Liegt auf der Höhe in einer Senke mit Wald bis an den Ortsrand: Kirrweiler. Foto: Sayer
VON KLAUDIA GILCHER
Erneuerbare Energien füllen die Kasse von Kirrweiler bei Lauterecken. Die Bürger des kleinen Dorfs im Hügelland zwischen Glan und Nahe bekommen nicht nur zu besonderen Anlässen ihren Teil davon ab. Zugezogene leben ihren Traum, und Urlauber genießen Tage im Holzhäuschen. Und dann sind da noch die, die unterm weiten Himmel aufs perfekte Foto lauern.
Oft schon hat sich Ralf Schuster gewundert über die „komischen Kennzeichen“ der Autos am Straßenrand. Dann sei er drauf gekommen, sagt der in der ersten Amtszeit stehende Ortsbürgermeister, Vater eines Sohnes und Opa von drei Enkeln. „Es sind Menschen, die die Aussichtspunkte suchen, von denen die tollen Fotos geschossen wurden, die im Internet zu sehen sind.“ Auch Schuster genießt solche Blicke. „Wenn ich früh morgens zur Arbeit nach Kaiserslautern fahre, dann muss ich manchmal stoppen und das Naturschauspiel der Wetterphänomene genießen.“
40 Minuten dauert die Fahrt morgens vor sechs Uhr in die Großstadt, später am Tag 45. Direkt vor der Haustür liegt nicht viel: 20 Kilometer sind es zur Autobahn bei Kusel, zwischen sechs und zehn zu Ärzten, Schulen und Geschäften in den Dörfern im Tal, im Städtchen Lauterecken und, jenseits der Kuseler Kreisgrenze, in Idar-Oberstein. Kirrweiler bietet, folgt man dem mitreißenden Schuster, vor allem Lebensqualität. Diese zu erhalten, damit die Älteren gut alt werden können, die Jungen bleiben oder zurückkommen, und auch Handwerker Platz finden, sei vordringliches Ziel, sagt Schuster.
Ein Photovoltaikpark wird kommen, drei Windräder auf Gemeindeland werfen bereits Pacht und Ertragsbeteiligung ab. Das ermöglicht Projekte: Die Neugestaltung des Dorfplatzes – „Alle Kirrweilerer sind einbezogen“ – und ein Feuerwehrhaus stehen auf der Agenda, was wiederum Platz schaffen wird im bisher auch als Garage fürs Löschfahrzeug genutzten Dorfgemeinschaftshaus, das dann barrierefrei umgebaut werden soll. Die denkmalgeschützte Friedhofshalle ist in Schuss, es gibt einen neuen Spielplatz und: „Die Gemeinde gibt zur Geburt und zur Einschulung eine Startprämie von 200 Euro“, erzählt Schuster. Außerdem wurde eine jährliche Gestaltungsprämie für die Bürger aufgelegt. In der Verbandsgemeinde fährt ein Bürgerbus, der digitale Ausbau bis an jedes Haus läuft.
Bauplätze werden vorbereitet
Das Dorf liegt auf rund 400 Metern im buckligen Land, die Gemarkung mit einem Waldanteil von fast 50 Prozent geht noch ein bisschen weiter hinauf. Dort hat schon der eroberungsfreudige Franzosenkaiser Napoleon eine Signalstation seiner Telegrafenlinie aufgestellt. Ein Aussichtsturm an historischer Stelle – drei Wanderwege gibt es schon, eingeweiht sind sie noch nicht – soll bald an dieses Erbe erinnern. Nur das traditionelle Maifeuer darf dort oben nicht mehr leuchten. Die Feuerwehr habe ihr Veto eingelegt, so Schuster.
Die Floriansjünger gehören ebenso zum Dorfleben wie die Landfrauen und der neu belebte Heimat- und Gesangverein 1883. So sträubte sich Kirrweiler auch gegen eine Fusion mit den Wehren der ebenfalls kleinen Nachbardörfer. Man versteht sich trotzdem, ablesbar am Plan, gemeinsam eine jährliche Kulturveranstaltung mit Gaudifaktor zu stemmen. Gut ist auch das Verhältnis zu entfernteren Nachbarn. Seit 50 Jahren schon treffen sich Delegationen von vier Kirrweilern: aus dem Kreis Kusel, von der Weinstraße, aus dem Elsass und aus Lothringen.
Und wer kommt sonst so? Nicht nur Touristen zum Holzhausurlaub mit Pferdeanschluss offenbar. Gekommen, um zu bleiben, seien Menschen aus Nord und Süd, erzählt Schuster, obwohl im Westen des Dorfs der Truppenübungsplatz Baumholder liegt. Sie würden in Kirrweiler ihren Traum leben.
Leerstände seien recht schnell verkauft, auch weil die Preise allgemein nicht so hoch seien. Ein großer Bauplatz aus Gemeindehand steht zum Verkauf, weitere werden vorbereitet.
Die Serie
Im Pfalz-Plan stellen wir regelmäßig in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor.
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