Sankt Peter: Gotteshaus mit besonderem Innenleben

Die Kirche St. Peter in Petersberg mit ihrem 30 Meter hohen Turm hat einen trapezförmigen Grundriss. Der Dachfirst wurde parallel zu der Höhenlinie in der Landschaft ausgestaltet. Foto: Andrea Daum



VON ANDREA DAUM

Wer auf den Straßen rund um das südwestpfälzische Dorf Petersberg unterwegs ist und auf den Ort schaut, sieht ein im wahrsten Sinne des Wortes herausragendes Bauwerk: die katholische Kirche St. Peter. Der Turm, der an der Spitze des Kreuzes 33,50 Meter über dem Boden endet, ist von allen Seiten gut zu sehen. Der Abstecher zur Kirche, die nur bei Veranstaltungen geöffnet ist,  lohnt sich. Auch aus architektonischer Sicht.


Es ist eine Kirche, die in den 1950er-Jahren gebaut wurde. Sie spiegelt im Innern farbenfroh  die Aufbruchstimmung der Zeit nach dem Krieg wider. Wer das Gebäude von außen sieht, vermutet diese Besonderheiten im Innern nicht unbedingt. Aber wenn sich die Tür öffnet,  bieten sich dem Besucher  für eine Kirche sehr moderne Farben und ein Lichtkonzept, das den Schwerpunkt auf indirekte Beleuchtung legt.  

In Petersberg stand  nach dem Krieg eine Behelfskirche, die in einer Holzbaracke untergebracht war. 1957  erfüllte sich ein Wunsch der Gläubigen:  Der Grundstein für die Kirche St. Peter wurde gelegt. Der Regensburger Regierungsbaumeister Erwin van Aaken plante das Gotteshaus in Arbeitsgemeinschaft mit seinem Onkel Albert Boßlet. Im August 1958 wurde sie geweiht. „Architektur ist immer ein Ausdruck ihrer Zeit. Das gilt auch für die Kirche St. Peter“, sagt die stellvertretende Diözesanbaumeisterin Alexandra Ruffing. 

Als das Bauwerk entstand, war das  Wirtschaftswunder ein Thema.  Der Aufbruch in die Moderne ist spürbar. Noch gibt es in St. Peter die räumliche Trennung von Altarbereich und Bereich für die Gläubigen. Aber in der Petersberger Kirche   werden die Gläubigen  nah an den Altar hergebracht. Bei den wenige Jahre später modern werdenden sogenannten Betonkirchen, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gebaut wurden, gruppieren sich die Gläubigen um den Altar. Die Entwicklung, die Distanz zwischen Altar und Versammlungsraum aufzuheben, deutet sich in St. Peter an und wird durch ein  weiteres Detail unterstrichen: Der Altar ist verschiebbar. Für Pfarrer Manfred Leiner ist das ein sehr wichtiges Element, das den offenen, hellen Eindruck der  Kirche bei  Konzerten und Aufführungen wie zum Beispiel Krippenspielen verstärkt.  

Diese Nähe zum Altar wird durch einen besonderen Grundriss geschaffen, erläutert Architekt Franz Peifer, der sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Kirche, die grundlegend saniert wurde, befasst hat. Der Grundriss des Gebäudes  ist trapezförmig.  Auf dem Betonfundament baut eine Kirche mit Ziegelmauerwerk auf. 32,50 Meter lang und 22 Meter breit ist das Kirchenschiff. Die   Dachform ist ein römisches Kreuzgewölbe, das mit gefalztem Kupferblech versehen wurde. Ohne Kreuz ist der Turm  30 Meter hoch. Um dieses hohe Ziegelbauwerk zu stabilisieren, wurde im Abstand von vier Metern jeweils eine Stahlbetondecke eingezogen.

Eine ganz bewusste Entscheidung trafen die  Architekten  den First des Kirchenschiffs betreffend. Dieser wurde waagerecht, entsprechend  der Höhenlinie in der Landschaft, die parallel zum Kirchengebäude verläuft, gestaltet. Das hatte zur Folge, dass  die Kirchenwände leicht ansteigend gebaut werden mussten. Mit dem Effekt, dass die ansteigenden  Wände im Innern die Hinwendung  zum Altar optisch  unterstreichen. 

An den Chor schließt sich die Sakristei an. Sie bildet im Grundriss der Kirche den Ausgleich zum Turm. Der Turm selbst ist  über einen kleinen Zwischenbau im Eingangsbereich mit dem Kirchenschiff verbunden.

Mit den Wänden steigt die Decke an. Das verstärkt den Eindruck des sich zum Chor hin öffnenden Gotteshauses. Dieser  Eindruck wird durch einfache, klare Farben unterstrichen. Auch das schon ein Hinweis auf die Reduktion auf das Wesentliche im Kirchenbau, die  nach dem Vatikanischen Konzil folgen sollte.  Die Wände sind weiß und werden  durchbrochen von gelben Seitendecken. Der Fußboden ist  grau und schwarz gehalten. 

St. Peter wurde in den vergangenen Jahren grundlegend saniert und ist nun wieder in dem Originalfarbkonzept zu sehen, das auch die Besucher der Weihe in den 1950er-Jahren zu sehen bekamen.  Dies war zwischenzeitlich verschwunden. Zuletzt störte noch eine in den 1970er-Jahren eingebaute bräunliche Holzdecke. Diese blieb in der Kirche. Aber:  „Wir haben den originalen Farbton unter der Holzdecke gefunden“, sagt Architekt Peifer. In diesem wurde die Holzdecke gestrichen, gemäß dem Konzept: zurück zum Ursprung.

Verstärkt wird der gesamte Eindruck  durch eine indirekte Beleuchtung.  Links und rechts vom Portal am Eingang  sind  fast bodentiefe Fenster eingebaut. Durch diese wird die  Kirche von hinten beleuchtet. Die Fenster gestaltete der Würzburger Kunstmaler Lukas Gastl, der auch das Bild hinter dem Altar und den Entwurf der Plastik über dem Eingangsportal verantwortete. 

Ein weiteres Kirchenfenster wurde bewusst so gesetzt,  dass der seitlich im Chorraum angeordnete Taufstein ins  richtige Licht gesetzt wird.