Quirnbach: Neue Wege für ein lebendiges Dorfleben

Quirnbach

Verweist auf Quirnbachs berühmtesten Markt: die Skulptur eines Pferdes vorm Dorfgemeinschaftshaus. Foto: Sayer

VON KLAUDIA GILCHER

Wer in der Westpfalz den Namen Quirnbach hört, denkt meist spontan an Märkte: 1444 ist das erste Treiben belegt, 575 Jahre später kommen Tausende zum Pferdemarkt im November. Der wöchentliche Markttag fällt zwar kleiner aus, gilt aber im Landkreis Kusel als Leuchtturmprojekt.

 

Beim Pferdemarkt, oder, wie er im örtlichen Dialekt heißt, „Peerdsmarkt“, am zweiten Mittwoch im November platzt Quirnbach aus allen Nähten. Sonderbusse und -züge bringen die Besucher zu den Vorführungen, zur Budengasse und ins Festzelt.

Neu ist das nicht: Schon 1780 etwa tummelte sich so viel Volk beim Bartholomäusmarkt, dass sich einige Herren entschlossen, ihr Mittagessen in der Kirche zu nehmen. Es habe nirgends einen freien Tisch gegeben, hielt die Gesellschaft dem erzürnten Pfarrer laut zeitgenössischen Briefen entgegen – und besänftigte den Gottesmann mit einem größeren Almosen.

 

Ortsbürgermeisterin  Steffi Körbel

Ortsbürgermeisterin
Steffi Körbel.
Archivfoto: Sayer


Der ungebrochen attraktive „Peerdsmarkt“ wurde 1877 eingeführt, das jüngste Kind der erfolgreichen Quirnbacher Marktgeschichte ist erst ein Jahr alt: Am Donnerstagnachmittag von 14 bis 16 Uhr ist Markttag im Dorfgemeinschaftshaus. Regionale Erzeuger bieten Waren des täglichen Bedarfs an, in Abständen gibt es Kurzvorträge.

Die Idee hat inzwischen Nachahmer im Landkreis gefunden. Sie war entstanden, weil es im benachbarten Glan-Münchweiler zwar vom Discounter bis zum Autobahnanschluss und Bahnhof eine breite Infrastruktur gibt, sich in Quirnbach aber kein Lebensmittelladen mehr befindet, erzählt Ortsbürgermeisterin Steffi Körbel. Das Konzept funktioniert: 150 Menschen kommen, kaufen, sitzen zusammen und reden. Auch in der Corona-Krise soll der Markttag beibehalten werden, aber nur zum Einkaufen, im Freien und ohne Programm.

Quirnbach unterstützt Senioren auf vielfältige Weise

Im Dorfgemeinschaftshaus hat auch „Quirnbach InTakt" seinen Sitz, ein Angebot zur Unterstützung von Menschen mit und ohne Pflegegrad mit Pflegekassenzulassung. „Kochen, Autofahrten, putzen, auf den Friedhof begleiten" – die Unterstützungsformen sind laut Körbel breit gefächert. Das Ziel: „Menschen so lange wie möglich das Leben zuhause zu ermöglichen. Es ist Pflichtaufgabe für Kommunen, Kita-Plätze vorzuhalten", sagt Körbel. „Aber es gibt keine Pflichtaufgabe, die Senioren unterstützt. Niemand will ins Altenheim, aber keiner tut etwas. Das kann nicht sein.“

Beide Initiativen wurden mit Fördergeldern angestoßen, werden sich laut Körbel aber tragen. Leben haucht ihnen aber das ehrenamtliche Engagement aller Generationen ein. Das gilt auch für andere Aspekte des Dorflebens. In Quirnbach und dem Ortsteil Liebsthal werden zwei Kerwen gehalten, die Vereine sorgen für Sport und Spiel, Konzerte, Kurse und auch für Grün im Dorf. „Quirnbacher diskutieren gern und heftig, aber wir finden auch immer neue Wege“, sagt Körbel.
Der neueste Ansatz in der Diskussion sei ein energetisches Quartierskonzept mit externen Beratern, das über fünf Jahre lang beim Dorfumbau helfen soll. "Noch haben wir keine nennenswerten Leerstände, aber wir werden welche bekommen, und oft genug werden das große, alte Bauernhäuser mit Sanierungsstau sein." Nachfrage nach single- und altersgerechtem Wohnraum gibt es laut Körbel, jetzt müsse man daran gehen, das Potenzial für die Zukunft zusammenzubringen.

Bauplätze schafft die Gemeinde auch: Zwölf Grundstücke mit Größen zwischen 500 und 800 Quadratmetern können ab Herbst bebaut werden. Die genauen Preise werden laut Körbel gerade ausgerechnet.

Die Serie

Im Pfalz-Plan stellen wir wöchentlich in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor.

 

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