In Herchweiler im Ostertal treffen sich neue und alte Pfälzer

Herchweiler im Ostertal

Auf einer Höhe im Ostertal: Herchweiler. Foto: Sayer

 

VON KLAUDIA GILCHER

Direkt an der Grenze zum Saarland liegt Herchweiler im Ostertal. Erst seit 2004 gehört das ganze Dorf zur Pfalz. Wer dort hinzieht, findet sonnige Bauplätze weit weg vom Durchgangsverkehr.

„Sehr ruhig ist es hier, weg von den Durchgangsstraßen“, sagt Ortsbürgermeisterin Sigrid Stolingwa über ihre Wahlheimat im oberen Ostertal im Naturpark Saar-Hunsrück mit Wanderwegen und der Saar-Ostertal-Rad-Höhenrunde, gelegen rund 350 Meter hoch. Die Hügel ringsum erreichen etwa 100 Meter mehr. „Aber wenn man wo hin muss, dann ist man gleich dort.“

Dieses „Wo“ hat mehrere Bedeutungen: Es meint Städte wie Kaiserslautern, Trier und Homburg mit Arbeitsplätzen und Universitäten und die beiden Kreisstädte Kusel auf pfälzischer und St. Wendel auf saarländischer Seite mit ihrer Infrastruktur. Es meint die zwei Kilometer entfernte Bundesstraße 420 und die drei Kilometer entfernte Autobahn 62, die Kindertagesstätte und die Grundschule im Nachbardorf sowie ein beliebtes Ausflugslokal auf dem zum Ort gehörenden Wolfsbornerhof.

 

Ortsbürgermeisterin Sigrid Stolingwa

Ortsbürgermeisterin
Sigrid Stolingwa
Foto: Stolingwa/frei

 

Vor allem meint das „Wo“ aber auch die Landesgrenze zum Saarland, die sich bis Anfang 2004 durchs Dorf zog und seither direkt am Ortsrand verläuft. Diese kuriose Teilung hatte ein lange Vorgeschichte. Schon aus dem Jahr 1588 liegen Belege dafür vor, dass sich das 1430 erstmals erwähnte Herchweiler über den Grenzbach hinaus ausgedehnt hatte und dadurch zwei Herrschaften unterstand.

Die Anekdoten über die Teilung, die immer noch durchs Dorf geistern, sind jüngeren Datums. Sie betreffen sowohl die Zeit des deutsch-französischen Schmuggels in den Jahren nach beiden großen Kriegen, als Routen durch Kuhställe verlaufen sein sollen, und den von Mainz und Saarbrücken geschlossenen Staatsvertrag, der dem pfälzischen Herchweiler 2004 immerhin 53 Einwohner mehr brachte. „Die ,alten Pfälzer‘ necken die in der einst saarländischen Straße wohnenden Menschen gern und sagen im Scherz, dass sie ja nicht gefragt worden seien, ob sie die ,neuen Pfälzer‘ überhaupt wollten“, erzählt Stolingwa und lacht. „Aber klar ist, dass wir ein ziemlich internationales Dorf sind.“
Dies nun meint vor allem die rund 40, teils in dritter Generation in Herchweiler lebenden Portugiesen. Deren Vorfahren kamen wegen der Arbeit in nahen Steinbrüchen. „Nach und nach haben die Familien viele alte Häuser erworben und modernisiert“, sagt Sigrid Stolingwa. „Deshalb haben wir auch so gut wie keine Probleme mit Leerständen.“

Mittelpunkt in Herchweiler im Ostertal ist das Dorfgemeinschaftshaus.

Aber es gibt zehn Bauplätze im rund zur Hälfte gefüllten Baugebiet am Hang nördlich des Dorfkerns, jeder etwa 600 bis 700 Quadratmeter groß. „Ich wohne im Neubaugebiet“, erzählt die Bürgermeisterin. „Wir haben die Sonne von morgens bis sie am Abend untergeht. So weit wie das Gebiet jetzt erschlossen ist – die letzte Straßendecke steht noch aus – liegen wir bei ungefähr 50 Euro pro Quadratmeter.“

Mittelpunkt im Ort ist das Dorfgemeinschaftshaus in der ehemaligen Schule. Es ist Schauplatz von Ratssitzungen und Familienfeiern, vom monatlichen Nachmittagscafé und vom Dorffest Mitte August, das im Wechsel mit dem Tag der offenen Tür der örtlichen Feuerwehr gefeiert wird.

Am Dorfgemeinschaftshaus liegen auch Boulebahn, Bolz- und Spielplatz, „hinten, weit weg von der Straße“, betont Stolingwa. Der Jugendraum – mit „Hackersche“ (Tischkicker) – wird als offener Treff geführt, zusätzlich bietet eine Frauengruppe ehrenamtlich Kinderprogramm.

Die Serie

Im Pfalz-Plan stellen wir wöchentlich in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor.

 

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