Denkmalgeschütztes Wahrzeichen mit beeindruckender Geschichte: die evangelische Johanniter-Kirche in Herren-Sulzbach. Foto: Sayer
VON KLAUDIA GILCHER
Woanders wohnen, in der Stadt gar? Für Herren-Sulzbachs Ortsbürgermeister Michael Theobaldt ist das unvorstellbar. „Ich bin verwurzelt hier“, sagt er über das Leben in dem kleinen Dorf im Landkreis Kusel in den Hügeln zwischen Glan und Nahe. Doch das allein ist es nicht: Dorfleben, Grundstückspreise, Lage – „da können wir uns oft ,von‘ schreiben“, findet Theobaldt.
In unrealistisch strahlenden Farben malt Michael Theobaldt sein Geburtsdorf nicht. Das an den Hang grüner Hügel mit Aussicht geschmiegte 165-Seelen-Dorf teilt die Probleme vieler Dörfer der West- und Nordpfalz. Beispiel Jugendraum: In einem Bauwagen hatten Jugendliche sich vor Jahren selbst ihr Domizil eingerichtet. Der Wagen ist noch top, doch die Ehemaligen sind weg, oft den Arbeits- und Studienplätzen nachgezogen. Stand Ende 2020 wies das Statistische Landesamt noch 22 Einwohner U-20 aus. Weiteres Beispiel: der tiefrote Haushalt. „Es gibt kein Gewerbe mehr im Dorf“, sagt Theobaldt. Auch Windräder stehen nicht auf der Gemarkung. Flächenfotovoltaik könnte vielleicht kommen. Entschieden sei nichts, Pro und Contra müsse noch abgewogen werden.
Mit der Kleinstadt Lauterecken liegt ein Verwaltungssitz mit vergleichsweise umfangreicher Infrastruktur rund fünf Kilometer entfernt. Einkaufen, Schulen, Sport und Bahnhof Richtung Kaiserslautern – das finde sich dort, erläutert Theobaldt. Ein Freibad liegt sogar noch näher. Und im Ort? Theobaldt berichtet von einem regen Dorfleben „für so einen kleinen Ort“. Zwar ruhen der Chor und auch die üblichen Feste im Jahreslauf – sieben sind es vom Maifeuer bis zur Silvesterparty im Bürgerhaus – wegen der Pandemie. „Aber ich hoffe, dass die Vereinsgemeinschaft unsere Kerwe am dritten Mai-Wochenende dieses Jahr machen kann “, sagt der 53-Jährige.
Chor, Landfrauen, Feuerwehr, Rotes Kreuz: Als Vereinsgemeinschaft und einzeln tragen die Ehrenamtlichen zum Dorfleben bei. Auch der Gemeinderat sitzt nicht nur im Sitzungssaal. „Zweimal im Jahr sind wir zum Arbeitseinsatz draußen, und da helfen auch andere aus dem Dorf“, erzählt Theobaldt. Man kennt sich in Herren-Sulzbach und hilft, wenn Not am Mann ist. Auch im ersten Lockdown der Pandemie gab es Hilfsangebote für Menschen, die Unterstützung benötigten.
Bauplätze gibt es in Herren-Sulzbach von privat
Stolz ist der Ortsbürgermeister auf den Spielplatz. Der liegt hinterm Bürgerhaus, weg von der ohnehin im Vergleich zur Stadt nicht stark befahrenen Straße. „Da kommen gerne auch Familien aus den anderen Dörfern her, weil man die Kinder bei uns auch mal springen lassen kann.“
Nicht ohne Stolz erzählt er auch von der Geschichte seines Geburtsortes. Den Namen Sulzbach hat das Dorf vom gleichnamigen kurzen Gewässer. Der Zusatz Herren geht wohl auf den Johanniterorden zurück. Dieser vor über 1000 Jahren in Jerusalem gegründete, sozial ausgerichtete Ritterorden übernahm 1290 die Kirche am heutigen Ortsrand und unterhielt auch einen Versammlungsort in Herren-Sulzbach. Die Kirchenübernahme markiert gleichzeitig die erste Erwähnung von „Solzbach“. Ab dem 17. Jahrhundert wurde der im Kern romanische Bau – der Turm hat sich erhalten, das Schiff ist umgebaut – von den Grumbacher Grafen als Grablege genutzt. Heute ist das denkmalgeschützte protestantische Gotteshaus immer noch ein Zentrum: Regelmäßig finden Gottesdienste statt, außerdem Spiel- und Gruppenstunden für Junge wie Ältere. Die Gemeinde ist Teil der Rheinischen Kirche; Herren-Sulzbach kam erst mit der Gebietsreform 1968/69 in den Kreis Kusel und damit zur Pfalz.
Bauplätze bietet die Gemeinde nicht an, „aber es gibt Lücken in privater Hand“, sagt Theobaldt. Als gut zum Leben mit bezahlbaren Immobilien betrachtet das Dorf offenbar nicht nur er: Vier der 74 Häuser Herren-Sulzbachs hätten 2021 als Leerstände zum Verkauf gestanden, alle seien weg. In zwei seien junge Familien eingezogen. Das freut Theobaldt ganz besonders. Vielleicht wird es ja noch einmal was mit der Wiederbelebung des Jugendtreffs im Bauwagen.
Die Serie
Im Pfalz-Plan stellen wir regelmäßig in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor.
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