Schule als Denkmal: Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium in Neustadt  

Das Gebäude des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums von der Bahnhofsseite aus gesehen. Foto: Wanger




VON ANKE WANGER


Die Außenansicht des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums (KRG) in der Neustadter Landwehrstraße zeigt ein in die Jahre gekommenes Bauwerk, funktional, mit Flachdach und quadratischem Grundriss. Die Entstehungsgeschichte der Schule reicht über verschiedene historische Lehrinstitutionen bis ins 16. Jahrhundert zurück.


1964 hatte das Gymnasium – damaliger Standort in der Neustadter Hindenburgstraße – seinen aktuellen Namen erhalten. Im Jahr 1969 konnte dann das neu erbaute Gebäude in der Landwehrstraße bezogen werden. Das humanistische Gymnasium, in dem als erste Fremdsprache Latein gelehrt wird, benötigte mehr Raum, da es sich zunehmender Beliebtheit erfreute.

Über drei Stockwerke reiht sich in der Landwehrstraße Fenster an Fenster. Sie gliedern die Gebäudeansicht und bilden ein Raster. Reichlich Beton wurde in Skelettbauweise verbaut, aber auch viel Licht ins Innere des Gebäudes gelassen, das in seinem Zentrum mit einem Atrium antiken Stils unter freiem Himmel überrascht. Steinbeläge, Holzausstattung, Glas und die großen Schwingfenster mit Holzrahmen bringen Abwechslung und etwas Wärme in Schulhaus und Klassenzimmer.


Architektur übersichtlich und funktional

 
Insgesamt wirkt die architektonische Moderne wie eine Fortsetzung der Bauhausbewegung mit ihrer Liebe zur Geometrie. Ein herausragender Bauhaus-Vertreter und leitender Gründer der Hochschule „Staatliches Bauhaus Weimar“ war vor dem Zweiten Weltkrieg Walter Gropius. Glatte Flächen und klare, einfache Formgebung bestimmen das KRG, kompakt und schnörkellos. Übersichtlich ist das Schulhaus in seiner Sachlichkeit. Hausmeisterwohnung und Turnhalle mit Sportplatz gehören zum Areal, das optimal genutzt wurde. Harmonisch ist die naturnahe Lage des Schulgebäudes, eingebettet in Grünflächen zwischen Speyer- und Rehbach, mit malerischen Ecken im Grünen wie dem „blauen Klassenzimmer“ am Speyerbach. „Für mich ist es ein schönes Gebäude, in das ich jeden Tag gerne hineingehe“, stellt Schulleiter Friedrich Burkhardt fest, der  selbst bereits Schüler des KRG war.


Kulturdenkmal der Nachkriegszeit


Seit Frühjahr 2020 stehe das Gymnasium nun bereits unter Denkmalschutz, erklärt die Pressestelle der Stadt. Gerhard Dürr, der in seinen langen Berufsjahren mehrfach Schulgebäude geplant hat, war der Architekt des KRG-Gebäudes im Schulzentrum Böbig. Mit der Mitteilung der Direktion Landesdenkmalpflege/Generaldirektion kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, dass das Gebäude dank seiner weitgehend unveränderten, charakteristischen Architektur der Nachkriegszeit Kulturdenkmal geworden ist, ergeben sich nun allerdings auch Auflagen für zukünftige Sanierungsmaßnahmen.

Aufwendige Arbeiten warten oder dauern an und machen so das Schulgebäude für Jahre zum „Bauhaus“. Seit Monaten wird am Brandschutz gearbeitet, der vom Denkmalschutz unbeeinflusst weitergeführt werden konnte.


Altes reparieren, Neues integrieren


Doch bei Veränderungen von beispielsweise der Außenansicht sitzt jetzt immer die Denkmalschutzbehörde mit im Boot. „Alte Dinge reparieren und für den erfolgreichen Schulbetrieb Neues ergänzen“, würden sich zukünftig nicht ausschließen, erklärt Stefan Ulrich, Denkmalschützer der unteren Denkmalschutzbehörde. Als nächstes werde im Juli endlich die Schulhofsanierung starten, verspricht die Stadt. Der Hofbelag soll seine Quaderung behalten, die Fläche aber umweltfreundlich weniger versiegelt werden. Mit der Schulhofsanierung sollen die langwierigen Brandschutzmaßnahmen nach der Sanierung der Blitzschutzanlage zum Jahresende abschließen. „Das wird wieder nicht einfach“, befürchten Schulleiter Burkhardt und sein seit Jahren in schulischen Bauangelegenheiten aktiver Kollege Knut Brasche. Denn auch, wenn mit den Plattensanierungen, Verbesserungen der Freizeitgeräte und Grünpflegearbeiten bereits kurz vor den Sommerferien begonnen werden soll, benötigen die über 700 Schülerinnen und Schüler danach zumindest zeitweise einen Pausenhofersatz.

Wie die Stadt mitteilt, rechne man mit Gesamtkosten für Schulhof, Blitzschutz und Netzwerkausbau von rund 1,2 Millionen Euro, allerdings zu rund 90 Prozent vom Land gefördert. Der erneuerte Treppenlift für den barrierefreien Zugang soll im Juli trotz Kritik zunächst wieder nur für ein Stockwerk eingebaut werden. Für die Sanierung der WC-Anlagen und das Großprojekt „energetische Sanierung“ sind im Jahr 2023 Mittel für die Planungskosten im Haushalt vorgesehen. Sich zur Landesgartenschau komplett saniert präsentieren, wäre der Schulwunsch.