Pfalzbau erfüllt als Veranstaltungszentrum alle Wünsche

Der neue Pfalzbau von 1968 wurde von 2007 bis 2010 grundlegend saniert. In seinem Inneren hat sich manches verändert, und die gesamte Haustechnik wurde auf den Stand der Zeit gebracht. Die äußere Erscheinung blieb im Wesentlichen unverändert. Foto: Wiechers




VON HENNING WIECHERS


„Der Pfalzbau ist eines der wichtigsten Veranstaltungs- und Gastspielhäuser Deutschlands und mit seinen verschiedenen Sparten einzigartig in Rheinland-Pfalz und der Metropolregion Rhein-Neckar“, heißt es in der Ludwigshafen-Ausgabe eines Magazins zu Kultur, Genuss und Wirtschaftsunternehmen in europäischen Städten und Regionen. Und: „Architektonisch und technisch auf höchstem Niveau begeistert das traditionsreiche Veranstaltungshaus Besucher und Veranstalter gleichermaßen.“


Am 21. September 1968, vier Jahre nach der Grundsteinlegung und sechs nach dem Stadtratsbeschluss zum Bau, wurde der neue Pfalzbau an seinem Standort im Herzen Ludwigshafens – zwischen Wrede-, Berliner und Kaiser-Wilhelm-Straße – feierlich eröffnet. Mit einer Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“, wie die Chronisten berichten. „Neuer“ Pfalzbau deswegen, weil das Gebäude einen Vorgänger hatte, der auch schon Pfalzbau hieß. Dieser war 1928 gebaut worden und hatte seinen Standort am damaligen Jubiläumsplatz, der seit 1960 Berliner Platz heißt.

Dieser „alte“ Pfalzbau diente als Veranstaltungshaus. Hier gab es Konzerte und Theatervorstellungen, fanden Bälle, Ausstellungen, aber auch Wahlkundgebungen statt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt und, notdürftig repariert, 1952 wiedereröffnet. Aber schon bald regten sich in Ludwigshafen Wünsche nach einem neuen Veranstaltungsgebäude, auch weil das alte als Hindernis für Pläne zur Neugestaltung des Platzes empfunden wurde. Zwei Jahre nach Einweihung des neuen Pfalzbaus am Theaterplatz traf den alten die Abrissbirne.

34 Millionen Mark kostete der neue Pfalzbau, eine Herausforderung, die zu bewältigen lange brauchte – nicht nur weil die Finanzierung durch eine Krise in Gefahr geriet, sondern auch weil es durchaus kritische Stimmen gab, die infrage stellten, ob die Stadt ein solches Bauwerk überhaupt bräuchte. Aber das Projekt wurde realisiert.

Das Büro Koch + Steinhauer gewann den Wettbewerb zur Gestaltung des Gebäudes. Architekt Alfred Koch schrieb dazu: „Theater sind Kristallisationspunkte des geistigen Geschehens einer Stadt. Sie gehören zu ihrem Leben und gestalten das Werden einer Gesellschaft mit. Sie heben sich in ihrem Zweck aber deutlich von anderen Trägern des geistigen Geschehens ab: Kirche, Rathaus, Marktplatz. Nur in der Wechselwirkung verschiedenartiger Kräfte bildet sich das Zentrum, das städtebaulich Mittelpunkt einer Stadt sein muss“, wie auf den Seiten zu der Geschichte des Pfalzbaus in dessen Internetauftritt nachzulesen ist. Von Anfang an wurde das neue Zentrum der Kultur als Gastspielhaus betrieben, da ein eigenes Ensemble nicht finanzierbar war. Die „Zauberflöte“ zur Eröffnung war denn auch eine Aufführung des Mannheimer Nationaltheaters.


Sanierung des Pfalzbaus wird nach 33 Jahren fällig


33 Jahre nach der Eröffnung bahnte sich die nächste große Herausforderung für den Pfalzbau an: Im Dezember 2001 teilte die Unfallkasse Rheinland-Pfalz der Stadt mit, dass der technische Zustand der Bühne im Theater im Pfalzbau nicht mehr „der aktuellen Vorschriftenlage“ entspreche, und im Folgejahr stellte auch der Tüv Süddeutschland gravierende Sicherheitsmängel in der Steuerung der Bühnentechnik fest. Das brachte Planungen und schließlich eine umfangreiche Sanierung der gesamten Haustechnik mit Umbauten im Inneren – das Äußere des Pfalzbaus blieb unverändert – mit sich. Der ganze Prozess brauchte bis zur Vollendung acht Jahre, die letzten zwei Jahre vor der Wiedereröffnung 2009 blieb der Pfalzbau wegen der Hauptsanierung und Entkernung geschlossen.

Die Gesamtkosten beliefen sich am Ende wieder auf knapp 34 Millionen – diesmal in Euro. Angesichts des Umfangs und der Kosten des Projekts hatte es auch wieder Diskussionen über Sinn und Notwendigkeit gegeben. Aber: „Der Pfalzbau sei ,das pulsierende Herz einer lebendigen Stadt‘, und zur Sanierung habe es keine ernsthafte Alternative gegeben: ,Das hätte schon sehr am Selbstverständnis von Ludwigshafen gerührt.‘“ So berichtete die RHEINPFALZ nach der feierlichen Wiedereröffnung über das Statement der damaligen Oberbürgermeisterin Eva Lohse. Bei laufendem Betrieb erfolgte dann 2010 noch eine energetische Sanierung.

Letztlich bescherte die Sanierung den Ludwigshafenern ein Veranstaltungszentrum auf modernstem technischem Niveau mit 22.000 Quadratmetern Nutzfläche. Zu Konzert- und Theatersaal kamen jetzt unter anderem sechs statt wie vorher vier Tagungsräume, ein Studio, ein gläsernes Foyer. Neben kulturellen Veranstaltungen finden in ihm Messen, Kongresse, Tagungen, Bälle  und Feiern statt. Als Meilenstein in der Veranstaltungshistorie gilt der im Juni 2017 hier abgehaltene Digital-Gipfel der Bundesregierung.