Klimagerechtes Bauen rentiert sich oft

Die Gebäudehülle spielt eine wichtige Rolle bei der Klimabilanz eines Hauses – die Fassade kann man ökologisch etwa mit Holz dämmen. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa-tmn 



Wände aus Holz statt aus Beton, eine Dämmung aus Hanf oder Kork – klimagerechtes Bauen kann sich rechnen. Zum Teil fördert solche Maßnahmen auch die Bundesregierung. Was Bauherren dazu wissen müssen.

Achten private Bauherren bei ihrem Traumhaus auch auf die „inneren Werte“, hat dies Vorteile: Dann stimmt beim Neubau neben der Wohnqualität optimalerweise auch die Öko-Bilanz. Klimagerechtes Bauen wird in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen“, sagt Björn Weber vom Deutschen Institut für Urbanistik. Doch wofür steht klimagerechtes Bauen genau?

„Es bedeutet, beim Bauen auf vorhandene Klimaveränderungen zu reagieren und gleichzeitig mit unserem heutigen Handeln positiv auf das Klima einzuwirken“, erläutert Klaus-Jürgen Edelhäuser, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.

Dazu gehört mehr, als bei einem Gebäude nur auf die reinen Kenndaten in Sachen Klimaeffizienz zu schauen: „Man muss das komplexe System Haus und alle beteiligten Gewerke betrachten.“

Dämmung und Wände: Auf die passende Hülle kommt es an

Das fängt bei der Wahl des Baugrundstücks an, erläutert Weber. Der Diplom-Geograf nennt Beispiele: „Liegt es vielleicht so, dass es sich besonders für die Nutzung von Solarenergie eignet?“ Oder besteht eventuell ein erhöhtes Risiko für Hochwasser oder Schlagregen?

Die Gebäudehülle spielt eine wichtige Rolle bei der Klimabilanz einer Immobilie. „Hier können Wandelemente aus Holz als Alternative zum energieintensiv erzeugten Beton interessant sein. Sie sind mit Zellulose und Holzfasern gefüllt, die später komplett recycelt werden können“, erklärt Edelhäuser. Bei der Wärmedämmung sind diese Materialien inzwischen genauso wirksam wie der Massivbau.

Klimagerecht Strom, Wärme und Wasser erzeugen

„Im Innenbereich bietet sich ein Lehmputz an, weil dieser dank seiner natürlichen Eigenschaften den Feuchtigkeitsaustausch in den Räumen steuert“, sagt Edelhäuser.

Bei der Fassadendämmung lohnt es sich, genau hinzuschauen, sagt Marc Förderer vom Bauherren-Schutzbund: „Es gibt Dämmmaterialien auf Erdölbasis mit einer guten Wirksamkeit, die aber leider bei der Herstellung einen immens hohen Energieverbrauch haben.“ Die Natur bietet ökologisch unbedenkliche Alternativen, etwa Dämmungen auf Basis von Holz, Wolle, Hanf, Schilf oder Kork.

Solaranlagen sind bei der privaten Stromerzeugung schon verbreitet. Bei der Wärmeversorgung können Bauherren auf Pelletheizungen mit Pressholz und auf Heizungen mit Wärmepumpentechnik zurückgreifen.

Auch bei der Wasserversorgung lässt sich der „ökologische Fußabdruck“ eines Gebäudes optimieren. Indem man zum Beispiel Regenwasser in einer Zisterne auffängt und in den häuslichen Wasserkreislauf einbringt, schlägt Edelhäuser vor. Auch sogenanntes „Grauwasser“ eignet sich für die Aufbereitung. Mäßig verschmutztes Wasser aus der Badewanne kann man zum Beispiel für die Toilettenspülungen nutzen.

Wünsche und Budget genauer definieren

„Beim Hausbau sind neben Klimaschutz auch Wohnqualität und Behaglichkeit wichtige Kriterien“, sagt Förderer. „Man sollte sich bereits in der frühen Planungsphase darüber im Klaren sein, was man sich für seinen Neubau wünscht – und wie groß das Budget dafür ist.“

Dann folgt die Suche nach einem geeigneten Planer und Bauunternehmer, der ein klimagerechtes Bauprojekt umsetzen kann. Empfehlungen, Mundpropaganda und Referenzobjekte sind wichtige Entscheidungshilfen bei der Auswahl der Unternehmen.

Bislang sind nachhaltige Baustoffe oft etwas teurer als konventionelle Lösungen – da noch die Nachfrage seltener ist. Mittelfristig kann sich die etwas höhere Investition aber rentieren: „Klimagerechtes Bauen senkt die laufenden Verbrauchskosten eines Gebäudes“, sagt Weber. Ein Effekt, den man durch energiebewusstes Verhalten im Alltag und moderne, stromsparende Haushaltsgeräte noch verstärken kann. Zudem sind bei vielen nachhaltigen Baustoffen der Instandhaltungsaufwand sowie spätere Entsorgungskosten geringer.

Von staatlichen Förderungen profitieren

Bauherren können dabei entstehende Mehrkosten zu einem wesentlichen Teil durch Förderprogramme des Bundes und steuerliche Abschreibung gegenfinanzieren, sagt Markus Lammert vom Bundesbauministerium. Empfehlenswert sei, vorab einen Energieberater einzuschalten.

Der Staat fördert klimagerechte Bauvorhaben: „Unser Ziel ist, dass der Gebäudebestand in Deutschland in den kommenden 30 Jahren klimaneutral wird“, so Lammert. Die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ wird derzeit neu aufgesetzt – mehr dazu auf der Internetseite des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle: bafa.de, Stichwort Energie. (dpa)