Marktkirche wurde kontinuierlich umgestaltet

Das Nordportal der Bad Bergzaberner Marktkirche bekam sein heutiges Aussehen Ende des 19. Jahrhunderts.

Das Nordportal der Bad Bergzaberner Marktkirche bekam sein heutiges Aussehen Ende des 19. Jahrhunderts. Foto: Wiechers

 

VON HENNING WIECHERS

Sie ist die Hauptkirche der Bad Bergzaberner Protestanten und – bei uneingeschränktem Betrieb – neben dem Haus des Gastes die wohl meistbespielte Kulturstätte der Kurstadt mitten in deren historischer Altstadt: Die nahezu 700-jährige Marktkirche bietet Gottesdienstbesuchern und Einkehr haltenden eine einladende Atmosphäre, bequemes Gestühl und eine Akustik, die sie für Musizierende vieler Sparten zu einem begehrten Auftrittsort macht.

Besonders wer auf oder unter der südlichen Empore nahe dem Chorraum sitzt, hat unwillkürlich das Relikt aus frühesten Marktkirchentagen im Blick, das den Hinweis auf den Beginn der Baugeschichte gibt: den Schlussstein des ehemaligen Chorgewölbes. Der ist heute als Wandschmuck oberhalb des Nordportals, also der Kirchentür auf den Bad Bergzaberner Marktplatz hinaus, angebracht. Er zeigt ein Wappen, das einen Löwen und ein von den Heraldikern „Turnierkragen“ genanntes Symbol zeigt und das  des Zweibrücker Grafen Walram II. ist. Ihm war die damals noch junge Stadt „Zabern“ 1333 bei einer  Teilung der familiären Besitztümer der Zweibrücker zugefallen. Walram II. regierte bis 1366, in seiner Regierungszeit also wurde die Kirche gebaut. Ihr Grundriss umschloss eine zuvor hier stehende kleine Kapelle.

Errichtet wurde die Marktkirche als dreischiffige Hallenkirche mit Chor, in dem heute neben dem inzwischen über dem Nordportal prangenden Gewölbeschlussstein noch einige wenige Elemente der ersten Zeit zu sehen sind – unter anderem Reste von mittelalterlichen Fresken.

In den Jahrhunderten ihrer Geschichte hat die Kirche mehrfach das Aussehen, innen wie außen, geändert. Der Kirchenbaumeister Richard Hummel und der Kunsthistoriker Clemens Jöckle stellten in einem „Versuch einer Baugeschichte“ zur Marktkirche fest, „dass dieser Kirchenbau sich in einem kontinuierlichen Prozess der Umgestaltung befindet, der bis heute nicht abgeschlossen ist“. Veröffentlicht wurde dieser „Versuch“, der gleichwohl alle wichtigen Stationen dieses Prozesses aufführt, in einem Sonderdruck der Zeitschrift „Der Turmhahn“ zu den evangelischen Kirchen in Bad Bergzabern, der 1990 erschien. Und die Autoren sollten mit ihrem Urteil Recht behalten: Nur zehn Jahre später erfolgte eine größere Innenrenovierung, mit der das aktuelle Erscheinungsbild erreicht wurde, das der  ursprünglich gotischen Gestaltung wieder ein wenig näherkommt. Dabei wurden einige in den 1970er-Jahren vorgenommenen Änderungen revidiert, unter anderem ein in das Langhaus eingebrachter Kachelfußboden durch  Sandstein ersetzt.

Neubau statt Renovierung langjähriges Thema

Große Änderungen am ursprünglichen Bau hatte es zuvor aber schon mehrmals gegeben. So wurde um 1550 das nördliche Seitenschiff entfernt, und das Hauptschiff bekam dadurch auf der Nordseite eine Außenwand. Das brachte dem Bergzaberner Marktplatz zur Kirche hin im Wesentlichen seinen heutigen Zuschnitt. Im 18. und 19. Jahrhundert war die Marktkirche – vor allem infolge der verheerenden Kriegs- und Unruhezeiten seit dem 17. Jahrhundert – so weit heruntergekommen, dass viele Jahre lang Renovierungs- gegen Neubaupläne abgewogen wurden. Schließlich entschied man sich für die Renovierung, die zwischen 1894 bis 1897 durchgeführt wurde. Als sehr augenfällige Neuerungen  brachte sie die heutige Gestaltung des Nordportals und den  zinnernen, neugotisch gestalteten Dachreiter auf dem Langhaus mit  sich. Allerdings stürzte bei den Arbeiten in und an der Kirche das Chorgewölbe ein  und musste durch eine Flachdecke ersetzt werden. Den Schlussstein konnte man unversehrt bergen. Sein Gewölbe erhielt der Chor dann bei der Renovierung in den 1970er-Jahren wieder.

Eine Konstante allerdings prägte die Marktkirche die ganze lange Zeit hindurch: Sie hatte nie einen direkt angebauten Kirchturm. Der steht heute wie einst knapp 20 Meter südlich des Gebäudes und wurde mehrfach aufgestockt, wie sich gut an seinen unterschiedlichen Mauerabschnitten erkennen lässt. Ursprünglich war er wohl,  wie der Archäologe und vormalige Leiter des Landesamtes für Vor- und Frühgeschichte Karlwerner Kaiser in einem anderen Beitrag für den „Turmhahn“-Sonderdruck schrieb, Schutz- und Wehrturm eines Hofguts des Klosters Klingenmünster, dessen Kapelle die „Keimzelle“ der Marktkirche war. Nach dem Bau der Stadtmauer stand er im Süden des von ihr umfriedeten Stadtgebietes unmittelbar an deren Innenseite und diente so auch als Wachtturm. Bereits im 14. Jahrhundert wurde er als Kirchturm erhöht, ein noch höher gelegenes Glockengeschoss und den heutigen markanten Turmhelm bekam er 1772.

Im Turm  läutet bis heute eine Glocke, die 1441 gegossen wurde: die „Marienglocke“. Sie  ist die „klangschönste mittelalterliche Glocke der Pfalz“, urteilt  das „Pfälzische Glockenbuch“.