VON KLAUDIA GILCHER
An eigener Infrastruktur hat das kleine Rutsweiler auf dem rechten Ufer des mittleren Glantals nicht allzu viel zu bieten. Die findet sich in den Nachbargemeinden. Doch das Dorf am Fuße des Potzbergs hat einen Treff, um den es viele beneiden.
Mitten im Dorf steht sie, die Linde mit dem Wohnwagen in Deutschlandfarben, Grill und Brunnen nebenan und dem alten Spritzenhaus mit Türmchen gegenüber. Dessen neue Glocke läutet wie in alter Zeit täglich um 11 und um 18 Uhr Mittag und Feierabend ein. Das Haus dient als Lagerraum der Gemeinde, es wurde in viel Eigenarbeit zum, wie Sander sagt, „echten Schmuckstück“ renoviert und stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Rund 150 Jahre alt ist wohl auch die ebenfalls als Denkmal eingestufte Linde. In ihrem Schatten liegt die Nachrichtenbörse des Orts.
„Die interne Wirtschaft“, nennt Bürgermeister Joachim Sander den Treff unterm Baum. Aus der Not geboren worden sei der Platz, der Wetterschutz, Sitzgelegenheit und „ein bisschen Musik“ bietet. „Wenn man sich ein bisschen quetscht, ist Platz für 15 Leute“, sagt Sander. Und weil die Gaststätten in den benachbarten Dörfern auch nur noch unregelmäßig geöffnet hätten, würden Auswärtige ebenfalls ab und an vorbeischauen – so wie auch auf dem Spielplatz. „Wir haben nämlich eine Seilrutsche“, erzählt der Bürgermeister. Was die Bevölkerungsstruktur angehe, habe der Trend gedreht. „Recht viele Kinder“ gebe es wieder im Dorf.
Ortsbürgermeister
Joachim Sander
Archivfoto: Sayer
Neuigkeiten erfahren die Rutsweilerer auch in der Bäckerei, die in zweiter Generation geführt wird. Der Steinbruch, früher wichtigster Arbeitgeber, ist geschrumpft, prägt aber noch die Landschaft am gegenüberliegenden Glanufer. Es gibt einige Dienstleister und kleinere Betriebe im Ort, die meisten Arbeitsplätze befinden sich aber außerhalb, in der Kreisstadt Kusel etwa, in Kaiserslautern und dem Saarland. Rutsweiler liegt an der B 423, die A 62 ist rund zehn Fahrminuten entfernt, der Bahnhalt im Nachbardorf ist über den Radweg zu erreichen. Kindergärten und Grundschulen finden sich im Radius von weniger als zehn Kilometern, „ebenso Ärzte, Einkaufs- und Sportmöglichkeiten“, so Sander.
In Rutsweiler wirken zwei Vereine. Der Unterhaltungsverein erfüllt sein Ziel unter anderem mit einer Theatergruppe. Der zweite Verein kümmert sich um die Ottilienquelle, ein Ausflugsziel mit Brunnen und Hütte im von Wanderwegen durchzogenen Wald des 562 Meter hohen Potzbergs. Der Platz ist Schauplatz des traditionellen Vatertagsfests. Über Sommer wird die Hütte an Sonn- und Feiertagen bewirtschaftet, sie kann auch für Feiern gemietet werden.
Fünf Bauplätze gibt es noch von privat in Rutsweiler.
Ansonsten ist der Platz für Familienfeiern das Dorfgemeinschaftshaus, die frühere Schule. Es stammt aus den 1960ern, vor allem das Dach müsste saniert werden, doch Zuschüsse fehlen. Kein Erfolg war auch dem Vorstoß beschieden, die B 423 in der Ortsdurchfahrt auf Höhe der Linde mit Tempo 30 zu belegen. Genau dort macht die Hauptstraße eine enge Kurve. „Laster fahren über die Bürgersteige“, sagt Sander. Der zuständige Landesbetrieb aber habe abgewunken: „Kein Unfallschwerpunkt.“
Die Neubaugebiete hat Rutsweiler über die Jahrzehnte nicht entlang der Hauptstraße, sondern am Hang des Potzbergs angelegt. Fünf Bauplätze von privat gibt es, auch einige Häuser stehen zum Verkauf. Sander selbst wohnt im jüngsten dieser Neubaugebiete. „Schön ist es, ringsum Sonne, recht ruhig, Ausblicke ins Tal.“ Dass die Bauplätze nicht alle vergeben seien, liege daran, dass Rutsweiler nicht ans Erdgas angeschlossen worden sei. In Zeiten von Sonnenenergie und Wärmepumpen könnte die Nachfrage aber vielleicht anziehen.
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