Kleinod: Protestantische Kirche in Finkenbach-Gersweiler

Die Nordwand der Kirche ziert seit  1469 die monumentale Wandmalerei, die  in 18 Einzelbildern die Passionsgeschichte Christi darstellt. 1983 wurden diese bei Instandsetzungsarbeiten wiederentdeckt.

Die Nordwand der Kirche ziert seit  1469 die monumentale Wandmalerei, die  in 18 Einzelbildern die Passionsgeschichte Christi darstellt. 1983 wurden diese bei Instandsetzungsarbeiten wiederentdeckt. Foto: Schifferstein

 

VON JOERG SCHIFFERSTEIN

Als Raubgrafen und Rittergeschlechter über die nordpfälzer Landschaft herrschten, die  damals wohl noch weitgehend unerschlossen war, entstand in Finkenbach, heute ein Ortsteil der Gemeinde Finkenbach-Gersweiler, eine Protestantische Kirche. Es ist ein wehrhafter Bau, der bis heute eine besondere Sehenswürdigkeit der Region darstellt. Allerdings ist dieses Kleinod mit seinen 1469 entstandenen Wandmalereien überregional nur wenig bekannt.

Wer sich der Ortslage von Finkenbach nähert, der entdeckt erst auf den zweiten Blick die besondere Kuppel der Kirche, die 1757 als achteckiger Helm dem Gebäude zugefügt wurde. Hinter Bäumen versteckt steht die Protestantische Kirche, die wohl im 13. Jahrhundert entstanden ist, aber erst zum Beginn des 14. Jahrhundert, im Jahr 1304, erstmal urkundlich erwähnt wird. Damals verkauften ein Edelknecht namens Johann genannt von Metz und seine Frau Agnes ihr Patronatsrecht an Heinrich von Hohenfels. Dieser lebte wohl in der Wasserburg von Reipoltskirchen, nachdem er die zerstörte Stammburg Hohenfels nicht mehr aufbauen durfte, da er sich als Raubritter betätigt hatte.

Im späten Mittelalter ein Wallfahrtsort

Ob der Turm bereits damals seine heutige Form hatte, ist nicht bekannt. 1390 wird die Kirche in den Überlieferungen als „St. Viti“ bezeichnet, der heilige Vitus ist ihr Schutzpatron. Sie ist aber auch dem heiligen Nikolaus geweiht. Am Veitstag (15. Juni) wird in den folgenden Jahrhunderten  der Finkenbacher Markt abgehalten. 1401 kommt die Kirche samt Pfarrei zum Landkapitel Münsterappel. Ab 1409 sind Wallfahrten zu den Quatembermessen (vierteljährlich Fasten- und Abstinenztage) nach Finkenbach belegt.

1469 war es dann Ludwig von Zweibrücken, der die Kosten für die Sanierung und den Umbau von Turm sowie Chor aufbrachte. Das ursprüngliche Chorgewölbe wurde entfernt und der Chorraum mit einer Flachdecke geschlossen. Anschließend wurde die Nordwand mit einer monumentalen Wandmalerei versehen. 18 Einzelbilder sind zu sehen, welche die Passionsgeschichte Christi darstellen. Die Bilder wurden über einer weißen Kalkschlemme auf hellem Kalkputz aufgemalt. Knapp 200 Jahre erfreuten sich die Menschen an den Malereien, auch noch, als um das Jahr 1540 die Pfarrei lutherisch wurde.

Wandmalerei wird im Barock übertüncht

1743 erfolgte jedoch  eine grundlegende Veränderung. Das spätgotische Langhaus wurde durch einen Neubau ersetzt, ein flachgedeckter barocker Saal verbindet seitdem die beiden mittelalterlichen Bauteile (Chor und Turm) miteinander. Im Zug dieser Sanierung verschwand der Passionszyklus unter einer einheitlichen Kalktünche, weshalb sich die Farben vermischten und veränderten. Auch die Sakramentsnische wurde im Zuge des Umbaus zugemauert, die Ornamente am gotischen Ziergiebel wurden abgeschlagen. Ein Empore wurde in die Kirche eingebaut.  
Diese war vor allem für die Orgel gedacht, die von den Geschwistern Stumm herstellt wurde. Aus dieser Zeit stammt außerdem  die Kanzel mit Pfarrstuhl. 1757 wurde der Turm schließlich  mit einem Dach versehen. Über offenem Fachwerk entstand die achteckige barocke Turmhaube, wie sie bis heute erhalten geblieben ist. Zwei Jahre später bekam die Kirche eine Glocke, die in der Region Trier gegossen wurde.

Weitere 64 Jahre gingen ins Land, bis 1823 auch das Uhrwerk eingebaut wurde. Peter Lanzer aus Bisterschied installierte es. Diese restaurierte Turmuhr ist heute im Erdgeschoss des Turms zu bewundern. 1962/63 begann die nächste große Umgestaltung. Die Empore wurde aus dem Chorbereich wieder entfernt, die Orgel auf die Westseite der Empore versetzt. Im restaurierten Gehäuse der Stummorgel wurde ein neues Orgelwerk eingebaut, dass die Gebrüder Oberlinger herstellten.

20 Jahre später wurden bei Malerarbeiten die mittelalterlichen Bemalungen entdeckt und teilweise freigelegt. Bis 1992 dauerte es noch, bis ein Restaurator die Wände genau untersuchte, die Schäden feststellte und die Maltechnik unter die Lupe nahm. 1993 erfolgte eine Musterrestaurierung eines der Felder. Und wieder dauert es vier Jahre bis endlich genügend Mittel des Landes bereitgestellt wurden, um den wertvollen Fund aus der Vergangenheit dauerhaft für die Nachwelt zu sichern. Nun wurden umfangreiche Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Ein Teil der Wandmalereien ist unter der später eingebaut Decke verschwunden, weshalb die oberen Bilder jeweils nur zur Hälfte sichtbar sind. Wieder zu sehen ist jetzt auch die einst zugemauerte Sakramentsnische.