Entlang der Landgrafenstraße lässt sich das Ludwingswinkel von heute und von früher entdecken. Foto: Daum
VON ANDREA DAUM
Tief Luft holen. Das lohnt sich in Ludwigswinkel im Landkreis Südwestpfalz in doppelter Hinsicht. Die Luft in diesem unweit der französischen Grenze gelegenen Ort ist sehr gut. Dafür steht das Prädikat staatlich anerkannter Luftkurort. Und beim Luft holen in Ludwigswinkel lässt sich durchatmen und entschleunigen.
Mit der Welt ist Ludwigswinkel vernetzt. Mit mindestens 50 MBit pro Sekunde wird im weltweiten Internet gesurft. „Und der Glasfaserausbau steht bevor“, sagt Bürgermeister Sebald Liesenfeld. Wer eine Auszeit von der oft anstrengenden Welt benötigt, öffnet in der Gemeinde im Dahner Felsenland einfach die Tür und genießt die Schönheit der Natur zu Fuß, in die Fahrradpedale tretend oder in einem der Weiher schwimmend.
Liesenfeld muss selbst ein bisschen schmunzeln, wenn er erzählt, dass er Menschen, die sich in Ludwigswinkel niederlassen wollen, immer fragt, was sie in Ludwigswinkel wollten. Hier gebe es doch nichts. Was natürlich nicht stimmt, sagt Liesenfeld und lacht. Der Ort hat viel zu bieten. „Aber wenn man hier lebt, wird vieles selbstverständlich“, weiß der Bürgermeister. Das zeigte sich, als die deutsch-französische Grenze in der Corona-Hochphase geschlossen wurde. Die ist von Ludwigswinkel gerade mal zwei Kilometer entfernt. In diesem Moment sei vielen die Selbstverständlichkeit, die Freiheit eine Grenze zu passieren, erst wieder bewusst geworden. Die Nähe zu Frankreich ist ein großes Plus für den Ort. Das im Sommer gestartete Projekt, das elf deutsch-französische Radtouren ausweist und Ludwigswinkel auf dem Plan hat, ist Liesenfeld eine Herzensangelegenheit.
Der Ort selbst lässt sich auf zwei Wegen sehr gut entdecken. Innerorts über die Landgrafenstraße. Die Hauptverkehrsachse, entlang derer zahlreiche sprudelnde Brunnen, die wie so vieles im Ort liebevoll gepflegt werden, auf einen Schatz des Ortes hinweisen: viel klares Wasser. Es geht vorbei am Sitz der Daniel-Theysohn-Stiftung, die die Region, ihre Entwicklung und die Ausbildung vieler Kinder enorm gefördert hat. „Das Wirken der Stiftung kann nicht hoch genug bewertet werden“, sagt Liesenfeld. Es geht vorbei an Hotels, Pensionen, Gaststätten, Ferienwohnungen, unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Garnisonshäusern und einem Tante-Emma-Laden.
Bauplätze gibt es in Ludwigswinkel nur noch in privater Hand
Zentral gelegen ist die Heimat der Luwi-Piraten. So heißt der Kindergarten, der jüngst erweitert und modernisiert wurde. „Wir haben ein umfassendes Betreuungsangebot“, sagt Liesenfeld. Kurz ist der Weg für die Luwi-Piraten zur großen Erholungs- und Spielfläche. Die finden sich in der Talaue, die Ludwigswinkel prägt. Auf dem Weg durch die Talaue unterwegs zu sein, ist die zweite Möglichkeit, Ludwigswinkel zu erkunden.
Ein Barfußpfad, die an den Barfuß-Pfad angelehnte Rolli-Tour und ein barrierefreier Rundwanderweg sind hier zu finden. Hier lockt das Freizeitzentrum „Im Birkenfeld“ mit Boule-, Bolz-, Minigolf- und Tennisplatz, Trampolinpark, Tischtennis, Basketball und vielem mehr.
Die Geschichte des Ortes lässt sich auf dem historischen Ortsrundgang nachvollziehen. Im ehemaligen Lokschuppen verdeutlicht sie anschaulich das Diorama „Camp de Ludwigswinkel“ – ein historischer Nachbau des großen Truppenübungsplatzes der Franzosen. Dem Lager verdankt der Ortsteil, wo es stand, bis heute im Volksmund seinen Namen. Modellbauer und 3D-Druck-Spezialisten ließen das Camp auf einer Fläche von 18 Quadratmetern auferstehen. Engagierte Menschen ermöglichen vieles, weiß Liesenfeld zu schätzen. Köhlertradition beleben, Kerwe feiern, die Protestantische Kirche erhalten und als Kulturzentrum nutzen.
Was gibt es nicht im Ort? Leerstand und Bauplätze der Gemeinde. „In privater Hand gibt es sie noch“, ergänzt Liesenfeld. Die größeren Fernstraßen zu erreichen, erfordert etwas Zeit. Stört niemanden. Die Lebensqualität in Ludwigswinkel ist es wert.
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