Im Abendlicht: Wörth-Schaidt vor dem Bienwald. Foto: Wiechers
VON HENNING WIECHERS
1979 wurde aus der Verbandsgemeinde Wörth eine Einheitsgemeinde, die Ortsgemeinden wurden Ortsbezirke und durch die Stadtrechte Wörths zu Stadtteilen von Wörth am Rhein. Einer davon ist die ehemalige Ortsgemeinde Schaidt. Seinen dörflichen Charakter und Charme hat sich Wörth-Schaidt bis heute bewahrt. Zugleich ist es aber auch Produktionsstandort aktueller Technologien.
Das Dorf Schaidt, am Nordrand des Bienwalds gelegen, kann eine nahezu 1000-jährige Geschichte belegen und war ab 1406 als „Flecken“ ein bedeutender Ort mit Befestigung und Marktrecht. Man trieb Wald- und Ackerbau und Weidewirtschaft. Und flocht Körbe. Dieses Handwerk ließ Schaidt ab Ende des 19. Jahrhunderts zum Zentrum der pfälzischen Korbwarenindustrie avancieren und gab bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts vielen Einwohnern Arbeit und Verdienst.
Industrie hat der heutige Wörther Ortsbezirk Schaidt immer noch vorzuweisen, allerdings wird in seinem größten Werk moderne Auto-Elektronik produziert. Angefangen hat es mit Autoradios und Navigationsgeräten, heute bauen hier gut 150 Mitarbeiter eines renommierten Autozulieferers unter anderem Ladestationen.
Ortsvorsteher
Kurt Geörger
Foto: privat/frei
Den Bezug zur Fahrzeugindustrie hat Schaidt mit dem zentralen Wörth, wo bekanntlich das weltgrößte Lkw-Werk steht, gemein. Aber Schaidt ist ein eigener Kosmos, unter anderem weil die ehemalige Ortsgemeinde weit mehr als zehn Kilometer von der einstigen Ortsgemeinde Wörth entfernt ist und sich zwischen ihnen der Bienwald ausbreitet. Die direkten Nachbarn der Schaidter gehören zu den Verbandsgemeinden Bad Bergzabern und Kandel. Abgeschieden ist es trotz der Entfernung vom Stadtrathaus nicht. Schaidt hat Kindergarten, Grundschule, Arzt und Zahnarzt, Bäcker und Eiscafé, Metzger und Gemüsehof im Ort und einen Lebensmittelmarkt direkt jenseits des westlichen Ortsausgangs zu bieten. Internet gebe es mit Raten innerorts bis zu 100 Megabit pro Sekunde, der Restausbau solle bis 2023 abgeschlossen sein, informiert Ortsvorsteher Kurt Geörger. Sportanlagen, ein gut ausgestattetes Bürgerhaus, bald auch die neue Kulturhalle sowie eine aktive Vereinsfamilie ermöglichen den Einwohnern ein komfortables Leben und abwechslungsreiche Freizeitgestaltung.
Wer außerhalb zu tun hat, kommt mit dem Auto recht schnell an die Bundesstraße 9 und die Autobahn 65, durch den Bienwald auch ohne weitere Ortsdurchfahrten. Dieser Weg beschert der Schaidter Haupt- und Speckstraße allerdings lebhaften Durchgangsverkehr. Intensiv werde nach Möglichkeiten gesucht, Entlastung zu schaffen, berichtet Geörger. Zugfahrer nutzen den am nördlichen Ortsrand gelegenen Haltepunkt an der von Wissembourg nach Winden führenden „Lavendellinie“.
Viele junge Familien würden gerne in Wörth-Schaidt bauen.
Lage und Infrastruktur machen Wörth-Schaidt zum begehrten Wohnquartier und auch Unternehmensstandort, wie der Ortsvorsteher aus Anfragen weiß. Viele junge Familien etwa mit Bezug zum Ort würden gern hier bauen, fänden aber kaum Angebote. Zwar gebe es noch etliche freie Bauplätze in Privathand, die allerdings nicht zum Kauf stünden. Da aber die Ansiedlung gerade junger Familien etwa für die Erhaltung als Kita- und Schulstandort sehr wichtig sei, werde daran gearbeitet, in absehbarer Zeit ein weiteres Neubaugebiet zu schaffen. Ebenso soll es bald mehr Möglichkeiten für Unternehmensniederlassungen geben, indem derzeit nicht nutzbare Flächen im bestehenden Gewerbeareal Pappelallee reaktiviert werden – „mit positiven Ergebnissen rechnen wir bis Ende 2020“.
Und auch für die, die hier bereits leben, soll es bald neue Möglichkeiten geben: Ein Privatinvestor plane, ein Gesundheitszentrum mit Arzt- und Therapeutenpraxen sowie betreutem Wohnen in Schaidt zu errichten. Der Baubeginn solle noch in diesem Jahr erfolgen, sagt Geörger.
Die Serie
Im Pfalz-Plan stellen wir wöchentlich in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor.
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