Gut Königsbruch mit dem gelb getünchten Herrenhaus und den weißen Nebengebäuden im Weihnachtsglanz. Archivfoto: Moschel
VON KLAUDIA GILCHER
Das Schloss Karlsberg der Pfalz-Zweibrücker Herzöge ist untergegangen, doch ein Zwilling seiner Keimzelle steht noch: im Homburger Stadtteil Bruchhof im Saarland, gleich hinter der Landesgrenze zur Pfalz. Quasi in letzter Minute wurde das spätbarocke, dreiflügelige Hofgut Königsbrucher Hof vor dem Verfall bewahrt und ist nun Treffpunkt für Schöngeister und Gesellschaften von beiden Seiten der Grenze.
Ein zweigeschossiges Herrenhaus mit Krüppelwalmdach und Dachreiter, im rechten Winkel dazu separate Wirtschaftsgebäude mit Verwalterwohnung, Stallungen, Scheune, Kutschenremise, eine Einfriedung und drumherum wohl ein Nutzgarten und Obstpflanzungen: So präsentierte sich der in den 1760er-Jahren erbaute Bruchhof zu Zeiten des Pfalz-Zweibrücker Herzogs Christian IV.. In manchen Quellen ist auch vom Königsbrucher Hof die Rede, beide Namen beziehen sich auf die Lage in der Westricher Moorniederung.
Ganz in der Nähe, auf dem buchenbestandenen Karlsberg, war etwa zur gleichen Zeit ein weiteres adliges Gut entstanden, der Louisenhof. Dieser kam nach dem Tod von Herzog Christian IV. an seinen Neffen und Nachfolger Karl II. August, der den Louisenhof zu einem Märchenschloss ausbauen ließ. Kaum fertiggestellt, wurde Schloss Karlsberg jedoch von französischen Revolutionstruppen geschleift – als Gebäude gibt deshalb nur noch der Bruchhof Zeugnis davon, wie die Keimzelle von Schloss Karlsberg ausgesehen haben mag.
Denkmalschutz spielte große Rolle
Kein Wunder, dass der Denkmalschutz bei der Rettung des Ensembles in der Niederung zwischen Homburg auf saarländischer und Waldmohr sowie Bruchmühlbach-Miesau auf pfälzischer Seite eine große Rolle spielte. „Es waren strenge Vorgaben“, erzählt Magrit von Wegner-Hauenstein.
Fassadenfarbe, Materialien der Fenster, der Wände, des Daches, die Aufteilung der Räume und die Nutzung der Gebäude, alles wurde eng abgestimmt.“ Das Saarbrücker Ehepaar von Wegner kaufte den Hof im Sommer 2014 und sanierte die vom Verfall bedrohte Anlage in vierjähriger Arbeit. Rund 20 Jahre hatte das Anwesen, das seit der Sanierung Gut Königsbruch heißt, zuvor leergestanden.
Der inzwischen verstorbene Archibald von Wegner hatte sich mit dem Erwerb einen Lebenstraum erfüllt, der, folgt man der Fotodokumentation der Arbeiten, zunächst jedoch in der Gestalt eines Albtraums dahergekommen sein muss. „Schon im Herbst 2014 mussten wir die Dächer stabilisieren, alles war nass und schimmelig“, erinnert sich seine Witwe. Es folgten Entkernung und Neuaufbau, 2018 wurde Einweihung gefeiert. Der Komfort ist nun zeitgemäß, geheizt wird mit Gas, die alten Kachelöfen sind erhalten, aber mit moderner Technik ausgestattet, es gibt auch eine Catering-Küche. Auch beim Interieur ist Magrit von Wegner-Hauenstein zum Teil den barocken Wurzeln gefolgt, etwa mit Wandbespannungen, Stuckdecken und Versailles-Parkett.
Ganz wie früher freilich ist die Anlage nicht mehr, nicht nur, weil längst das Dorf Bruchhof – seit 1938 ein Stadtteil von Homburg – um den Hof herum entstanden ist. „Das Gut wurde ursprünglich nicht über den Innenhof erschlossen, sondern vom damaligen Straßenverlauf her. Der Eingang zum Herrenhaus lag deshalb ursprünglich auf der heutigen Rückseite und etwas höher als jetzt“, erläutert die Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin des Saarpfalz-Kreises, Jutta Schwan.
Vielfältige Nutzungsgeschichte
Überhaupt wurden dem Gut im Lauf von 250 Jahren viele Änderungen abverlangt. Es diente etwa als Gießerei, Exerzierplatz und Forstgut. Auch Zwangsarbeiter waren wohl in der Anlage beschäftigt worden. Fundamente eines Wachhauses haben sich erhalten. Auf diesen durften die von Wegners eine Kapelle errichten, die zwar neu ist, aber mit einer kleinen italienischen Orgel von 1740 ausgestattet wurde.
Beliebt ist Gut Königsbruch bei Hochzeitspaaren, das Homburger Standesamt bietet die Anlage als Ort für besondere Hochzeiten an. Das Angebot werde von Paaren von beiden Seiten der Landesgrenze gut angenommen, vor allem die Sommerwochenenden seien lange im Voraus gebucht, erläutert die Hausherrin. Ein anschließender Empfang ist im nach barockem Vorbild gestalteten Lustgarten oder im Saal im Westflügel möglich, ebenso wie sonstige Feierlichkeiten, Tagungen oder Seminare. Seminare, Workshops und Führungen bietet auch die im Ostflügel eingemietete Stiftung Schriftkultur mit Galerie, Archiv und Kalligraphie-Museum im Gewölbekeller an.
„Rauschende Feste können wir aber nicht zulassen“, betont Magrit von Wegner-Hauenstein. Der Hof liegt inzwischen in einem Wohngebiet mit Einfamilienhäusern, um 22 Uhr muss Ruhe herrschen. Gut Königsbruch ist ein Privatanwesen und nur auf Anfrage zu besichtigen. Die Stiftung hat einen eigenen Eingang.
Info
www.gutkoenigsbruch.de
www.schriftkultur.eu