Wie man in der Heizperiode richtig lüftet

Stoßlüften ist wichtig, auch wenn es draußen sehr kalt ist – es reicht aber, das Fenster kurz weit zu öffnen.  Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn





Regelmäßiges Lüften ist unerlässlich, um Schimmelbefall in Wohnräumen vorzubeugen. Das gilt besonders, wenn man Heizkosten sparen möchte.


Angesichts der gestiegenen Energiekosten kann es schon Überwindung fordern, die teuer beheizten Zimmer zu lüften. Dabei ist das nicht nur wichtig, um etwas frische Luft zu bekommen. Der regelmäßige Luftaustausch verhindert auch, dass sich überschüssige Luftfeuchtigkeit an den Wänden absetzt und dort gesundheitsgefährdenden Schimmel bilden kann.

„Ein Vier-Personen-Haushalt gibt täglich sechs bis zwölf Liter Wasser in die Raumluft ab“, sagt Arian Freytag von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern. Diese feuchte Luft sollte unbedingt durch trockene, sauerstoffreiche Luft von außen ersetzt werden – gerade dann, wenn man die Räume weniger heizen möchte, um zu sparen.

„Wenn Räume weniger geheizt werden, erhöht sich dort das Schimmelrisiko“, so Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Denn während erwärmte Luft Feuchtigkeit gut aufnehmen und binden kann, schlägt sich in weniger beheizten Räumen feuchte Luft leichter an den kälteren Wänden nieder.


Nicht nur kippen


Daher empfehlen die Experten, Häuser und Wohnungen mindestens morgens und abends etwa fünf bis zehn Minuten intensiv zu lüften. Am effizientesten ist das Querlüften, wobei alle Fenster und Türen im Wohnbereich geöffnet sind und so ein Durchzug entsteht.

Wenig nützlich ist es hingegen, lediglich die Fenster gekippt zu lassen. „Dies führt dazu, dass Räume ungewollt von innen nach außen auskühlen“, sagt Wagnitz. „Gleichzeitig kommt aber durch die schmale Kipp-Stellung des Fensters nur wenig frische Luft bis in den Raum.“

Zusätzlich sollte auch unbedingt immer dann gelüftet werden, wenn sich beispielsweise Feuchtigkeit an den Fensterscheiben oder den Wänden absetzt.


Heizung während des Lüftens ausschalten


Durch die relativ kurzen Lüftungsintervalle bleibt der Wärmeverlust in den Räumen gering. „Wir empfehlen, die Heizung während der Lüftungsphase komplett auszuschalten“, sagt Verbraucherberater Freytag. Denn bei einem aufgedrehten Thermostatventil würde dieses sofort versuchen, die einmal eingestellte Raumtemperatur auch gegen die einströmende kalte Luft stabil zu halten. „Damit heizt man also verstärkt warme Luft direkt aus dem offenen Fenster heraus.“

Wesentlich sinnvoller sei es, die Heizkörper erst nach dem Lüften wieder aufzudrehen, sodass sie innerhalb kurzer Zeit wieder auf die gewünschte Wohlfühltemperatur kommen. „Allerdings sollten Räume nicht unter 16 Grad Celsius auskühlen, weil dann das Schimmelrisiko deutlich zunimmt“, erläutert Freytag. Es gibt Ratschläge, wie die Lüftungsphasen in der Heizperiode aussehen könnten: Sie sollten im Oktober zwölf bis 15 Minuten, im November acht bis zehn Minuten und von Dezember bis Februar vier bis sechs Minuten betragen.


Mehr Menschen und Pflanzen bedeuten mehr lüften


Allerdings verweisen die Experten auf die unterschiedlichen Gegebenheiten der jeweiligen Immobilien und ihrer Bewohner. Wohnungen, in denen oft Wäsche innen getrocknet wird, die mehrere Bewohner haben oder in denen es viele Zimmerpflanzen gibt, müssen intensiver gelüftet werden. Auch starker Wind oder eine hohe Außenluftfeuchtigkeit wie bei Nebel können die Effizienz des Lüftens beeinflussen.

Wichtig ist auch die Nutzung der unterschiedlichen Räume: So sollten im Schlafzimmer stets vor dem Zubettgehen und kurz nach dem Aufwachen die Fenster geöffnet werden. Auch nach Tätigkeiten, die mit einer besonders starken Feuchtigkeitsentwicklung verbunden sind, wie etwa Kochen, Duschen oder Waschen, braucht der betroffene Raum direkt im Anschluss frische Luft.

Eine weitere Rolle spielen auch das Alter und der Zustand der Immobilie. „In älteren Gebäuden erfolgt ein gewisser Luftaustausch teilweise schon durch die nicht ganz dichten Fenster“, erklärt Wagnitz. „Inzwischen sind die meisten Gebäude aber gut gedämmt und die Fenster isoliert, hier kann sich feuchte Luft lange halten. Daher ist hier regelmäßiges Stoßlüften umso wichtiger.“

Bei all dem ist es nicht einfach, das richtige Maß zu finden. Aber eines lässt sich für alle Gegebenheiten sagen: „Wenn ein Raum erst einmal muffig riecht, ist es zu spät“, so Wagnitz. Hilfreich ist ein Hygrometer oder eine Lüftungsampel. „Sie zeigen recht zuverlässig die Luftfeuchtigkeit in einem Raum an und verhindern so, dass man zu wenig oder zu intensiv lüftet.“

Eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent wird von den meisten Menschen als angenehm empfunden und hält das Schimmelrisiko gering.


Teure Folgen des Nicht-Lüftens


Die Probleme, die sich durch das Nicht-Lüften ergeben, sollte man nicht abtun und unterschätzen. „Feuchtigkeitsschäden mit oder ohne Schimmelbildung sind die am häufigsten auftretenden Wohnungsmängel“, sagt Jutta Hartmann vom Deutschen Mieterbund.

Wenn sich Kondenswasser an den Wänden niederschlägt, hat entweder der Bewohner zu wenig gelüftet und geheizt oder das Gebäude hat Baumängel – das sind Punkte, die in Streitfällen zwischen Mieter und Vermieter häufig nur ein Sachverständiger klären kann.

„Kann der Vermieter einen Baumangel als Ursache ausschließen, muss der Mieter beweisen, dass er in zumutbarem Rahmen ausreichend gelüftet und geheizt hat“, erklärt Hartmann. Was dabei tatsächlich zumutbar ist, hängt vom Einzelfall ab. „Relevant sind das Alter und der Zustand der Wohnung sowie die Lebensumstände des Mieters.“ (dpa)