Die Feuerwehr ist einem Teil des Gienanth-Gebäudes untergebracht. Fachwerk spielt in Schönau eine bedeutsame Rolle. Foto: Daum
VON ANDREA DAUM
Wenn man mal einen Schluck Ruhe und Auszeit braucht, ist man hier richtig“, sagt Rudolf van Veenroy, Bürgermeister der Gemeinde Schönau im Landkreis Südwestpfalz. Er meint damit die Bank an der örtlichen katholischen Kirche. Die Aussage trifft aber auf ganz Schönau zu. Entschleunigen ist hier absolut möglich.
An vielen Punkten lässt sich entschleunigen. Zum Beispiel in der zwei Kilometer vom Ortsmittelpunkt entfernt liegenden Bildungs- und Freizeitstätte Heilsbach.
Wer eine Stunde auf dem Platz vor dem Bürgerhaus verbringt, sieht sie in großer Zahl: die Erholung und Ruhe Suchenden, die sich zugleich körperlich betätigen wollen. Wanderer und Radfahrer sind fester Bestandteil im Schönauer Leben. Rauf zum Rappenfels oder zum Zundelsfels, von beiden Höhenzügen, die das Dorf begrenzen, bieten sich phantastische Blicke in die deutsch-französische Region. Typische, mittlerweile zu Wohnhäusern umfunktionierte ehemalige Zollhäuser zeugen von der unmittelbaren Grenznähe.
54 Radrouten, davon 18 für Mountainbiker und zwei, die für Rennradfahrer besonders reizvoll sind, finden Biker in Schönau und Umgebung. Grenzüberschreitend verbinden sich Rad- und Wanderwege. Was auch schon mal für Ärger sorgen kann, verhehlt van Veenroy nicht. Dann, wenn Auto- oder Motorradfahrer unerlaubterweise den Radweg nutzen, um noch schneller, als es ohnehin über die Straße möglich ist, ins benachbarte Frankreich zu gelangen. Wenn es nicht anders funktioniere, so der Bürgermeister, würden bauliche Möglichkeiten genutzt, um zu verhindern, dass sich der motorisierte Verkehr in die Natur hinein verlagert.
Das trägt auch dazu bei, den Anliegern die Ruhe zu verschaffen, die sie mit Wohnen in Schönau und der dazugehörigen Annexe Gebüg verbinden. Wohnen in der Wasgaugemeinde ist gefragt. Weil neben dem Erholungswert – Wasser gehört auch dazu, in Form des Königsweihers oder der Sauer, dem Bach, der dem Sauertal, zu dem Schönau gehört, seinen Namen gab – auch Faktoren wie Kindergarten im Ort oder schnelles Internet wichtig sind. Ein Vorteil, den sogar IT-Spezialisten zu schätzen wissen, die Schönau als Arbeitsmittelpunkt mittlerweile den lauten Metropolregionen vorziehen. Aus den Metropolregionen melden sich regelmäßig Interessenten, die hier Bauplätze und Häuser suchen.
Schönau ist von Fachwerk geprägt
Gemeindliche Bauplätze „würden wir in den nächsten Jahren gerne wieder anbieten können“, verdeutlicht der Bürgermeister, dass sich der Gemeinderat durchaus mit diesem Thema beschäftigt.
Nachfragen gibt es ohne Ende, sagt van Veenroy. Es soll vor allem jungen Schönauern möglich sein, in ihrem Heimatort zu bleiben. „Was die auch möchten“, weiß van Veenroy aus etlichen Gesprächen.
Im von Fachwerk geprägten Ortsmittelpunkt fällt das denkmalgeschützte Bürgerhaus ins Auge. Kein Fachwerk, aber das restaurierte ehemalige Herrenhaus der Industriellenfamilie Ludwig von Gienanths ist ein herausragender klassizistischer Bau. Es bietet tolle Räume zum Feiern, beherbergt eine Gemeindebücherei, das Büro des Bürgermeisters und bietet Platz für Gemeinderat und Feuerwehr. Auch die jüngsten Schönauer sind hier gut untergebracht, im Kindergarten St. Michael. Das Erbe der Familie Gienanth, die im 19. Jahrhundert hier Eisenhütten betrieb, prägt das Ortsbild bis heute.
Engagierte Menschen in Vereinen, die den Ortsausschuss bilden, haben vor Jahren den Michaelismarkt möglich gemacht. Der Bauern- und Handwerkermarkt am Kerwewochenende hat viele Fans weit über die Region hinaus. Das gilt auch für die örtliche Gastronomie. Der Markt, den Corona noch etwas ausbremst, hat der Dorfgemeinschaft Einnahmen beschert, „die manches möglich machen“, sagt van Veenroy. Überhaupt haben die Anpacker aus Schönau einiges bewerkstelligt, was die leere Kasse nicht hergab. Zum Beispiel den früheren Kohleschuppen der Gienanths vor dem Abriss gerettet und einen Hingucker gestaltet.
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