Kirchturm gilt als Wahrzeichen der Stadt Waldmohr

Die protestantische Kirche in Waldmohr wurde 1765 eingeweiht, der Turm 1831 durch einen neuen, bis heute erhaltenen ersetzt. Foto: giw




VON REGINA WILHEM

Die heutige protestantische Kirche in Waldmohr  wurde an der Stelle ihrer Vorgängerin erbaut, die Mitte des 18. Jahrhunderts zu klein und obendrein ziemlich marode geworden war. Wer sich einen Eindruck von ihr   verschaffen möchte, geht am besten ein paar Schritte die Blücherstraße hinab.


Von hier wird man der feisten Mauer gewahr, die sich um das Kirchengelände wölbt. Es beherbergte bis 1816 den Kirchhof. Eine Treppe führt – wie auf der gegenüberliegenden Seite – hinauf. Der Blick wandert frei und ungehindert nach oben zum Kirchturm. Dieser unterscheidet sich maßgeblich von vielen anderen: Er ist eckig und scheint in Stockwerke unterteilt, die sich nach oben hin verjüngen. Er wurde 2014 renoviert.

Der in rotem Sandstein 1831 errichtete Kirchturm gilt als Wahrzeichen der Stadt Waldmohr. Er steht auf dem Sockel des alten, der wohl nicht mehr recht zur neuen, 1765 eingeweihten  Kirche passen wollte. Die Inschrift lautet: „Maximiliansturm – Erbauet zum Andenken der 25-jährigen glorreichen Regierung seiner Majestät Maximilian Joseph des Ersten, König der Bayern“. Drei Gussstahlglocken, die 1951 eingebaut wurden, läuten zum Gottesdienst.


Alter gotischer Spitzbogen freigelegt und restauriert


In zartem Gelb sind die Mauern des Kirchenschiffs gehalten. Sie ruhen auf einem massiven Sockel, ebenfalls aus Sandstein. Dieser bildet auch die seitlichen Abschlüsse und die Umrandungen der Rundbogenfenster. Auf der Nordseite wurde eins der hohen Fenster durch ein kleines ersetzt. Eine Tür, in deren Sturz die Jahreszahl der Einweihung eingraviert ist, ist hier eingelassen. „Sie ist in der Regel geschlossen“, erzählt Judith Collet, Vorsitzende des Presbyteriums. Außer an hohen Feiertagen oder jetzt, in der Corona-Pandemie, sei sie geöffnet, um Ein- und Ausgang zu separieren. Das eigentliche Hauptportal liegt an der Ostseite des Kirchturms. Der Besucher gelangt zunächst in einen Vorraum, sozusagen das Turmparterre. Ein runder Leuchter schwebt scheinbar in der Höhe. Auffällig sind das große Kreuz und das Kriegerdenkmal zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs.

Eine weitere Tür öffnet sich. Als sie verbreitert wurde, „wurde ein alter gotischer Spitzbogen freigelegt und restauriert“, heißt es in der Broschüre „Ein Fluss – zwei Landeskirchen“ von Lars Stetzenbach. Wer die Tür passiert, findet sich unter der Empore wieder, die von zwei hölzernen Stützen getragen wird. Hell und freundlich präsentiert sich das in einem Saalbau konzipierte, schlichte Kirchenschiff. Der Fokus ist auf das Wesentliche gerichtet: den Altar mit dem Evangelium und dem Kreuz.


Stumm-Orgel wurde 1951 generalüberholt


Erst Anfang der 1990er-Jahre, erzählt Collet, sei das Fenster hinter dem Altar, das bei der umfassenden Renovierung in den 1960er-Jahren zugemauert wurde, wieder geöffnet worden. „Eine gute Entscheidung“, betont sie. Das Buntglasfenster weist oben ein gelbes Kreuz auf, das auf blauen Mosaiksteinen zu schweben scheint. Collet schwärmt von dem „wunderbaren Bild“, von der „eigenen Atmosphäre“, die sich ergibt, wenn beim Gottesdienst am Sonntagmorgen das Licht durch dieses Fenster bricht.

Rechterhand steht die Kanzel, links das Taufbecken aus Sandstein. Wie außen sind die Wände in hellem Gelb gestrichen. Sie harmonieren mit der hölzernen Kassettendecke. Die Buntglasfenster umgeben weiße, rechteckige Farbrahmen. Kronleuchter sorgen in der dunklen Jahreszeit für passendes Licht. Auf der Empore findet sich neben einigen Bankreihen die 1866 installierte Stumm-Orgel; sie wurde 1951 generalüberholt.

Die heutige Kirche mit ihrer Fläche von 20,50 auf 12,50 Meter wurde an der Stelle ihrer Vorgängerin erbaut, die Mitte des 18. Jahrhunderts zu klein und obendrein ziemlich marode geworden war. Sie war Eigentum der reformierten Gemeinde Waldmohr, wie Karl Kiefer in seinem „Dorfbuch von Waldmohr“ schreibt. Doch „stand den lutherischen Gemeindemitgliedern das gesetzlich verankerte Recht der Mitbenutzung zu“. Der Begriff „Simultankirche“ bürgerte sich ein.


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche in Anbetracht der wachsenden Bevölkerung wieder zu klein. Deshalb wurde sie auf der Westseite um 6,50 Meter verlängert. Heute finden nach Angaben von  Collet 200 Besucher in dem Gotteshaus Platz.