Wohlige Wärme: Wurde vor der Sanierung oft sparsam geheizt, machen das einige Verbraucher danach nicht mehr so konsequent. Foto: Bodo Marks/dpa-tmn
Wenn jemand für teures Geld sein Haus energetisch saniert hat und nun geringere Energiekosten erwartet, die Rechnung aber trotzdem hoch ausfällt, dann nennt man das den Rebound-Effekt. Was steckt dahinter?
Ein Heizungstausch, Fassadendämmung, neue Fenster: Solche Sanierungsmaßnahmen versprechen je nach Umstand bis zu 80 Prozent Einsparung beim Energiebedarf in Wohngebäuden. Und trotzdem kommt es vor, dass Hausbesitzer nach einer solchen Sanierung mehr Energie verbrauchen, als vorab errechnet. Und damit sind auch die laufenden Kosten weiterhin hoch. Das Phänomen hat einen Namen. Energieexperten sprechen vom Rebound-Effekt. Die gute Nachricht: Der Effekt lässt sich vermeiden.
Das Verhalten ändert sich im sanierten Haus
Der Grund, warum der Spareffekt nach einer Dämmung, dem Tausch von Fenstern oder der Heizungsanlage nicht so stark eintritt, wie zum Beispiel von Energieberater oder Handwerker berechnet, liegt meist am Verhalten der Hausbewohner. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Vor der Sanierung wurde oft sparsam geheizt – auch im Bewusstsein, dass Energie teuer ist und das Haus viel verbraucht. Nach der Sanierung macht man dies nicht mehr so konsequent.
Ein Beispiel: Wurden die Fassadendämmung verstärkt und die Fenster getauscht, geht nun weniger Energie durch diese verloren. Das senkt erst mal per se die Heizkosten. Aber: Heizt man nun die Wohnräume stärker in der Annahme, man spare ja einiges und kann sich wohlige Wärme nun leisten, sinken die Heizkosten weniger als angenommen.
Laut der Energieberatung des Verbraucherzentrale Bundesverbands ist das Einsparpotenzial durch den Rebound-Effekt um durchschnittlich fünf bis 30 Prozent geringer.
Die gefühlte Temperatur ist höher
Der Ratschlag der Experten liegt auf der Hand: Wer wirklich viel sparen will, sollte auch weiterhin umsichtig heizen.
Trotzdem kann man es im neu sanierten Altbau wärmer haben als zuvor – und das ohne das Thermostat hochzudrehen. Das liegt an der gefühlten Temperatur. Das ist nicht etwa die Temperatur, die wir am Thermostat einstellen. Sie setzt sich etwa hälftig aus den Temperaturen der Raumluft und den umgebenden Oberflächen wie Wänden und Fenstern zusammen. Gerade diese Oberflächentemperatur ist bei schlecht gedämmten Häusern oft viel niedriger und senkt daher den Wärmeeindruck eines geheizten Raumes.
Das kann zum Beispiel so aussehen: Vor der Sanierung betrug die gefühlte Temperatur 19 Grad, wenn man so heizte, dass die Raumtemperatur bei 23 Grad lag, die Oberflächentemperatur unter anderem der Wände, Decken und Fenster aber bei 15 Grad blieb. Nach der Sanierung erhält man die gefühlten 19 Grad schon durch eine Raumtemperatur von 20 Grad und einer Oberflächentemperatur von 18 Grad. Man muss also viel weniger heizen.
Rebound-Effekt kommt auch durch mehr Luxus
Übrigens, es gibt neben diesem direkten Rebound-Effekt auch einen indirekten Rebound-Effekt.
Der tritt zum Beispiel ein, wenn man das Badezimmer saniert und sich eine größere Badewanne zulegt.
Man muss mehr Warmwasser in sie füllen als in die alte Wanne. Das lässt den Energieverbrauch ansteigen. Ein ähnlicher Fall tritt oft bei einem Austausch eines älteren Fernsehers ein, gibt das Öko-Institut an.
Die modernen LED-Fernseher sind demnach zwar effizienter als Plasma- oder Röhrengeräte. Sie werden aber dann womöglich mehr genutzt.
Oder es werden von den gesparten Kosten mehr Fernseher für einen Haushalt angeschafft.
Zum Beispiel wird vielleicht neben dem Fernseher fürs Wohnzimmer noch ein Gerät für das Schlafzimmer gekauft. (dpa)