Vorgarten: Grüne Oase direkt vor der Tür

Wenig Platz im Vorgarten – und dennoch können Bewohner vor ihrem Haus eine grüne Oase schaffen. Foto: Benjamin Nolte/dpa-tmn 


Wer an einem Vorgarten vorbeiläuft, kann ihn meist einsehen und Rückschlüsse auf die Bewohner ziehen. Vor dem Haus ist oft wenig Platz. Beides stellt Bewohner bei der Gestaltung vor Herausforderungen.

In dem Spruch „Der Vorgarten ist die Visitenkarte des Hauses“ steckt viel Wahrheit. Denn der Vorgarten verrät viel über die Bewohner im angrenzenden Haus. Je kleiner er ist, desto genauer sollten sich Bewohner die Gestaltung überlegen, damit Optik und Funktion automatisch ineinandergreifen.

Auffällig ist, dass es in einigen Vorgärten kaum noch Pflanzen gibt – sie weichen Kiesschüttungen oder Schotterflächen, die als ordentlich gelten. Den vorhandenen Raum nutzen manche Bewohner dann lieber als Stellplatz für ein oder mehrere Fahrzeuge.

Pflanzenpracht statt Steinwüste


Die Gründe für diese Entwicklung beschreibt Tjards Wendebourg in seinem Buch „Der Kies muss weg!“ wie folgt: Die Grundstücke seien kleiner geworden, die Menschen hätten kaum noch Zeit. Sie seien weniger auf einen Standort fixiert und immer weniger mit natürlichen Abläufen vertraut. Das habe dazu geführt, dass Vorgärten sich in Steinwüsten verwandeln.

Die Landschaftsarchitektin Brigitte Röde aus Köln sieht vor allem eine falsche Beratung als Ursache dafür: „Den hilflosen Hausbesitzern wird beim Kauf erklärt, dass eine Schüttung aus Gestein eine pflegeleichte Lösung für den Vorgarten ist.“

Aber ist das auch so? Röde gibt zu bedenken, dass beispielsweise die Folienbahnen, die Unkraut fernhalten sollen und unter den Steinen ausgelegt werden, später als Sondermüll entsorgt werden müssen.

Bewohner sollten bei der Gestaltung noch mehr einbeziehen: „Heutzutage spielen darüber hinaus ökologische Argumente in der Gestaltung eine deutlich größere Rolle als noch von zehn Jahren“, so Wolfgang Groß, Fachreferent im Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL).
 

Geeignete Mischung finden


„Private Vorgärten beziehungsweise ihre Besitzer haben die Chance, einen wertvollen Beitrag zu Klima- und Artenschutz in den Städten zu leisten.“ Jeder begrünte Quadratmeter erhöhe die Chance, das Mikroklima und die Artenvielfalt zu verbessern.

„Als grüne Oasen vor der Haustür sind Vorgärten Trittsteine für die Vernetzung von Ökosystemen“, so Groß. Pflanzenreich gestaltete Vorgärten sind Lebensraum, Nahrungsquelle und Rückzugsmöglichkeit für Insekten und Vögel. „Natürlich ist die liebevolle und ansehnliche Gestaltung des Vorgartens eine große Aufgabe“, sagt Brigitte Röde. Doch es beginnt mit einer guten Planung. Bewohner sollten sich Gedanken zu ihren Prioritäten machen. „Ich meine, dass der Vorgarten einen selbst freundlich begrüßen sollte und er ein Bild abgibt, das es schön macht, nach Hause zu kommen“, sagt die Landschaftsarchitektin.

Röde berichtet von Projekten, bei denen Städte den Bewohnern einer Straße einen Baum für den Vorgarten schenken. „Steht nun in jedem Vorgarten ein Zierapfel oder eine Felsenbirne, entsteht eine Einheit“, so Röde.

Unabhängig von solchen Initiativen rät Röde: Die Gestaltung sollte unbedingt zur Architektur und zum Umfeld passen. Gleichzeitig könne die Unterpflanzung und das Material für die Wege sowie die Pflege eines solchen Projekts  genügend Raum für Individualität bieten.

Eine durchdachte Planung und Pflanzenauswahl sorgen dafür, dass ein Vorgarten die verschiedenen Anforderungen erfüllt. Groß beschreibt den perfekten Vorgarten exemplarisch so: Ein Carport mit Dachbegrünung bietet Flora und Fauna Platz und hält Regenwasser zurück. So lassen sich auch die Mülltonnen geschickt verstecken.

Eine bienenfreundliche Staudenpflanzung bietet Insekten Nahrung und trägt zur Biodiversität bei. „Abgerundet wird alles durch einen Hausbaum mit einer Bank um den Stamm. Er spendet Schatten, kühlt an heißen Sommertagen und lädt manchen Nachbarn zum Verweilen ein.“

Die richtige Pflanzenauswahl


Brigitte Röde rät für die Pflanzenauswahl: „Wichtig ist, dass man die Pflanzen passend zum Standort aussucht.“ Für einen schattigen Vorgarten sollten Bewohner Pflanzen auswählen, die mit wenig Sonne zurechtkommen – sonst verkümmern diese und geben kein gutes Bild ab. Außerdem sollte die Bepflanzung zu jeder Jahreszeit schön aussehen. Einzelne Immergrüne seien im Sommer ein Ruhepol, so Röde. In den Wintermonaten trotzen sie mit ihrem grünen Blattwerk dem Winter. Auch die Zaubernuss zeigt sich wandlungsfähig im Lauf der Jahreszeiten – mit einer leuchtenden  Färbung im Herbst und einer Blüte im Winter. Unwissenheit führe oft zu Fehlern, so Röde. „Wenn man keine Zeit hat, dann ist es ein Trugschluss den Vorgarten mit Rasen zu bepflanzen“, sagt die Landschaftsarchitektin. Denn dieser benötigt wöchentliches Mähen, Düngen und Wässern und ist  alles andere als pflegeleicht.

Als Alternative schlägt Röde vielmehr Bodendecker vor – nicht unbedingt immergrüne, wuchsfreudige Bodendecker, wie das Immergrün oder die Golderdbeere. Stattdessen empfiehlt sie beispielsweise das Japanische Waldgras und den Cambridge-Storchschnabel. „Sie geben den Zwiebelblumen im Frühling die Möglichkeit, sich ungestört zu präsentieren.“ Später im Jahr übernehmen sie dank Blüten, Blättern und Wuchsform die Hauptrolle. (dpa)