Holzhaus: Ökologisch und kostengünstig zugleich

Die Nachhaltigkeit, die Reiner Trinkel beim Bau seines Holzhauses in Obrigheim beachtet hat, beeindruckt jeden, der das besondere Gebäude betritt. Die Wände im Inneren sind mit Farben auf Quarkbasis gestaltet, auf dem Dach wird Energie für Strom und Warmwasser erzeugt.  Foto: Schifferstein



VON JOERG SCHIFFERSTEIN


„Es geht auch einfach“, das ist die Botschaft, die das Haus von Reiner Trinkel vermitteln soll. Im Obrigheimer Ortsteil Mühlheim hat er 2016 das Gebäude in einer Bauzeit von sechs Monaten errichtet. Das Haus  ist ein reiner Holzbau und steht auf Stelzen. Weitere verwendete Materialien für den besonderen Bau: Lehm, Kalk und Glas.


„Es musste damals schnell gehen“, sagte der selbstständige Ofenproduzent, der im Gebäude auch eine Werkstatt und sein Büro unterbringen wollte. „Beim Bau ging es mir darum, Ressourcen zu schonen, möglichst mit ökologischer Bauweise eine maximale Wohnqualität zu erreichen“, sagt Trinkel. „Schnell bedeutete für mich gleichzeitig,  das Gebäude preiswert zu errichten. Wir wollten auf eine maximale Summe von  1600 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche kommen. Das entspricht in etwa der Hälfte dessen, was heute beim Errichten von neuen Häusern üblich ist.“ 240 Quadratmeter Fläche hat er geschaffen, etwa 50 Prozent des Gebäudes dienen seinem Ofenbau-Unternehmen. Werkstatt und Büro sind im Erdgeschoss untergebracht.

Tipps vom RestaurierungsfachmannDas Haus ist nicht unterkellert, es steht auf Stelzen. „Wenn man so will, ist das gesamte Gebäude ein Pfahlbau. Unser Architekt kommt aus Quedlinburg, er ist Fachmann für das Restaurieren von Fachwerkhäusern. Wir arbeiten auch in anderen Bereichen zusammen“, erzählt Trinkel. Und damit ist er schon bei einer weiteren Besonderheit: dem Verzicht auf ein wassergeführtes Heizsystem. „Das ist bei Holzhäusern enorm wichtig, damit sie das Risiko einer Undichtigkeit in den Wänden  vermeiden.“

Der Pfahlbau ist der Topographie und ebenfalls der Kostensituation geschuldet. „Wir hätten auf dem Grundstück 140 Quadratmeter Fläche einen Meter hoch auffüllen, verdichten und dann ein Betonplatte gießen müssen. Das wollten wir nicht, denn unser Ziel war es, Wasser, das auf dem Grundstück anfällt, hier auch versickern zu lassen“, erklärt Trinkel. Heute sei deshalb so, dass jeder Tropfen Regen, der auf das Grundstück falle, dort  versickere. Das Dachwasser fließt in kleine Teiche auf dem Gelände und mit einem kleinen Brunnen wird es wieder zu Tage gefördert und zur Gartenbewässerung genutzt. 


Basis des Gebäudes ist eine Massivholzplatte


Auf den Stelzen liegt eine Massivholzplatte. „Das sind kreuzweise verleimte Bretter, übrigens weitgehend aus Abfallholz eines großen schwedischen Holzlieferanten. Die Bodenplatte ist 14 Zentimeter stark, darauf liegt ein acht Zentimeter hoher Bodenaufbau mit Isolation“, so Trinkel. Die  gleiche Stärke haben die Zwischendecken. Auch die Wände sind aus den Holzplatten gefertigt. Innen sind die Platten zehn Zentimeter stark, darauf kommt eine fünf Zentimeter dicke Reflexionsfolie, dann sind nochmals sechs Zentimeter Brettsperrholz als Fassade aufgebracht. „Der Aufbau ähnelt einem Schallschutzfenster, der Außenlärm wird durch die verschieden starken Holzschichten reduziert“, sagt Trinkel, der diese Bauweise für sein Haus vorgeschlagen hat.

Das Haus selbst ist zwei Stockwerke hoch und verfügt über ein leicht geneigtes Pultdach mit fünf Prozent Gefälle. Auf dem Dach wird Gemüse angebaut, das Sonne liebt, was auch die derzeit auf der Veranda stehenden Setzlinge erklärt. „Meine Frau ist ein große Gärtnerin, sie zieht alleine 40 Sorten Tomaten und Paprika“, erzählt der 63-Jährige.


Brennholz wächst im eigenen Garten


Eine Besonderheit an dem Holzhaus ist  das Ofenmodell, das Trinkel selbst baut und  vertreibt. Der Ofen hat zwei Kilowatt-Nennwärmleistung und das reicht für das gesamte Gebäude, das nachhaltig mit Brennholz – teils aus eigenem Anbau – geheizt wird. Trinkel züchtet zwar keine Bäume, aber auf dem Grundstück stehen viele alte Bäume. Äste und  Stämme, die abbrechen oder umstürzen, wandern in den Ofen.

Im Haus wird ein sogenannter Zirkulationsverbund durch Wanddurchbrüche erreicht, sodass sich die Wärme im gesamten Gebäude verteilen kann. Geheizt werden kann außerdem elektrisch mit einer Carbonfaser-Folienheizung, die an den Decken verklebt ist. Das komplette Wasser- und Abwasser-Leitungssystem liegt in der einzigen gemauerten Steinwand, sodass die Leitungen jederzeit für Reparaturen erreichbar sind. Küche und Bad sind deshalb übereinander angeordnet.

Einen Verputz gibt es am Gebäude nicht, die Wände innen sind mit einer Kasein-Farbe auf Quarkbasis gestrichen, wie sie heute noch beim Restaurieren von Kirchen verwendet wird. Außen der Anstrich besteht auf einer Basis von Leinöl und Zinkpigmenten.