Kappeln will seine dörfliche Struktur erhalten

Ein Blick auf Kappeln: Ein  Neubaugebiet am Ortsrand gibt es nicht. Foto: Sayer


VON KLAUDIA GILCHER

Etwas mehr als 200 Einwohner zählt Kappeln und laut Ortsbürgermeister Otfried Buß sechs Vereine. Buß hält diesen Zusammenhalt für sehr wichtig und wünscht sich Neubürger, die das ähnlich sehen. Grundstücke gibt es nur von privat.

Wer Kappeln betrachten will, kann sich relativ leicht einen Überblick verschaffen: In der Dorfmitte, da, wo der kleine Perlbach die letzten Meter  hin zum  längeren Jeckenbach zurücklegt,  sich die Straßen treffen und der Mehrgenerationenplatz liegt  mit seinen Spielflächen und Ruheinseln – dort also zeigt eine Schautafel vier Wege  rund ums Dorf. Parkplätze gibt es, WCs und auch eine Bücherzelle im Haus der alten Viehwaage.

Der Neugierige  sieht ein  Dorf im Tal, umgeben von bewaldeten und bewirtschafteten Hügeln, die wiederum das Naheland von dem am Glan trennen. Der Kirchturm ragt heraus, er stammt aus dem 12. Jahrhundert. Der Blick fällt auf recht große Grundstücke, die Bebauung wird zum Ortsrand hin lockerer, Scheunen sind öfter mal zu Wohnungen umgebaut. Oder zu Werkstätten von Handwerkern. Mehr als  30 Projekte seien aus der Dorferneuerung gefördert worden, erzählt Ortsbürgermeister Otfried Buß. Das sei nicht schlecht für ein so kleines Dorf.

Ein modernes Neubauviertel ist nicht auszumachen, auch kein Gewerbegebiet.  „Wir müssten auf den Hang, und das würde enorme Erschließungskosten nach sich ziehen. Außerdem: Will man ein Dorfbild so verändern oder bleibt man lieber in der Struktur?“, sagt   Buß.  Zwar gehe es darum, den Bevölkerungsrückgang zu bremsen und am besten umzukehren, aber: „Uns ist wichtig, dass die Menschen, die herziehen,  Teil des Dorflebens werden. Wenn die Bürger nur zum Schlafen kommen, sterben die Dörfer.“

Ein Wermutstropfen ist der Glasfaserausbau in Kappeln

Doch Landleben sei kein Disneyland. „Es muss sich keiner vorstellen, dass hier samstags Ruhe herrscht und nur die Vögel pfeifen. Da hört man von morgens um sieben bis abends um acht Maschinen, Sägen und Traktoren.“ Ein Bauer wirtschaftet  hauptberuflich, andere im Nebenerwerb. Angepackt wird auch bei   regelmäßigen  Arbeitseinsätzen und im Wald, in dem einige Parzellen  nach alter Tradition  gemeinsam bewirtschaftet werden.

Gemeinsam ist ein Wort, das öfter fällt, wenn Buß erzählt.  Von Fasching bis Weihnachten sei das  Vereinsleben enorm dicht und sehr wichtig für die Lebensqualität, findet er. Beispiel Freiwillige Feuerwehr: Fast jeder im passenden Alter  mache mit – „gerechnet auf die  Einwohner haben wir die größte Wehr in der  Verbandsgemeinde“. Beispiel Spielgemeinschaften im Sport: Dort  entstünden  Freundschaften, die auch schon Neubürger ins Dorf gebracht hätten, sagt Buß. Er und der Gemeinderat würden dann gerne Kontakte herstellen, wenn sich abzeichne, das jemand ein Haus aufgeben oder ein Grundstück verkaufen möchte.

Die Kindertagesstätte liegt im drei Kilometer entfernten Grumbach – „ab einem Jahr und mit Mittagessen“, sagt Buß. Ins nächstgelegene wirtschaftliche Zentrum  Lauterecken mit Schulen, Geschäften, Gaststätten, Ärzten, Kulturangeboten und Bahnhof für Züge nach Kaiserslautern sind es sechs Kilometer. Fußläufig im Dorf gibt es Getränke und dreimal in der Woche im „Lädchen“   Backwaren. Im „Lädchen“ können die Kappeler auch  Wurst- und Fleischwaren abholen. „Sie bestellen beim Metzger in Lauterecken, der verschweißt die Ware und wir organisieren die Abholung“, erläutert Buß.

Ein Wermutstropfen ist der Glasfaserausbau: Bis zu Verteilern liegen die Kabel, aber nicht bis in jedes Haus. „Wir haben uns  früh  um schnelles Internet gekümmert. Deshalb sind wir jetzt nicht beim Ausbau der sogenannten weißen Flecken dabei. Wenn viele gleichzeitig surfen, fällt die Qualität ab. Das ist ungerecht und muss sich ändern“, betont Bürgermeister Otfried Buß.

Die Serie

Im Pfalz-Plan stellen wir regelmäßig in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor.