CO2-neutrales Heizen in einem Bauernhaus von 1681

Die Sonnenstromanlage ist erst etwas über ein Jahr alt. Sie wurde gemeinsam mit einer Wallbox und einem E-Auto angeschafft. Foto: kgi



VON KLAUDIA GILCHER


Wolfgang und Anja Frey sind überzeugt: „Am Klimaschutz führt kein Weg vorbei.“ Doch wie kann man in einem über 300 Jahre alten Bauernhaus möglichst CO2-neutral leben, ohne auf die Atmosphäre des Hauses und zeitgemäßen Komfort zu verzichten oder es komplett zu entkernen? Bei der Wärmewende am Haus setzt das Paar vor allem auf Holz.


Von der Straße gesehen wirkt das alte Bauernhaus der Freys in Rehweiler am Glan wie ein Reihenhaus. Niedrig duckt es sich in eine Gebäudereihe,  versteckt hinter einem Vorgarten, in dem das Grün wuchern darf. Holzläden rahmen Sprossenfenster aus Holz ein, auch die Haustür ist aus diesem Werkstoff. „Ich hab’s mit Holz“, sagt Wolfgang Frey und lacht. Das Fahrrad, das im großen, von früheren Ställen und Scheunen umrahmten Innenhof hinter dem Wohnhaus untergestellt ist, ist aus Bambus. „Ein Sozialprojekt in Ghana“, erzählt der promovierte Gewässerkundler. „Und auch mein T-Shirt basiert auf Holzfasern.“

Vor diesem Hintergrund wundert es kaum, dass die Freys auch beim Heizen auf Holz setzen. 1998 sind sie eingezogen ins Elternhaus von Wolfgang Frey. Alte Unterlagen datieren das Anwesen aufs Jahr 1681, Nebengebäude und Umbauten folgten nach und nach,  1797 und im 19. Jahrhundert zum Beispiel. Ein Abriss kam nie in Frage. „Dieses Haus hat Geschichte, die Atmosphäre ist toll. Das wollten wir auf keinen Fall aufgeben, das ist etwas Wertvolles.“  Wegen der Optik und Atmosphäre lehnen die Freys auch eine Außendämmung ab. Die Innendämmung der Wände gehen sie nur an, wo sie nichts verschandelt. „Wenn wir Zimmer renovieren, kommen schon mal Überraschungen wie schöne alte Fachwerkwände zum Vorschein.“

140 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich auf zwei Stockwerke. Die Räume sind niedrig, die Türen auch, einen Keller gibt es nicht, der Fußboden ist kalt. „Im Winter tragen wir warme Hausschuhe“, merkt Anja Frey an. „Als wir einzogen, gab es Nachtspeicheröfen, Holzöfen und einen Ölofen im Haus“, erinnert sich Frey. Der wilde Mix bestimmte die ersten Sanierungsmaßnahmen: doppelt verglaste Fenster, eine gute Haustür und eine Zentralheizung. Freys entschieden sich für Stückholz, unterstützt durch Solarthermie fürs Warmwasser. Die Heizung versorgt auch das Haus von Freys Bruder, der direkt nebenan wohnt.


Für eine Fußbodenheizung sind die Räume zu niedrig


Der erste Versuch glückte nicht ganz. Mehrmals am Tag musste der zentrale Stückholzofen befeuert werden. „Das war damals kein Problem, weil ich wegen unserer drei Kinder sowieso immer da war. Aber wenn wir ein paar Stunden weg waren, war es kalt.“ Doch: „Es ist wichtig, Handwerker zu suchen, die sich mit den individuell gewünschten Lösungen auskennen“, findet Frey heute.

2012 wurde die Heizung noch einmal modernisiert. Seither bringt ein moderner Holzvergaser in Verbindung mit zwei  1500-Liter-Pufferspeichern – Grundfläche insgesamt knapp drei Quadratmeter –  genug Vorlauftemperatur für die Heizkörper. „Eine Fußbodenheizung, die mit 27 Grad Vorlauf zurechtkommt, ist bei uns wegen der niedrigen Räume nicht möglich“, erläutern die Freys. Einmal am Tag werde gefeuert, „ein voller Schubkarren mit Holz passt rein“. In der Übergangszeit reiche auch die Sonne fürs Warmwasser. Frey weiß nicht genau, wie viel Holz er jährlich braucht. „25 Ster für die zwei Häuser vielleicht.  Aber die Winter werden wärmer, das merken wir.“  

Auch wenn Holz als  CO2-neutraler Baustoff gilt: Je weniger verbraucht wird, desto besser, sagen  die Freys. Viel gebracht habe in diesem Zusammenhang die Dämmung der obersten Geschossdecke. „Das können wir nur empfehlen. Im Winter ist es deutlich wärmer und im Sommer deutlich kühler in unserem Haus.“ Auf dem nicht ausgebauten Speicher wurde eine Schicht recycelter Zellstoffflocken aufgebracht und mit Holzplatten zugeschlagen. „Wir wollten auch hier ein nachhaltiges Material“, erzählt Frey.  

Jüngst hat das Paar noch eine PV-Anlage installiert, mit Wallbox fürs E-Auto. Auch auf vegane Ernährung sind sie umgestiegen, und für weitere Strecken nutzen sie gern die Bahn. „Klimaschutz hat nicht nur mit dem Gebäude zu tun. Es geht um die Lebensführung von der Mobilität und der Kleidung bis zur Ernährung“, sagen die beiden.


Info

Am 3. Oktober findet im Landkreis Kusel ein Tag der offenen Tür zur Wärmewende am Altbau statt. Acht Hausbesitzer machen mit, darunter  Anja und Wolfgang Frey. Gebäudesteckbriefe: www.landkreis-kusel.de/Klimaschutz/aktuelles