Die Bundesstraße und die Bahn ziehen sich im Westen am Dorf vorbei. Hier der Ortsteil Oberweiler aus der Luft betrachtet. Foto: Sayer
VON KLAUDIA GILCHER
„Man könnte bei uns aufs Auto verzichten, zumindest braucht man keinen Zweitwagen“, sagt Oberweiler-Tiefenbachs Ortsbürgermeister Günter Schwambach und lacht. „Alles, was man braucht, haben wir hier ganz nah, vom Einkaufsmarkt bis zur Bahnstation.“
Ganz so einfach wäre es wohl doch nicht mit dem Landleben pur ohne Auto, schränkt Schwambach ein. Zumindest für schwere Einkäufe müsste man sich wohl ein Transportmittel organisieren. „Aber tatsächlich spazieren Bürger von hier für kleinere Einkäufe zum Supermarkt.“
Oberweiler-Tiefenbach ist ein Doppeldorf, es wurde 1824 gebildet. Zwei Brücken über die Lauter führen in den Ort: Etwas entfernt vom Oberweilerer Eingang befindet sich der Discounter, am nördlicher gelegenen Tiefenbacher Eingang liegt die Bahnstation Reckweilerhof mit einem Hotel. „Bei uns können sie auch gut Gäste empfangen“, fährt Schwambach schmunzelnd fort – wohl wissend, dass die Infrastruktur streng genommen nicht auf „seiner Gemarkung“ liegt, sondern auf der des benachbarten Städtchens Wolfstein. „Aber die Wege bei uns haben nun mal keine Grenzen“, sagt er.
Geografisch liegt die 275-Seelen-Gemeinde Oberweiler-Tiefenbach mit ihren 110 Häusern 25 Kilometer nördlich von Kaiserslautern und 20 Kilometer vom Kreisstädtchen Kusel entfernt im Tal der Lauter im Nordpfälzer Bergland. Doch anders als viele andere Gemeinden im Lautertal wird Oberweiler-Tiefenbach weder von der im Stundentakt von Kaiserslautern her verkehrenden Lautertalbahn durchzogen noch von der Bundesstraße 270. „Beide führen an uns vorbei. Wir sind schnell überall, aber wir leben ruhig hier ohne Durchgangsverkehr.“ Wobei das auch nicht ganz stimme: Der Verkehr auf dem durchs Dorf führenden Lautertalradweg nehme zu, hat Schwambach beobachtet. „Auch wegen der E-Bikes wohl.“
In Oberweiler-Tiefenbach sind Neubauplätze geplant
Oberweiler-Tiefenbachs Kinder – das Dorf ist statistisch betrachtet im Schnitt etwas jünger aufgestellt als vergleichbare Orte – fahren mit dem Bus zu Kindergarten und Grundschule ins benachbarte Wolfstein. „Und wer später aufs Gymnasium will, steigt in den Zug bis Lauterecken“, sagt Schwambach. In Wolfstein befinden sich auch ein medizinisches Zentrum, Apotheke und Tierarzt, Verwaltung, ein Schwimmbad, ein Fitnesszentrum. Und die Firma KOB, mit rund 700 Arbeitsplätzen ein ganz großer Arbeitgeber der Region, der auch ausbildet. Von den früher das Dorfbild prägenden Landwirten sind nur noch „Feierabendbauern“ geblieben. „Und ein größerer Schafzüchter und viele kleinere Pferdehaltungen.“
Das Dorf selbst bietet viel Abwechslung für seine Größe. Gesangverein, Feuerwehr, der „Brunnenclub“ und eine Straußjugend sorgen für Programm. „Es gibt Konzerte, Theater, eine Kerwe, Kinderfasching, Seniorenturnen ...“, nennt Schwambach einige Beispiele. „Auch Private engagieren sich. Eine Eventagentur veranstaltet zum Beispiel ein Open Air, es gibt eine nicht täglich geöffnete Eisdiele, und im Bürgerhaus haben wir schon seit 20 Jahren denselben Wirt. Wir hoffen, dass das nach der Pandemie alles so bleibt.“ Geboten werden außerdem ein großer Spielplatz (Schwambach: „Den nutzen sogar Schulen als Ausflugsziel“) und ein Haus der Generationen mit Jugendraum oben und Seniorentreff unten („Anreise geht mit dem Bürgerbus“) , eine Grillhütte und das Bürgerhaus für Feiern.
Letzteres soll demnächst energetisch saniert werden. Sein Parkplatz wird schon verbessert, bald wird es dann auch eine Boulebahn geben und, in einiger Zeit, vielleicht auch einen Rundwanderweg durchs grüne Breitbachtal. Wohnen kann man in dem Seitental der Lauter auch: Die Gemeinde plant derzeit in der Verlängerung der bestehenden Straße sieben Neubauplätze, Häuslebauer können wohl „in zwei, drei Jahren“ beginnen. Bleibt nur das Internet: Glasfaser soll endlich in jedes Haus. „Wir wollen im Graue-Flecken-Programm des Bundes dabei sein“, sagt Schwambach.
Die Serie
Im Pfalz-Plan stellen wir regelmäßig in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor.
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