Nerzweiler: Ruhig, aber nicht langweilig

Ortsansicht Nerzweiler

Nerzweiler präsentiert sich als typisches Haufendorf. Erstmals erwähnt wurde es 1350 – als Verwaltungssitz. Foto: Sayer

 

VON KLAUDIA GILCHER

Nerzweiler gehört zu den kleinsten Dörfern im Kreis Kusel. Kurzen Ruhm erlangte die 120-Seelen-Gemeinde, als im vergangenen Jahr ein Ludwigshafen-Tatort am Dorfgemeinschaftshaus gedreht wurde. Dass diese Episode nicht allzu viel Trubel nach sich zog, ist Bürgermeister Michael Hildebrand nicht ganz unrecht.

Wanderwege, ein Spielplatz, laut Statistischem Landesamt 48 Häuser mit 61 Wohnungen: „Rundherum kann mehr geboten werden, aber Kleinigkeiten kriegen wir hier auch hin“, sagt Michael Hildebrand lachend. Tatsächlich sind „rundherum“ die Dörfer größer, und, was die direkten Nachbarn Offenbach-Hundheim im Tal und Hinzweiler auf der Höhe angeht, auch nur einen „Katzensprung, weniger als zwei Kilometer“ entfernt. Egal, ob von den Schulen, dem Kindergarten, Schwimmbad und Sportvereinen, Konzerten, Ärzten und Apotheken, inhabergeführten Geschäften oder Discountern die Rede ist: „So weit entfernt, wie man immer denkt, ist das alles gar nicht, hier auf dem Land.“

Die Mittelzentren Lauterecken und Wolfstein sind in zehn Minuten erreicht, die Autobahnanschlüsse bei Kusel, Kaiserslautern und Bad Kreuznach liegen 20 bis 30 Kilometer entfernt, der Regionalzug durchs Lautertal hält in sieben Kilometern Entfernung in Reckweilerhof. Und den Blumenstrauß zum Valentinstag könne man sogar frisch besorgen, erzählt Hildebrand. Zu den Kleinstgewerben im Dorf gehört ein Floristikladen.

 

Bürgermeister Michael  Hildebrand

Bürgermeister
Michael Hildebrand
Archivfoto: mkh

 

„Ich pendele beruflich viel durchs Land – und fühle mich nicht abgehängt“, sagt der Techniker. „Ohne Auto ist man natürlich ziemlich aufgeschmissen, aber da bringt der Bürgerbus der Verbandsgemeinde jetzt schon etwas Entlastung.“

Die Nerzweilerer feiern nicht einmal mehr Kerwe, das Dorfgemeinschaftshaus ist, unter anderem weil eine Heizung fehlt, nicht als solches nutzbar. Dabei ist gerade dieses Haus ein Stück Nerzweiler, das 2019 Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat: Es war die Polizeistation im Tatort-Krimi „Die Pfalz von oben“. „Da haben wir aber nicht so die Riesenparty draus gemacht“, sagt Hildebrand. „Und der Südwestfunk hat es leider auch nur für die Kameras renoviert.“

Dass Nerzweiler ein kleines Dorf in schöner Lage sei, in einem kleinen Bachtal mit Hügeln links und rechts, die es um 100 Meter überragten, aber „die Wirklichkeit nicht die Romanvorstellung von Rosamunde Pilcher trifft“, sagt Hildebrand auch den „Städtern, die oft anrufen und einen kleinen, schönen Bauernhof mit viel Land suchen“. Nerzweiler sei kein Spielzeugdorf, betont der Bürgermeister, sondern „ganz normal mit schönen und nicht so schönen, neuen und älteren Häusern“.

Baulücken sind in Nerzweiler in privater Hand.

Schön zum Wohnen sei es gleichwohl: „Wir verzeichnen zur Zeit keinen Leerstand, wenn was verkauft wird, geht es schnell weg – auch ohne romantisches Reetdach wie aus dem Hochglanzmagazin.“ Bauland hat die Gemeinde keines mehr, könne auch mangels Fläche keines ausweisen, doch Baulücken in privater Hand seien noch da.

Dass Dörfer wie Nerzweiler aussterben könnten, glaubt Hildebrand nicht. Das Internet sei schnell, Homeoffice und Internethandel seien gut möglich, und auch Handel und Dienstleister würden sich immer mehr auf gewandelte Zeiten umstellen, etwa durch Lieferservice. „Die Zukunft sieht für uns nicht trübe aus“, findet Hildebrand. „Die Städter wollen ab einem gewissen Alter wieder aufs Land.“ Und gerade sei auch wieder ein neuer, kleiner Mensch zu den Nerzweilerern gestoßen. „Das weiß hier natürlich ganz schnell das ganze Dorf.“

Die Serie

Im Pfalz-Plan stellen wir wöchentlich in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor.

 

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