeinflüssen. Um dem Schornsteinfeger die Arbeit zu erleichtern, gibt es solche Hauben zum Wegklappen.

Die Schornsteinabdeckungen haben meist vier Standfüße, die auf den Kaminkopf einbetoniert, verschraubt oder aufgesteckt werden.  Für ihre Herstellung kommen unterschiedliche Materialien zum Einsatz. Am weitesten verbreitet sind Kupfer und Edelstahl, wobei im Idealfall der hochwertige und besonders korrosionsbeständige V4A-Edelstahl verwendet wird. Auf solche Kaminhauben – nicht zu verwechseln mit Stahlblech – geben Hersteller bis zu 25 Jahre und mehr Garantie. Nicht minder haltbar, meist aber teurer sind Kaminhauben aus Kupfer. Wobei Fachleute von einer Kombination einer Kupferhaube mit verzinkten Dachrinnen abraten, weil Wasser, das mit Kupfer in Verbindung kommt, die Korrosion des verzinkten Materials beschleunigt. (wip)