Der Glockenturm in der Ortsmitte von Waldgrehweiler ist das Wahrzeichen der Nordpfalzgemeinde. Foto: Schifferstein
VON JOERG SCHIFFERSTEIN
Waldgrehweiler kennen viele Menschen aufgrund der Bilder, die während des verheerenden Hochwassers im Jahr 2014 entstanden sind und bundesweit durch die Medien gingen. Damals, genau am Kerwewochenende, hatten der Ransenbach und der Moschelbach nach einem Starkregen in der Ortsmitte für eine enorme Überflutung gesorgt. Von den Schäden ist heute nichts mehr zu sehen.
„Wir haben das gut wieder hingekriegt“, sagt Ortsbürgermeister Helmut Brand, für den die Hochwassertage 2014 das schwerwiegendste und alles überschattende Ereignis in seiner bisherigen Amtszeit waren. „Es hat erst einmal rund zehn Tage gedauert, bis wieder alles aufgeräumt war und die eigentlichen Schäden sichtbar wurden. Alleine wir als Gemeinde mussten rund eine Million Euro stemmen“, blickt Brand zurück.
Geschafft habe die Gemeinde das alles nur durch Zuschüsse vom Land und viel Eigenleistung. Für die Sanierung der Brücke mussten von der Gemeinde sogar Kredite aufgenommen werden. „Ein solches Ereignis konnte sich niemand vorstellen. Es gibt ältere Mitbürger, die über 90 Jahre alt sind, die sich an ein solches Hochwasser nicht erinnern konnten“, so Brand.
Bürgermeister
Helmut Brand
Foto: jös
Im privaten Bereich lägen die Schäden bei 1,7 Millionen Euro, dort sei mittlerweile fast alles wieder hergerichtet, sagt der Ortsbürgermeister. „Das Einzige, was darauf heute noch hinweist, sind die Hochwasserschutzmarken und die Tafel am Dorfgemeinschaftshaus. Im Gedächtnis ist das immer noch. Schon wenn der Bach, der in der Ortsmitte in einer Art Kanal entlang läuft, ansteigt, werden die Menschen heute nervös“, sagt Brand. Aktuell stellt die Gemeinde ein Hochwasserschutzkonzept auf. „Wir brauchen Landesmittel, um das finanziell zu stemmen.“
Trotzdem will sich Waldgrehweiler weiterentwickeln und wachsen. Im Baugebiet „Auf der Binn“ bietet die Gemeinde noch zehn Areale an. Das Gebiet wurde in Eigenleistung erschlossen. „Wir haben mit ehrenamtlichen Helfern und einem Bagger, den uns ein Nachbar geliehen hat, die gesamte Infrastruktur selbst geschaffen, jede Leitung selbst verlegt. Wir hatten nur den Bagger zur Verfügung, aber keine Asphaltmaschine, deshalb haben wir die Straße kurzerhand gepflastert“, erzählt Brand.
Auch touristisch ist Waldgrehweiler gefragt.
Seit 2007 gibt es das Baugebiet schon, mittlerweile steigt das Interesse aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsen wieder an. Gerade verhandelt Brand mit Käufern. Ein Leerstandsproblem kennt die Gemeinde nicht, im Ortskern sind alle Gebäude bewohnt. Die Häuser werden meist schnell verkauft oder von den Eigentümern vermietet, wenn diese sie selbst nicht mehr brauchen.
Das Wahrzeichen von Waldgrehweiler ist der Glockenturm im Ortszentrum. Direkt nebenan steht das Bürgerhaus mit Jugendraum. Hier treffen sich die Vereine, etwa der Gesangverein oder die Fasnachter. „Die Gemeinde feiert hier ihre Feste, außerdem wird das Haus sehr oft für Familienfeiern vermietet“, so Brand.
Wichtigste Veranstaltung im Jahresverlauf ist die Kerwe, die am dritten Wochenende im September gefeiert wird, unter anderem mit einem Umzug. Bekannt sind die beiden Schlachtfeste, von denen eines im März und eines im November stattfindet, wobei jeder Termin rund 300 Besucher anlockt. „An dem Abend wird das komplette Schwein verputzt, da bleibt nichts übrig“, erzählt Brand. Beliebt ist die Gemeinde bei Wohnmobilfahrern, die gerne den Stellplatz am Ortsrand anfahren. Außerdem gibt es zwei Ferienwohnungen in der Gemeinde, die gut frequentiert werden. „Das ist eine Folge des Hochwassers. Der Ort ist auf diese Weise bekannt geworden, auch wenn wir uns das anders gewünscht hätten.“
Die Serie
Im Pfalz-Plan stellen wir wöchentlich in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor.
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