Das Turmrestaurant in Ludwigshafen: Ein bisschen Prunk im Park

Umgeben von Grün bietet das Turmrestaurant mit dem Bogenschützen vor dem Portal auch im Winter einen imposanten Anblick bis hin zu Details wie Fenstern und Türen. Foto: wip


VON HENING WIECHERS

Nur noch rund zweieinhalb Jahre dauert es, bis das Turmrestaurant im Ludwigshafener Ebertpark seinen 100. Geburtstag feiern kann. Den zehnten nach der „Wiedergeburt“ hat es schon im vergangenen Jahr begehen können. Aber eigentlich sieht es so aus, als würde der Bau seit barocken Zeiten hier stehen. Mit seinem antiken Bogenschützen, der das Portal behütet, das wiederum den Blick öffnet über den Sternbrunnen hinweg auf die schnurgerade Straßenachse. An deren anderem Ende ist auch heute noch der Turm der Friedenskirche auszumachen.

1925 war Ludwigshafen Standort der Süddeutschen Gartenausstellung. Für sie wurde der dem damaligen Reichspräsidenten Friedrich Ebert gewidmete Park im Stadtteil Friesenheim geschaffen. Ebert selbst erlebte die Eröffnung dieser Gartenbauschau am 28. Mai 1925 nicht mehr, er war genau drei Monate zuvor gestorben. 

Auf dem Gelände des heutigen Ebertparks hatte zuvor der sogenannte Riedsaumpark seinen Platz. „In diesem Park dominierten Schuttabladeplätze, Sumpf- und Schnakenlöcher und mit Schilf bewachsene Wassertümpel“, beschreibt eine auf der Homepage des Ludwigshafener Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasiums veröffentlichte kompakte Geschichte des Ebertparks die Situation anfangs der 1920er Jahre. Ausführlich nachzulesen ist die Geschichte des Parks auch im Buch von Werner Appel, das über die Homepage des Park-Fördervereins zu beziehen ist (www.ebertpark.de). 

700 Arbeitskräfte wandelten die ehemalige Brache zum Park um

Ende 1924 bekam die Stadt vom pfälzischem Gartenbauverband das Angebot, im folgenden Jahr eine süddeutsche Gartenbauausstellung auszurichten. Die Stadt nahm das Angebot an, denn sie konnte damit auch die hohe Arbeitslosenzahl durch Notstandsarbeit senken. Gut 700 Menschen übernahmen die notwendigen Arbeiten, die allerdings ein Wettlauf mit der Zeit wurden. Erst am 23. Januar 1925 entschied sich das Preisgericht nämlich für den Entwurf „Sternklar“ des Gartenarchitekten Carl Wilhelm Siegloch und des Architekten Eugen Wacker mit Turmrestaurant und Sternbrunnen. Und zu Pfingsten des Jahres konnte der Park, eben als Gartenbauschau-Ausstellungsgelände, eröffnet werden. 

Das Turmrestaurant wurde einer barocken Orangerie nachempfunden. Und wie aus dem Barock wirkt der heutige Gebäudekomplex auch trotz seiner modernen Anbauten immer noch. Auch wenn es ebenso wie der Bogenschütze vor der Tür von Ernst Moritz Geyger erst 1925 entstanden ist und seitdem gründliche Renovierungen erfahren hat. Ein Grund für die barocke Anmutung ist zweifellos auch die Lage im Haupteingangsbereich des Parks und als einer der beiden Endpunkte der mit der Ebertsiedlung in den Folgejahren entstandenen markanten Achse, die von Ebert- und Fichtestraße gebildet wird. Am anderen Ende dieser Achse wurde Anfang der 1930er-Jahre die Friedenskirche errichtet. Ein Bauwerk, das in seinem konzentrischen Grundriss dem Turmrestaurant ein optisch verwandtes Gegenüber bot.

2010 wurde der Park in zweijähriger Bauzeit von Grund auf saniert

Der Park, der später in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes zum Hindenburgpark umgetauft wurde, und das Turmrestaurant, das ursprünglich gar nicht auf ein lange über die Gartenbauausstellung hinausreichendes Bestehen ausgelegt war, wurden bald zum beliebten Ausflugsziel der Ludwigshafener. Allerdings wurde der Park im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen und musste danach erst wieder aufgebaut werden. 

Immerhin: In den frühen 1950er Jahren kehrte wieder Leben ein und auch im Turmrestaurant wurden wieder Gäste bewirtet. Aber der Zahn der Zeit nagte an ihm, und zum Ende des 20. Jahrhunderts hin hatte der gesamte Park erheblich an Attraktivität eingebüßt. Erst im neuen Jahrtausend setzten Bemühungen ein, der „grünen Lunge“ in Friesenheim neues Leben einzuhauchen. Und damit kam auch das Turmrestaurant wieder zu Ehren: Nach längerem Leerstand wurde das inzwischen denkmalgeschützte Gebäude in knapp zweijähriger Bauzeit von Grund auf saniert, rückwärtige Gebäudeteile wurden abgerissen und durch zwei neue, symmetrisch angelegte Anbauten ersetzt. Vier Millionen Euro kostete die städtische Wohnungsbaugesellschaft GAG im Jahr 2010 diese aufwendige Sanierung. Das heutige Turmrestaurant hat eine Nutzfläche von 1200 Quadratmetern. Davon entfallen 430 auf den historischen Teil des Gebäudes, 770 Quadratmeter auf den Anbau. Spiegelsaal und Restaurant sind je gut 70 Quadratmeter groß, Küche und Wirtschaftsraum gut 200 Quadratmeter.

Seit 2011 wird das Turmrestaurant im Ebertpark wieder bewirtet, und die Räumlichkeiten des Gebäudekomplexes werden zudem für Tagungen, Seminare und Feiern genutzt. Und sogar vor Standesbeamten ihren Bund fürs Leben besiegeln können geneigte Paare hier.