Das Rathaus und große ehemalige landwirtschaftliche Anwesen bestimmen das Ortsbild. Foto: jös
VON JOERG SCHIFFERSTEIN
Standenbühl am südlichen Hang des Donnersbergs ist ein klassisches Straßendorf. Die Kaiserstraße, über die einst Napoleon von Paris nach Mainz zog, prägt den Ort seit mehr als 200 Jahren. Es soll sogar ein Haus gegeben haben, in dem der Kaiser der Franzosen bei einer Reise übernachtet haben soll.
Leider sei gerade dieses Gebäude abgerissen worden, bedauert Georg Pohlmann. „Die Geschichte unseres Dorfes liegt im Dunkeln. Keiner weiß so genau, wann sich die ersten Menschen hier niedergelassen haben“, sagt er. Standenbühl sei nie in mittelalterlichen Dokumenten erwähnt worden. Selbst die jüngere Geschichte sei nicht dokumentiert, es gebe keine Belege dafür, wie alt beispielsweise das alte Schulhaus ist, das heute als Rathaus genutzt wird. „Es gab dort früher eine Lehrerwohnung, die heute noch von der Gemeinde vermietet wird“, sagt Pohlmann.
Standenbühl sei die zweitkleinste Gemeinde der Verbandsgemeinde Göllheim und entwickele sich deshalb nur langsam. „Wir haben aktuell seitens der Gemeinde keine Bauplätze zu verkaufen, planen aber auch nicht, ein Baugebiet auszuweisen“, sagt der Ortsbürgermeister. Die Gemeinde müsste für ein solches Projekt erst einmal Flächen ankaufen, um überhaupt an eine Planung denken zu können. Das liege allerdings außerhalb der finanziellen Möglichkeiten. Zudem gebe es keine Anfragen an die Gemeinde. Hingegen halten Privatleute noch einige Bauplätze in ihrer Hand, die zum Teil verkauft werden sollen.
Ortsbürgermeister
Georg Pohlmann
Foto: jös
Glücklich ist Pohlmann darüber, dass es keine Leerstände mehr im Ort gibt. Wenn Gebäude frei werden, finden diese schnell Käufer. Selbst große landwirtschaftliche Anwesen mit vielen Nebengebäuden werden schnell veräußert. Kleine, alte Häuser müssen oft Neubauten weichen, während die großen Anwesen mit entsprechendem Aufwand von Privatleuten saniert werden.
Traditionell ist Standenbühl von der Landwirtschaft geprägt gewesen. Äcker und Wiesen säumen die Landschaft zwischen Donnersberg und Pfrimm. Heute ist nur noch ein Haupterwerbslandwirt im Ort tätig. Die Nebenerwerber halten meist Pferde, bewirtschaften deshalb die vielen Wiesen rund um den Ort.
Überhaupt ist der Reitsport in Standenbühl ein sehr großes Thema. Der Pferdezuchtverband Rheinland-Pfalz/Saarland unterhielt hier über Jahrzehnte ein Zucht- und Ausbildungszentrum, das mittlerweile privat bewirtschaftet wird. „Es gibt in Standenbühl sicher rund 100 Pferde, die hier untergestellt sind und geritten werden. Bei Reitern hat die Gemeinde eine guten Namen, nicht zuletzt auch wegen der Turniere, die zwei Mal im Jahr stattfinden“, sagt Pohlmann.
Standenbühler Brezel-Hexen sind privat organisiert
Ansonsten ist im Hobbybereich wenig geboten. „Uns steht zwar das Dorfgemeinschaftshaus zur Verfügung, das wir gerne auch an private Gruppen und Vereine vergeben würden, aber dafür gibt es kaum Nachfrage“, bedauert Pohlmann.
Regelmäßig vergeben wird das Gebäude vor allem für Familienfeiern. Ein Vereinsleben im eigentlichen Sinn gebe es nur beim Donnersberger Reit- und Fahrverein. Die Standenbühler Brezel-Hexen sind privat organisiert. Sie bieten regelmäßig ein Seniorencafé und jährlich die Kinderfasnacht an. Außerdem kümmern sich die Hexen um den Neujahrsempfang. Gefeiert wird einmal im Jahr im größeren Stil zur Kerwe am dritten Wochenende im August.
„Schön ist immer unser Brezel-Karten-Spiel am Silvestertag, das eine lange Tradition hat. Es gibt eigene Regeln, die sich grob an Schafskopf anlehnen“, erzählt Pohlmann. Es habe stets viele Spieler aus dem Ort und aus dem Umland angelockt. „Leider können wir das wegen Corona in diesem Jahr nicht anbieten.“
Die Serie
Im Pfalz-Plan stellen wir regelmäßig in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor.
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