Beim Thermographie-Verfahren werden mit Wärmebildkameras die Oberflächentemperaturen der Außen- und Innenwände erfasst und darstellbar gemacht. Das Ergebnis sind bunte Bilder, die anzeigen, an welchen Stellen Wärme verloren geht und wo das Gebäude gut isoliert ist. Foto: Tobias Hase/dpa-tmn
Thermographie macht Wärmeverluste in den eigenen vier Wänden sichtbar und verdeutlicht so, wo man teure Heizwärme verliert. Der Winter ist die beste Zeit für die Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera.
Wer wissen möchte, wie gut sein Haus gedämmt und isoliert ist, ob es teure Heizungswärme gut hält oder es da noch jede Menge Einsparpotenzial gibt, dem kann die Thermographie Antworten geben.
Bei dem Verfahren werden mit Wärmebildkameras die Oberflächentemperaturen der Außen- und Innenwände erfasst und darstellbar gemacht. Das Ergebnis sind bunte Bilder, die dann mehr oder weniger deutlich anzeigen, an welchen Stellen Wärme verloren geht und wo das Gebäude gut isoliert ist.
Wann lohnt sich die Thermographie für mein Gebäude?
Die Aufnahmen können nützlich sein, wenn der Verdacht besteht, dass irgendwo im Haus Energie entweicht. Anzeichen dafür sind zum Beispiel, dass die Wohnung in der Heizperiode nicht richtig warm wird. Oder es zieht ständig.
Ebenfalls nützlich kann die Auswertung sein, wenn der Verbrauch von Heizenergie inzwischen höher ist als früher – oder im Vergleich zu den Nachbarn. Und wenn sich Schimmelflecken bilden.
„Dann können Wärmebilder möglicherweise die Ursache finden“, sagt Dieter Räsch von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau in München. Aber hundertprozentigen Aufschluss über die energetische Situation geben sie nicht. „Sie bilden ab, wie Wände, Fenster oder Dach beschaffen sind. Aber ob die Heizung gut oder schlecht ist, sehen sie nicht.“
Längst nicht jeder Hauseigentümer braucht Thermographieaufnahmen, um herauszufinden, wo Energie verpufft. „Ein guter Energieberater kennt auch ohne diese Wärmebilder die typischen Schwachstellen an Häusern aus bestimmten Baujahren in seinem Umfeld“, sagt Reinhard Loch von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Bei Häusern, die in den 1950er- und 1960er-Jahren gebaut wurden, sind das oft schlecht gedämmte Dächer, die Außenwände, alte Fenster, undichte Rollladenkästen und ungedämmte Heizungsnischen.
„Die sieht man dann auf den Wärmebildern. Man weiß aber eigentlich schon vorher, dass dort Handlungsbedarf besteht“, so Energieberater Loch. Dennoch könnten auch in solchen Fällen Thermographieaufnahmen nützlich sein. „Für viele Eigentümer ist es eine Entscheidungshilfe, das einmal bildlich dargestellt zu sehen. Dann gehen sie eher die Sanierung ihres Hauses an.“
Wann werden Thermographieaufnahmen am besten gemacht?
Im Winter. Denn bei einer Gebäudemessung müsse zwischen innen und außen eine Temperaturdifferenz von mindestens 15 Grad ohne Wind und Sonneneinstrahlung vorhanden sein, so der Bundesverband für angewandte Thermographie. Wenn die Innenraumtemperatur also bei 20 Grad liegt, sollte es draußen nur 5 Grad haben. Nur dann ist der Wärmefluss ausreichend hoch, damit man ihn nachweisen kann.
Die Aufnahmen zeigen viel Rot, muss ich jetzt schnell handeln?
Auf den Aufnahmen sind die Gebäude als farbige Flächen zu sehen. Meist werden wärmere Bereiche in rötlichen und kältere Flächen in Blautönen dargestellt. Je mehr Rottöne es gibt, desto mehr Wärme geht verloren, so der Eindruck. Doch das muss für Hausbesitzer kein Grund zur Panik sein.
„Der Laie kann solche Bilder nicht allein auswerten“, sagt Dieter Räsch von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. „Eine rote Färbung an der Fassade muss noch nicht heißen, dass dort eine schlechtere Dämmung vorliegt. Es kann auch einfach sein, dass dieser Raum stärker beheizt wurde als andere.“ Man sollte daher nicht nur Wärmebilder beauftragen, sie müssen auch von einem Fachmann ausgewertet werden.
Der Bundesverband für angewandte Thermographie weist darauf hin, dass für seriöse Aussagen über Gebäude Messungen innen und außen notwendig seien, da sehr viele thermische Schwachstellen nur aus dem Innenbereich lokalisiert werden können.
Wenn das Ergebnis der Auswertung schlecht ist, was bedeutet das?
Sollte sich herausstellen, dass die Gebäudehülle energetische Schwachstellen aufweist, muss nicht gleich das gesamte Haus saniert werden. „Auch Einzelschritte können schon viel bewirken“, sagt Bauingenieur Dieter Räsch. Der Hauseigentümer bekommt im Idealfall mit der Auswertung der Thermographieaufnahmen auch einen Plan mit sinnvollen Sanierungsschritten für das Gebäude.
„Man sollte immer dort beginnen, wo die Wärmeverluste am größten sind“, rät Räsch. In den meisten Fällen heißt das: Zuerst die Fenster austauschen, dann die obere Geschossdecke und schließlich das Dach dämmen. Danach bleibt viel mehr der teuer erzeugten Heizungswärme im Haus, statt ungenutzt zu verschwinden. (dpa)