Vom Pfarrhaus zur Begegnungsstätte

Das ehemalige reformierte Pfarrhaus in Iggelheim ist heute ein Ort für Begegnung. Die in die Sandsteingewände der Toreinfahrt eingemeißelten Ornamente sind noch zu erkennen.

Das ehemalige reformierte Pfarrhaus in Iggelheim ist heute ein Ort für Begegnung. Die in die Sandsteingewände der Toreinfahrt eingemeißelten Ornamente sind noch zu erkennen. Foto: srä

 

VON STEPHANIE BRÄUNLING

Das im Jahr 1764 von der reformierten Iggelheimer Kirchengemeinde errichtete Pfarrhaus ist eines der größten Gebäude von Böhl-Iggelheim. Die Toreinfahrt, deren Säulen mit Ornamenten geschmückt sind, führt zu einem geräumigen landwirtschaftlichen Hof mit vielen Nebengebäuden und einem großen Garten. 2008 hat die selbstständige Unternehmerin Tina Krauß das gesamte Anwesen gekauft und ihren Traum von einer Begegnungsstätte für Kunst, Kultur, Gesundheit und Kommunikation verwirklicht.

Das ehemals reformierte Pfarrhaus und heutige Kreativhaus h6 ist gut zu finden in Iggelheim, denn es ist das einzige traufständige Gebäude in der Straße. Der weiß verputzte Krüppelwalmdachbau mit den jeweils sechs Klapplädenfenstern in den beiden Vollgeschossen und einem original barocken Dachstuhl steht unter Denkmalschutz. „Viele bedeutende Pfarrer haben hier gewohnt“, erzählt Tina Krauß, die heutige Besitzerin. In die Ortsgeschichte sei beispielsweise Pfarrer Johann Schiller eingegangen. „Er hat während der Revolution 1848/49 den Eid auf die neue Regierung verweigert“, schildert Krauß.

150 Freischärler der Provisionsregierung wollten ihn deshalb im Mai 1849 gefangen nehmen. „Aber die Iggelheimer beschützten ihren Pfarrer mit Sensen und Dreschflegeln“, führt sie weiter aus. Daraufhin sei einer der Freischärler auf den Torbogen gestiegen und habe dort oben eine flammende Rede für die Revolution und gegen die Fürsten gehalten. Doch es nützte nichts. Die Freischärfler mussten trotzdem noch 300 weitere Mann anfordern, um den aufmüpfigen Pfarrer nach Kaiserslautern abführen zu können. Der Torbogen, mit eingemeißelten Ornamenten an den Sandsteingewänden, steht zwischenzeitlich ebenfalls unter Denkmalschutz.

In den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts habe man in der Nähe der Kirche ein neues Pfarrhaus gebaut, das alte Pfarrhaus nun anderweitig genutzt. „Zuletzt war es das Wohnhaus eines Malers, der in den dahinterstehenden Nebengebäuden seine Mal- und Lackierwerkstätten hatte“, informiert Krauß. Bevor sie das Anwesen 2008 gekauft habe, habe es  zweieinhalb Jahre leer gestanden. „Niemand hat sich an das denkmalgeschützte Gebäude gewagt, weil sehr viel gemacht werden musste“, fährt sie fort. „Für mich war es jedoch ideal, um mir meinen Traum von einer Begegnungsstätte für Kunst, Kultur, Gesundheit und Kommunikation zu erfüllen.“

Denkmalschutzvorgaben für die Sanierung

Als Erstes hat Tina Krauß in dem ehemaligen Pfarrhaus eine große Wohnküche und viele Zimmer geschaffen für Menschen, die gerne in einer Wohngemeinschaft leben und dennoch eigene vier Wände brauchen. Die Nebengebäude hat sie sowohl für sich als auch für die Nutzung durch Künstler und Therapeuten sowie für private und öffentliche Veranstaltungen ausgebaut. „Das große Thema des gesamten Komplexes ist Stressmanagement“, erläutert Krauß, die selbst unter anderem als Trainerin und Life- und Business-Coach Menschen in schwierigen Zeiten unterstützt. Körperliche, aber auch mentale und geistige Entspannung stünden bei Anwendungen und Kursen im Vordergrund, immer auch umrahmt von Kunst.

„Bei der Sanierung des ehemaligen Pfarrhauses gab es einige Denkmalschutzvorschriften zu beachten“, legt Krauß dar. Die Fensterläden an der Straßenseite habe sie aufgrund der Vorgaben in einem bestimmten Braunton gestrichen, die kleinen Figuren an den Halterungen im selben Stil belassen. „Im Holztreppenhaus wurde nur der obere marode Teil der Treppe ausgetauscht, die Wände in den Zimmern wegen des Mineralputzes mit Mineralfarbe gestrichen“, zählt sie weiter auf. Wände und Decken, die mit Stroh und Lehm gefüllt sind, ließ sie auch mit diesen Materialien ausbessern.

Die Nebengebäude dagegen stehen nicht unter Denkmalschutz. „Ich musste sie jedoch so erhalten, wie sie waren, damit die Hofansicht gewahrt wird“, bemerkt sie. An einem kleinen, früher als Rumpelkammer genutzten Sandsteingebäude ließ sie die unverputzten Steine lediglich säubern, die gut erhaltenen Balken auffrischen. „Hier ist eine Malwerkstatt untergebracht“, so Krauß. Eine Künstlerin stelle in dem Gebäude aus und biete auch kreative Kurse an.

Den Garten hat Krauß mit Wohlfühlelementen ausgestattet, die Ruhe ausstrahlen und zur Entspannung verhelfen. „Es war mir wichtig, dass das parkähnliche Anwesen viele Ecken hat, wo man sich zurückziehen kann“, verdeutlicht sie. Dafür habe sie eine Feng-Shui-Beraterin für Gärten hier gehabt. „Insbesondere die urige Feuerstelle und der Barfußpfad sind sehr beliebt.“ Und in dem Teehäuschen am Ende des Gartens habe auch schon manche Hochzeit und Taufe stattgefunden.