Smart-Home: Komfortabel, aber nicht ohne Risiken

Smart Home

Mit dem Tablet unterwegs die Rollläden zu Hause öffnen oder schließen: Mit Smart-Home-Technik ist das möglich. Foto: dpa

 

VON WOLFGANG KEMPKENS

Wer sein Zuhause zum Smart Home aufrüstet, kann damit mehr Wohnkomfort erreichen. Statt einer unterkühlten Wohnung nach zwei Wochen Winterurlaub kann es zuhause gemütlich warm sein, wenn man die Koffer abstellt.

Und das geht so: Mit der entsprechenden App auf dem Smartphone fährt der Kessel auf Befehl wieder hoch und die l langsam wieder hoch. Sofern das Steuergerät der Heizungsanlage mit dem heimischen W-LAN verbunden ist. Dann können die entsprechenden Befehle aus der Ferne übers Internet gegeben werden.

Mit internetfähigen Thermostatventilen lassen sich diese ebenfalls per App über das Smartphone einstellen – ohne dass man dafür durchs ganze Haus oder die komplette Wohnung laufen muss. Smart-Home-Technik, kombiniert mit der auf Leuchtdioden (LED) basierenden Beleuchtung, kann außerdem genutzt werden, um stets optimales Licht zu erzeugen. Wer morgens im Bad nicht gleich durch eine besonders helle Beleuchtung erschreckt werden will, kann per Smartphone eine sanftere Variante wählen. Wer abends seinen Fernseher einschaltet, natürlich per Smartphone oder der zentralen Bedieneinheit, bekommt die passende Beleuchtung gleich mitgeliefert, denn die LED werden automatisch gedimmt, sofern die Lampen entsprechend ausgerüstet sind.

Je nach Ausstattung lässt sich das System auch nutzen, um Einbrecher während einer Abwesenheit abzuschrecken. Anders als bei einer Lichtsteuerung per Zeitschaltuhr lässt sich die Beleuchtung in einem Smart Home nämlich in unterschiedlichen Rhythmen ein- und ausschalten. Das macht es Gaunern schwer, auszubaldowern, ob ein Haus leer steht oder nicht. Das Gleiche gilt für die Betätigung der elektrisch angetriebenen Rollläden. Selbst eine optische Überwachung des eigenen Hauses aus der Ferne ist möglich. Die Bilder, die Überwachungskameras auf dem eigenen Grundstück aufnehmen, sind damit an jedem Ort der Welt zu sehen. Selbst der Speicher mit den Bildern der vergangenen Stunden lässt sich fern von der Heimat abrufen.

Prinzipiell ist im Smart-Home das Einschleusen von Viren möglich.

Wer das alles für Science Fiction hält, dem sei gesagt: Schon 30 Prozent aller Haushalte nutzen einzelne Smart-Home-Komponenten. Sprachassistenten schreiben elektronische Einkaufszettel, bestellen selbstständig Waren oder erfüllen auf Zuruf Musikwünsche. Was dem einen gefällt, hält der andere für überflüssigen Schnickschnack oder sogar einen gefährlichen Eingriff ins Privatleben.

Wo der eigene Geldbeutel betroffen ist, kann es aber auch für jene interessant werden, die von zu viel Elektronik eher wenig halten. Mit der Fernbedienung von Heizung, Heizkörpern und Beleuchtung kann nämlich auch der Verbrauch gesenkt werden. Das klappt, wenn überhaupt, aber nur, wenn man konsequent die Temperatur herunterregelt und das Licht löscht, sobald der letzte Bewohner das Haus verlassen hat.

Allerdings: Ganz gefahrlos ist die Einbindung der Haustechnik ins Internet nicht, obwohl es die Smart-Home-Komponenten-Anbieter Hackern möglichst schwer machen, ins heimische System einzudringen. Prinzipiell ist jedoch das Einschleusen von Viren und anderem elektronischem Ungeziefer möglich. Der Einstieg ins Smart Home ist zudem mit Unsicherheiten behaftet, was die Halbwertszeit der getätigten Investitionen angeht. Denn da es zahlreiche Standards gibt, die untereinander nicht oder nur bedingt kompatibel sind, hängt der weitere Ausbau von der Produktpalette ab, über die der Anbieter verfügt – und von seinem Beharrungsvermögen auf dem Markt. Zudem kann das Ganze kostspielig werden, denn oft müssten Geräte wie Rauchmelder, Fernseher, Kühlschränke, Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte ausgetauscht werden. Wer unterschiedliche Marken einkauft, geht zudem das Risiko ein, dass die Geräte nicht mit einer einzigen App steuerbar sind. Dann ist der Komfortvorteil, den das Smart Home eigentlich bieten soll, schnell dahin.